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Erklärlich

Hofmeister: „Er ist doch ein rechter Tölpel — so hätt' ich's auch gekonnt!"

Bedienter: „Glanb's schon — jetzt — weil Sie's g'seh'n haben!"

Der Adler und die Eule.

Die Sonne sinkt im Westen — sie schickt den letzten Strahl,
Als wie ein zärtlich' Grüßen, dem freundlich stillen Thal,

Die Vöglci» singen klagend ihr Abendlied vereint.

Und selbst das kleinste Blümchen um seine Sonne weint.
Dann schlüpft, als Nacht es worden, ihr treuester Genoß
Aus einer Mauerritze vom halbversall'nen Schloß,

Die böse alte Eule, die eben erst erwacht,

, Zu ihrem schlimmen Handwerk, mit neugestärkter Macht.

Da flog der Königsadler dem nahen Horste zu.

Er hört die Eule krächzen gar schauerlich: Uhu!

Und steigt von Wolkenhöhen zum Enlensitz hinab:

„Was rnf'st Du?" spricht der König, „Dein Rufen mahnt

an's Grab."

Die Eule sagte: „That ich's, so war cs recht gemacht,

! Du wärest »immer König, hielt' ich nicht treue Wacht,

Es hat sich keck verschworen der.Vögel ganzes Heer,

Sie wollen Dich, den Adler, zum Könige nicht mehr.

Sie singen laut von Freiheit, sie preisen hoch das Licht,

Das mit dem jungen Morgen durch das Gcwölkc bricht.

Sie hassen Dich, mein König, ich aber denke Dein,

Wenn alle auch verblendet des bösen Lichtes Schein."

D'rauf sprach der Adlerkönig: „Ich hätte nie vermeint.

Daß meine Unterthanen mir, ihrem König, feind.

Fast kann ich cs nicht glauben, daß mich Verrath umgarnt.
Ich will's Dir mächtig lohnen, daß Du mich hast gewarnt.

Ich werde hier verweilen, bis daß der Morgen graut,

Bis in den Wäldern d'rübcn es munter wird und laut,

Du magst mich dann begleiten, will lauschen dem Gesang,
Kaum kann ich sie bezähmen der Neugier Fieberdrang."

Gesagt, gethan. Der König schlief in der Eule Haus,

Und als der Morgen nahte, da zogen Beide aus.

Noch hüllte tiefes Dunkel die Wälder und die Flur, 4
Ein fahler dünner Lichtstrcif erschien im Osten nur.

Waldeinwärts flogen Beide; das erste Lied erscholl.

Die Lerche bringt dem Tage des Dankes frohen Zoll,

Sie singt vom süßen Frieden, von Freiheit und von Lust,
Von Einigkeit und Liebe, aus tiefbewegter Brust.

Der Adler horcht und flieget noch tiefer in den Wald,

Doch immer seinem Ohre cs froh entgegenschallt:

„Sei uns gegrüßet, König, im schönen Morgenlicht,

Das Dir die güld'ne Krone um Deine Schläfe flicht!"

Ta sah ergrimmt der Adler sich nach der Eule um:

„Sag' an, Du Lügentochtcr, was machet Dich so stumm?
„Du hast mein Volk verlänmdet, weil cs den Morgen liebt.
Der Dir Dein stieres Auge mit einem Schleier trübt.

„Du streifest an die Beste, die Dir im Wege sind,

Ich seh' es jetzo deutlich. Dich macht die Helle blind —
lind ich könnt' Dir vertrauen, Du finsterer Gesell?!

Des Adlers Augen schauen mit seinem Volke hell!"

Filipp Haas.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Erklärlich"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Hofmeister <Motiv>
Bruch
Geschirr <Hausrat>
Bediensteter
Schlagfertigkeit
Sturz <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Missgeschick <Motiv>

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 844, S. 78

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