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kam uni) kroch daher auf alle Viere nach dem Ort hin, wo
ich sie meinthalb wegemeiner hingelegt Hatte.

Was willst denn? sagt ich, selber ganz windelweich und
weinerig, „ach Denise," sagt sie, „ich muß — ich Hab' —
ich muß — mir istS furchtbar schlecht," sagt sic.

„Ja so," sagt ich, und hält mir gern hinter die Ohr ge-
kratzt, wenn ich hält aus drei Beine stehe könne. Jetzt, das
hättetsc sehen solle, geehrtester Herr Vetter! ich kann's nicht
beschreibe und hinmalc kann ich's schon gar nicht!

Herr Rgtzwcnik, ich sag' Ihne, wenn jetzt das Schiss in
unterst Meeresgrund »unter 'gange war', cs war' mir — hol
mich Gott — ein Ding g'wese.

Wie nun aber alles ein End hat, so ging's auch mit
dieser Nacht. Der Dag ist endlich angebroche, ich schleppte
meine Frau meinthalb wegemeiner auf's Verdeck, da lag se
krank — sehr krank. Das Wetter wurde gut, der Sturm legte
sich, ich deckte meine Frau hübsch zu, ging in die Cajnte »unter
und schlief nun mit meine Kinder — trotz Allem, bis eilf
Uhr Vormittags.

Am zweiten Tag lagen wir nun alle matt, wie die Fliegen,
ans dem Verdeck herum. Ich für meinen Thcil machte mir so
viel wie möglich Abwechslung, denn lag ich eine Zeit lang ans
dem Rücken, so legt' ich mich meinthalb wegemeiner wieder
ans den Bauch.

Alle Pattaschicrc waren krank, aber das Wetter blieb gnt,
die Nacht war schön, wir schliefen alle prächtig »nd am dritten
Tag standen wir alle gesund und munter ans. — Dieser
Morge war herrlich, das Meer spiegelglatt und rings am Horizont
meinthalb wegemeiner unzählige Schisse. O Herr Vetter! das
war schön, das war großartig, alle Schmerzen waren vergessen,
ich rauchte meinthalb wegemeiner wieder Cigarren, das Essen
schmeckte wieder, kurz wir fühlten nns.

„Morge," sagt der Capitän, „morge um 12 Uhr sind wir
in Cronstadt." — Der Abend bot nns wieder, meinthalb
wegemeiner, ein Schauspiel ganz anderer Art, das war der
Sonne Untergang ans dem Meer. — O Herr Vetter! welch

etwas verstaut bei der Mittagstafel und hat sich nun derselbe
mir meinthalb wegemeiner so ein kleines Privat - Vergnügen
g'macht. — Ich legte mich wieder nieder nnd dachte: „schaukle
dn meinthalb wegemeiner, daß dn schwarz wirst, ich kümmere
mich kein' Pfifferling um das Gckrach nnd das Getobe."

Das dauerte aber nicht lange, ich mußte wieder anfstehc,
das heißt, ich wollte anfstehc, kam aber nicht weiter hinauf als
ans alle Viere.

Als ich nun so ans alle Viere in der Cajüte 'rumkrieche,
kommt von der andern Seite auch eine dunkle G'stalt hergc-
kroche, ich hätte gern g'rnfe: „Werda'?" aber ich könnt' nicht,
nnd denkctse sich, bester Herr Rotzwenik, als die Gestalt näher
kam, da war's meine Fran, die in ähnliche Angelegenheite,
wie meinthalb wegemeiner ich, den Hafen (Garschok heißts'
ans russisch) gesucht hat.

Kaum halt' ich meine Alte wieder auf's Sopha hinbngsirt,
da ging der Guknck in meine Kommodekäste los. „Päppele! —
Mammele! ich muß breche," rief das kleine Olgäle, nnd
streckte ihr kleines Köpfte obe zur Schnblad' heraus, ich also
mit dem Häfele hin znm Olgäle, die unter Weinen ihr mög-
lichstes that; „Papa — Papa -—zn mir her!" rief der Ottole
nnd fing an zn würge; also mit dem andern Hase znm Ottole
: hin; „Papa — Papa — mir wird nbcl," hieß es von der
dritten Bettstell' her und Karl fing an Grimasse zn schneide,
daß einem angst nnd bang worde ist, also meinthalb wcgcmei-
! »er schrie ich schon ganz rabiat: „leg los!"

Ich aber lag da, ans dem Bode, vier Häfele um mich her.
So lag ich da nnd das Schiss ging immer meinthalb wcgc-
meiner ans nnd ab nnd cs stöhnte und krachte, daß Einem Höre
und Sehe verging. Endlich duselte ich cn bisle ei», aber die
Angst, ließ mich halt nit einschlafe.

Ein Viertelstündle mag ich so gednselt habe, da hört ich
meinthalb wegemeiner, mit kläglicher Stimme rufe: „Denise!"

Ich überzeugte mich, daß das Geächze von meiner Fran
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Briefe aus St. Petersburg von Rentier Dionysius Bitterle aus Munderkingen an der Donau an seinen Vetter im Schwabenlande"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schlaf <Motiv>
Übelkeit
Gefäß <Motiv>
Karikatur
Seekrankheit
Schiffsreise <Motiv>
Reisender <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kajüte <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 836, S. 10

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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