54 Die beste Kuh.
Schön Röschen:
„Ach Gott, der böse, böse Zahn,
Ich that vor Schnierz kein Auge zu,
Wer schasst vor diesem Plaggeist Ruh?"
„Mein Kind, was quälst du dich so lang,
Geh' hin zum Arzt und Hab' nicht bang.
Er wählt die Mittel mit Verstand,
Uebt seine Kunst mit linder Hand,
Geh' hin, mein Röschen, geh."
Schön Röschen blüht wie vor und eh',
Es hat der Arzt sie gut knrirt.
Und ihr den Zahn gar schlau plombirt,
Run freut sich Röschen d'cüber hoch,
Um einen Reiz ist's reicher noch.
Schön Röschen
Ist wie die Morgenstunde,
Nun hat es Gold im Munde.
Die beste Kuh.
Der Milchmann Wasierhuber war ein wohlhabender
Mann. In Allem war er sparsam und genau; nur bezüglich
seiner Religion verlautete Allerlei — ja die böse Nachbarschaft
wollte wissen, er neige sich zu der Sekte der Wiedertäufer,
weßwegen ihm viel Schabernack angethan wurde. Einmal, als
eben besonders viel Kunden sich eingefnnden — es war gerade
Freitag, wegen der Mehlspeis — und er im besten Geschäfte
war, da reißt der Nachbar die Thür' auf und schreit aus
Leibeskräften in's Zimmer: „Nachbar! Nachbar! geschwind, was
Ihr könnt. Euere beste Kuh hat eine Rübe im Hals stecken!!"
Plaudereien.
(Das letzte Mittel.) „Viktor, ich kann Dich nicht be-
greifen, Du sagst, Deine Frau sei so geizig, daß sie täglich
nicht einmal so viel kocht, als Du zur Sättigung bedarfst;
und nun bin ich schon durch vier Tage bei Dir zum Speisen
geladen, esse und trinke viel und gewählt, und Du scheinst
Dich auch ganz wohl zu befinden." — Viktor: „Du kannst
es mir auf mein Wort glauben, alles Bitten und alle Vor-
stellungen von nieiner Seite haben bis jetzt nichts gefruchtet,
da verfiel ich auf das letzte Mittel: ich bitte alle Tage einen
Gast zu Tische — seitdem kann ich mich satt essen."
(Warnung.) Landwehrhauptmaun beim Apell:
„Heute ist Pferdemarkt in Spandau, da geht's gewöhnlich hoch
her. Ich will die Leidenschaft nicht nennen, die Viele unter
Euch besitzen, aber ich warne Jeden hiemit vor dem Besaufen."
(Die Unzukömmlichkeit.) Amtschef: „HerrAssistent,
ich bemerke, daß Sie anstatt zu arbeiten, bereits durch längere
Zeit unverwandt auf das Fenster sehen." — Assistent:
„Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken vertieft." — Amts-
ches: „Sehr unzukömmlich, haben Sie so etwas schon an
mir bemerkt?"
(Meldung.) Hauptmaun: „Ich melde dem Herrn
Oberst gehorsamst, daß der Soldat Huber meiner Compagnie
schon dreimal Nachtwaudelversuche au den Tag legte!"
Die Spiele.
Von dem ganzen Heer der Spiele,
Deren, tröste Gott, so viele
Sich der Deutsche einstudirt
Ist, das muß man doch bekennen.
Kaum ein Einzig' herzunennen.
Welches deutschen Namen führt.
Lotto, Solo, Tarok, Whist,
L’hombre, Ecarte, ßoulage,
Billard, Schach, sowie Mariage,
Lauter fremde Waare ist.
Aber halt! ich schließ mein Zeter
Ist doch deutsch der schwarze Peter
Und zu größerm Ruhm und Ehr,
Zähl' ich noch den Schafs köpf her.
(Die Drohung.) Der Michel ist auf dem Heimwege
vom Wirthshaus schon mehrercmale durch die Geister des Brannt-
weins in unangenehme Berührung mit dem Erdboden gekom-
men, da sagt er plötzlich, wie er wieder hingepurzelt, ganz
entrüstet zu sich selbst: „Jetzt frag ich Dich zum letztenmalc,
: Michel, willst jetzt stehen bleiben oder soll ich Dich liegen
! lassen?"
(Gegen Thierquälerei.) Landrichter Stöckle ist beim
Antithierquälcrverein und thut sein Möglichstes, um für die
leidende Thierheit zu sorgen. Letzthin bringt ihm sein Amts-
diener einen Bauern, den man arretirt habe, weil er sein
Pferd mißhandelt. „Herr Prügele," sagt der Landrichter, „nehmt
den Burschen hinaus und gebt ihm wegen seiner Thierquälerei
fünfundzwanzig aus dem FF." Und siehe, es geschah.
