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Was das für nette Dürfte sind mit ihre reinliche Hänsle
an die Felscabhäng', wie die einen so g'scheid anguka ans de
Bäum' r'ans das ist hübsch, und wie mcinthalb wegemeiner
der Preuß das Alles schön ab'dämmt hat, das ist noch viel
! hübscher.

Warum Hab' ich nicht vier Auge g'habt, zwei vorne und
I zwei Hinte, der Platz wär' ja so prächtig da g'wese. Mit

Nro. I. ist mcinthalb wegemeiner ein g'spießter Maikäfer,
jetz' drehetse ihn gütigst »m und stecketse ihm d'Glnf statt in
Rücke, in Bauch und denketse sich mcinthalb wegemeiner ein
Rad an jede Seit, dann habctse an Rro. II. ein Dampf-
schiff fix und fertig. Der Rüssel ist der Steuermann, der
Schwanz ist der Schiffsschnabel und die Glnf ist mcinthalb
wegemeiner 's Kamin. Run denketse sich den Maikäfer so
I groß wie's Spritzenhaus in Wunderkinge nur a bisle größer

2 BriefeansSt.

Zeichnnngsmcister Russer in Ehingc in d'Schnl' gegangc bin,
der das natürliche Talent mit seinem Stock noch etwas ge-
streckt hat.

Wenn der alte Arndt scclig g'fragt hat, geehrtester Herr
Rotzwcnik, „was ist des Deutschen Vaterland?" so sag' ich,
Dcnise Bitterle von Mnnderkinge, des Deutschen Vaterland ist
ein schönes Land, ein herrlich's Land, das ist so ein Land,
daß ich, wo ich so auf'm Dampfschiff dahin g'schwomme bin,
mcinthalb wegemeiner hätt' heule möge.

Ich Hab' d'Donan g'sehc bis Wien, wo ich früher mit
Schnecke g'handclt Hab', ich Hab' d'llfer vom Rhein g'sehc,
das ist alles prächtig, aber daß dich mcinthalb wegemeiner
's Mänsle beiß, die Ufer von der Oder sind auch gar nicht übel.

Petersburg rc.

dem hintern Angesicht hält' ich mcinthalb wegemeiner Deutsch-
land im Ang' b'halte und mit dem vordern hätt' ich hinaus-
geschweift in die offene See.

Wir sind auf unserm Dampfschiff — es hat Trave
g'heisse und ist eigentlich von Lübeck g'wese — von Stettin
^ll'^hve, g'rad wie mcinthalb wegemeiner in einem Graben,
ans der einen Seit' natürliches und auf der andere künstliches
Prenßeland, bis in's Meer hinaus.

Jetz' wissetse, geehrtester Herr Rotzwenik, wo mir mein
deutsches Vaterland, mcinthalb wegemeiner, nach und nach „weit
in nebelgrauer Ferne" wie's enna Lied heißt, entschwunde ist,
da Hab' ich mir im Stillen ein paar Thräne aus die Auge
g'wischt, öffentlich hätt' ich das doch nicht thun dürfe, ich hätt'
mich ja mcinthalb wegemeiner schäme müsse als Deutscher.
Man. hätt' mich ja ausg'lacht über die Weichherzigkeit.
D'Franzose, d'Engelländer liebe ihr Vaterland und machet kein
Hehl d'raus, die Deutsche lieben es wohl auch, aber sie
saget's nicht und brüllet noch mcinthalb wegemeiner in d'Welt
n'aus:

,,ubi bene, ibi patria.“

Jetz' aber einmal zu meiner Seereis!

Sie könnet sich, geehrtester Herr Rotzwenik, wohl so
ein Dampsschisf gar nicht vorstelle. Sehetse, das will ich Ihne
nun ganz deutlich Hinmale.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Briefe aus St. Petersburg vom Rentier Dionysius Bitterle aus Munderkingen an der Donau an seinen Vetter im Schwabenland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gesicht
Vergleich
Schiffsreise
Blick <Motiv>
Kahlköpfigkeit
Haus
Maikäfer
Stecknadel
Familie
Dampfschiff
Karikatur
Auge
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 835, S. 2

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