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' Handlungen, sowie von allen Postämtern und M » preis für den Band von 26Nummern 3fl. 54 kr. » ^ "U.

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Das Opfer.

Im Gasthof zur goldenen Eutc in B. stand in der Hcrrcn-
stube ein Tisch mit acht Stühlen. Man sah dem Tische nichts
Besonderes an, er war wie die anderen Hausgcräthe von so-
lidem Eichenholz, sauber und blank geputzt, wie ebenfalls alles
Andere war. Nur wenn man die Reihe Pfeifen in's Auge
faßte, die hinter dem Tische an der Wand hingen, und be-
merkte, wie ihre Zahl so ganz mit der Zahl der Stühle übcr-
cinstimmte, so mußte man auf den Gedanken kommen, daß
dieser Tisch denn doch nicht dem gewöhnlichen Gebrauche dienen
möchte, nicht den luftigen Gästen, die kommen und gehen auf
Nimmerwiedersehen, sondern jenem ehrwürdigen, statarischen
Geschlechte, das mit Recht den Namen Stammgäste führt.

Auch wußte der biedere Gastgeber, wenn cs sechs Uhr Abends
schlug, mochten auch noch so viele andere Gäste da sein, diesen
Tisch frei zu erhalten von profaner Berührung. Er war mit
besonderer Sorgfalt abgcwischt, damit auch kein Stäubchen l
oder Brodkörnchcn einen der werthcn Gäste störe, die Stühle !
auf das pünktlichste in Ordnung gestellt, die Amtspflege frisch '
gescheuert und mit neuen Fidibus vollgestopft; auch glänzten
jederzeit schon zwei schwere Mcssinglcuchtcr mit an Kettchen
hängenden Lichtputzen dem Eintretcndcn freundlich entgegen.
Der ganze Tisch schien in der feierlichen Stimmung des Er- !
Wartens zu sein, und Stühle, Leuchter und Fidibus wie ge- i
spannt nach der Thüre zu schauen, wann doch der erste der !
Stammgäste sich zeigen würde.

Eines Tages aber war die Physiognomie des Tisches to- !
tal verändert; der Ausdruck des Ganzen sowohl als aller ein-
zelnen Thcilc war unverkennbar ein anderer als gewöhnlich,
an die Stelle respektvoller Erwartung war eine gewisse bäng-
liche, verlegene Stimmung getreten, wie sic sich in der un-
klaren Stellung der Stühle, von denen mehrere selbst eine
schiefe Richtung angenommen hatten, in der unsymctrischcn
Aufstellung der Leuchter, sowohl in ihrem Verhältniß zum
Tische, als namentlich zu der sonst von ihnen in gleichen
Distanzen in die Mitte genommenen Amtspflege, vor allem
aber in dem ungeordneten Zustande der Fidibus aussprach,
die, sonst, zu einem festen Bündel vereinigt, ein sprechendes
Symbol gesellschaftlicher Einigkeit abgabcn, während sie jetzt,
als wären alle Bande der Ordnung gelöst, wild durcheinander
tobten und, nach den verschiedensten Richtungen hinausstrebend,
das Schauspiel allgemeiner Entzweiung darbotcn. Kein Wun-
der, daß das ganze Zimmer, dem bisher dieser Tisch als fester
Mittelpunkt gedient, das hiev immer ein wohlthuendes Gegen-

i
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Opfer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gaststätte <Motiv>
Stuhl <Motiv>
Stammtisch
Leuchter
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 705, S. 1
 
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