Schön Röschen:
„Ach Gott, der böse, böse Zahn,
Ich that vor Schnierz kein Auge zu,
Wer schasst vor diesem Plaggeist Ruh?"
„Mein Kind, was quälst du dich so lang,
Geh' hin zum Arzt und Hab' nicht bang.
Er wählt die Mittel mit Verstand,
Uebt seine Kunst mit linder Hand,
Geh' hin, mein Röschen, geh."
Schön Röschen blüht wie vor und eh',
Es hat der Arzt sie gut knrirt.
Und ihr den Zahn gar schlau plombirt,
Run freut sich Röschen d'cüber hoch,
Um einen Reiz ist's reicher noch.
Schön Röschen
Ist wie die Morgenstunde,
Nun hat es Gold im Munde.
Die beste Kuh.
Der Milchmann Wasierhuber war ein wohlhabender
Mann. In Allem war er sparsam und genau; nur bezüglich
seiner Religion verlautete Allerlei — ja die böse Nachbarschaft
wollte wissen, er neige sich zu der Sekte der Wiedertäufer,
weßwegen ihm viel Schabernack angethan wurde. Einmal, als
eben besonders viel Kunden sich eingefnnden — es war gerade
Freitag, wegen der Mehlspeis — und er im besten Geschäfte
war, da reißt der Nachbar die Thür' auf und schreit aus
Leibeskräften in's Zimmer: „Nachbar! Nachbar! geschwind, was
Ihr könnt. Euere beste Kuh hat eine Rübe im Hals stecken!!"
Plaudereien.
(Das letzte Mittel.) „Viktor, ich kann Dich nicht be-
greifen, Du sagst, Deine Frau sei so geizig, daß sie täglich
nicht einmal so viel kocht, als Du zur Sättigung bedarfst;
und nun bin ich schon durch vier Tage bei Dir zum Speisen
geladen, esse und trinke viel und gewählt, und Du scheinst
Dich auch ganz wohl zu befinden." — Viktor: „Du kannst
es mir auf mein Wort glauben, alles Bitten und alle Vor-
stellungen von nieiner Seite haben bis jetzt nichts gefruchtet,
da verfiel ich auf das letzte Mittel: ich bitte alle Tage einen
Gast zu Tische — seitdem kann ich mich satt essen."
(Warnung.) Landwehrhauptmaun beim Apell:
„Heute ist Pferdemarkt in Spandau, da geht's gewöhnlich hoch
her. Ich will die Leidenschaft nicht nennen, die Viele unter
Euch besitzen, aber ich warne Jeden hiemit vor dem Besaufen."
(Die Unzukömmlichkeit.) Amtschef: „HerrAssistent,
ich bemerke, daß Sie anstatt zu arbeiten, bereits durch längere
Zeit unverwandt auf das Fenster sehen." — Assistent:
„Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken vertieft." — Amts-
ches: „Sehr unzukömmlich, haben Sie so etwas schon an
mir bemerkt?"
(Meldung.) Hauptmaun: „Ich melde dem Herrn
Oberst gehorsamst, daß der Soldat Huber meiner Compagnie
schon dreimal Nachtwaudelversuche au den Tag legte!"
Die Spiele.
Von dem ganzen Heer der Spiele,
Deren, tröste Gott, so viele
Sich der Deutsche einstudirt
Ist, das muß man doch bekennen.
Kaum ein Einzig' herzunennen.
Welches deutschen Namen führt.
Lotto, Solo, Tarok, Whist,
L’hombre, Ecarte, ßoulage,
Billard, Schach, sowie Mariage,
Lauter fremde Waare ist.
Aber halt! ich schließ mein Zeter
Ist doch deutsch der schwarze Peter
Und zu größerm Ruhm und Ehr,
Zähl' ich noch den Schafs köpf her.
(Die Drohung.) Der Michel ist auf dem Heimwege
vom Wirthshaus schon mehrercmale durch die Geister des Brannt-
weins in unangenehme Berührung mit dem Erdboden gekom-
men, da sagt er plötzlich, wie er wieder hingepurzelt, ganz
entrüstet zu sich selbst: „Jetzt frag ich Dich zum letztenmalc,
: Michel, willst jetzt stehen bleiben oder soll ich Dich liegen
! lassen?"
(Gegen Thierquälerei.) Landrichter Stöckle ist beim
Antithierquälcrverein und thut sein Möglichstes, um für die
leidende Thierheit zu sorgen. Letzthin bringt ihm sein Amts-
diener einen Bauern, den man arretirt habe, weil er sein
Pferd mißhandelt. „Herr Prügele," sagt der Landrichter, „nehmt
den Burschen hinaus und gebt ihm wegen seiner Thierquälerei
fünfundzwanzig aus dem FF." Und siehe, es geschah.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die beste Kuh"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 841, S. 54
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg