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Ein Orden.

sehen lassen, ohne daß nicht gleich die Nachbarn die Fenster
aufreißen und von des langen Kohlenmüllers Orden zu schreien
ansangen. Mag der Orden sein für wen er will, mir ist Alles
gleich, wenn er nur nicht für mich ist. Ich habe das Ding
lange genug getragen und mich hinlänglich darüber geärgert.
Das beste bei der Sache aber bleibt mir doch übrig: i ch
habe mit dem Könige gesprochen und das könnt Ihr
mir doch nicht wieder nehmen. Und nun sagen Sie dem
Minister einen schönen Gruß und ich lasse mich künftig für
jede» mir zugedachten Orden im Voraus bedanken. Ich müßte
fürchten, daß man mich todtschlüge, wenn ich wieder mit einem
Orden mich ans der Straße sehen lassen wollte. Adieu!"

Noch an demselben Tage wurde der Orden durch eine
zuverlässigere Hand, als die Blankenburgs, dem Kaufmann
und Stadtverordneten Müller übergeben und dadurch
dessen heißester Wunsch erfüllt. Müller stand ans dem Höhe-
punkte des von ihm erstrebten Glückes. Die Stellung, die er
in der Welt einnehmen wollte, hatte er nun glücklich errungen.
Sein Blick brauchte nicht mehr wehmüthig auf die leeren
Knopflöcher seiner linken Rockseite zu fallen, er hatte ja jetzt
Alles — Müller hatte seinen Orden!

Das große beabsichtigte Fest fand nun wirklich statt. Es
war in jeder Hinsicht ein glänzendes zu nennen, denn Müller
verstand es, seine Gäste fürstlich zu bewirthen. Der Bürger-
meister brachte dem Gastgeber den ersten Trinkspruch dar,
anknüpfend an daS große Wort: „dem Verdienste seine

Kronen!" Müller dankte tiefgerührt, aber in freudig gehobener
Rede. Die Dornen, welche in den letzten Tagen die Krone
seiner Verdienste durchflochten hatten, waren vergessen.

Aber in seinem Glücke fühlte Müller auch menschliches
Rühren. Er gedachte seines ärmeren Namensvetters, obgleich
dieser ihm beinahe den schönen Orden, wie man zu sagen
pflegt, von der Nase weggeschnappt hatte. Der reiche Müller
überbrachte Tags darauf dem „langen Kohlenmüller" persön-
lich ein Geschenk von hundert Thalern, gleichsam als Schmer-
zensgeld. Der alte Kohlenhändler sträubte sich gewaltig gegen
das reiche Geschenk, doch gelang es endlich der freundlichen
Beredsamkeit des reichen Kaufmanns, ihn zur Annahme jener
Summe zu bewegen.

Auch der König, dem das bei Hofe so seltene freimüthige
Auftreten des Pseudoordensempfängers mehr gefallen haben
mochte als dem Herrn Minister und dem Hofmarschalle, über-
sandte dem langen Kohlenmüller ein ansehnliches Gnaden-
geschenk.

Der reiche Müller aber ging fortan nicht mehr ohne
das Ordensbändchen im Knopfloche aus; alle seine übrigen
Kleider, sogar seinen Schlasrock, zierte das kleine Zeichen seiner
großen Würde. Ob es wahr ist, daß er, wie die neidische
böse Welt behauptet, selbst auch auf seinem Rachtcamisole
sich ein Ordensbändchen habe anbringen lassen, um selbst im
Schlafe seine Würde nicht zu verläugnen — dies haben wir
noch nicht ergründen können.


Die College«.

Der Wirth, nachdem er Rainen und Rang des Gastes, der sich eben in's Fremdenbuch eingeschrieben, gelesen: „Ah —
da sind wir ja sogar College» — ich bin auch Rittmeister." — Der Fremde: „Nun da, Herr Collega, bringen Sic mir
doch vor Allem einmal die Speisekarte und ein frisches Glas Bier!"
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Titel/Objekt
"Die Collegen"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Sammlung Eingang

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Bearbeitung/Umgestaltung

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Thema/Bildinhalt (GND)
Gastwirt
Bestellung
Gast <Motiv>
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Gaststätte
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
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Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 841, S. 52

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