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Bescheidene Anfrage

„Ja, Herr Di'. Kreithmayer, was haben denn Sie getrieben? ich
Hab' ja gar gehört, Sie werden in's Bezirksgericht versetzt und nicht ein-
mal befördert!"

Die deutschen Classiker in neuer zeitgemäßer Bearbeitung.

Hochgeehrte Redaktion! Dieser Tage habeich in den Zeitungen
von einem Merkchen gelesen, dessen Verfasser es sich zur Ausgabe gemacht
hat, Göthe's Gedichte, welche noch das Gepräge ihrer heidnischen Ent-

i Die deutschen Classiker re. rc. 133

!

stehnngszeit an sich tragen, nach den Ansichten
und dem Geschmacke unseres jetzigen christlichen
Zeitalters umzumodeln. Dieses Unternehmen hat
| meinen ganzen Beifall, namentlich seit mir das !
in einem Blatte mitgctheilte Gedicht „Der Erl-
könig" , wo statt des Erlkönigs der liebe Gott
den Knaben zu Tode ängstigt, sehr gefallen und
ich werde mir in Bewunderung der letzteren sin-
nigen Idee das Buch anschaffen. Zugleich hat
dieselbe einen ähnlichen Plan bei mir in Anreg-
ung gebracht, der sicher nicht weniger zeitgemäß
ist. In den Werken unserer Classiker finden wir
i nämlich die Verhältnisse des Handels, der Indu-
strie, des Verkehrs u. s. tv. nach dem Maaßstab
der Zeit, wo jene Männer schrieben, dargcstellt,
wie sie aber der Höhe unserer fortgeschrittenen
Cnltur nicht im Entferntesten mehr angemessen
erscheinen. Daß durch diesen Umstand die Werke
viel an innerer Wahrheit und der rechten Wirk-
samkeit ans die jetzige Leserwclt verlieren, ist
nicht zu bestreiten und es dtirfte daher eine dank-
bare und würdige Aufgabe sein, diesem Mangel
durch eine passende Bearbeitung abzuhelfen.

Nehmen wir zum Beispiel Schillers herr-
liches „Lied von der Glocke"; wie unange-
nehm und mit fast lächerlichem Eindruck beriihrt
uns da bei dem hohen Standpunkte unseres je- |
tzigen Assekuranzwesens die Schilderung, >vie |
der abgebrannte Hauseigenthnmer nach dem Brande
höchst nnmotivirt fortzieht und sich nur mit
dem Resultate tröstet, daß nach abgehaltenem
Appell über seine zahlreiche Familie kein Mit-
glied fehlt. Der Mann hat Oekonomie betrieben,
besitzt also jedenfalls Ackergrnndstücke außer den
abgebrannten Wohn- und Wirthschaftsgebäuden.
Er handelt somit ganz unsinnig, selbst wenn
letztere nicht versichert waren, wenn er nach dem
Brande mit Kind und Kegel in abenteuerlichem
Zuge seinen bisherigen Wohnsitz verläßt.

Ich habe daher zunächst versucht, diesem
unpraktischen, den heutigen Anschauungen nicht
mehr angemessenen Passus in dem Schiller'schen
Gedicht eine zeitgemäßere Wendung zu geben und
schmeichele mir, in dieser Beziehung das Richtige
getroffen zu haben. Das Feuer habe ich darin
durch die jetzigen trefflichen Löschanstalten schnell
■ löschen lassen, wobei die unverantwortliche Hand-
lungsweise der löschenden Mannschaften, welche
„hoffnungslos der Götterstärke weichen und müssig
und bewundernd des Menschen Werke untergehen
sehen", gänzlich ausgemerzt worden ist.

Nach meiner Bearbeitung würde die betref-
fende Stelle folgendermaßen lauten:
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bescheidene Anfrage"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Harlekin
Statue
Narr <Motiv>
Denkmal <Motiv>
München
Jurist
Karikatur
Spott <Motiv>
Kreittmayr, Wiguläus Xaver Aloys von
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 799, S. 133

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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