Psychologische Studien.
Sehr lauge Haare: Bewußtsein sonsti- Sehr in die Breite gehender Locken- Gott segne ihn!
gcr Häßlichkeit, Ansprüche auf Anerken- topf: Unreinlicher Mensch,
nung und Ehrenbezeugungen.
Der kluge Fuchs.
Förster: „Der Fuchs wird gerade so gut anhänglich au
den Menschen, wie der Hund; er erniedrigt sich aber nicht zum
Hausthiere, sondern zieht seine Freiheit vor. Ich will Ihnen
da einen Fall erzählen. Vor etwa acht Jähren hatte ich eine
junge Füchsin aufgezogen. Anfangs ließ ich sie frei herum
laufen; als sie aber größer wurde, mußte ich sie an die Kette
legen, weil sie für's Leben gern revierte. Dabei war sic
aber so zuthunlich zu mir, daß sie auf meinen Pfiff hörte
und mit mir ging wie ein Hund. So verging ein Vierteljahr,
da war aus einmal über Nacht die Füchsin verschwunden,
während Halsband und Kette noch an ihrer Hütte hingen.
Mein Jägerbnrsche hatte Tags zuvor sein Taschenmesser bei
der Fuchshütte verloren und dieses hatte das schlaue Thier ge-
fnnden, es mit dem Hefte in die Erde gescharrt, wo ich cs
noch fand , und sich an der in die Höhe stehenden Klinge
das Halsband durchgeschuitten. Sie war mit der Brust hin-
ter den Messerrücken getreten, hatte sich die Klinge behut-
sam zwischen Hals und Halsband geschoben und ' nun mit
dem Halse rückwärts gezerrt, während sie die Läufe gegen den
Messerrücken gestemmt hatte. Auf diese Weise war das Hals-
! band rasch zerschnitten und sie halte sich auf und davon ge-
macht. Ein halbes Jahr später komme ich eines Abends
vom Austaudc zurück. Wie ich nun so langsam durch's Holz
schlendere, fühle ich ans einmal an meiner linken Kniekehle
einen Stoß. Ich fahre herum und was sehe ich vor mir?
Einen Fnchs, der mich eifrig beschnuppert und ganz
freundschaftlich seine Ruthe schwenkt. Rasch greife ich
nach der Flinte, aber in demselben Augenblicke er-
kenne ich auch die Füchsin, die mir vor einem halben
Jahre schappirt war. „Bistdu's, Madam?!" sage ich,
so wurde sie nämlich früher von mir genannt, und
wie sie das hört, fängt sie au zu springen und meine j
Hände zu belecken, daß ich ganz gerührt von ihrer j
Freude wurde. „Komm', Madam," sag' ich, „geh'
mit mir!" Wie ich das sage, setzt sie sich hin, kratzt
sich hinter den Ohren, als ob sie über etwas uach-
dächtc; auf einmal fängt sie an, mich an der Hose
zu zerren und vor mir herum zu tanzen, als ob ich
mit ihr gehen sollte. „Was hat sie nur?" dachte
ich und ging ihr nach. Wie sie das sah, war ihre
Freude außerordentlich und rasch lief sie vor mir her
in's Dickicht. Bald erreichten wir eine lichte Stelle,
wo ich unter einer alte» Buche einen Fuchsbau ent- j
deckte. Hier nöthigte mich die Füchsin, stehen zu bleiben
und ging in den Bau, kam aber gleich wieder zurück mit
drei allerliebsten jungen Füchschen, die mich höchst vcr
wundert anschauten, daun aber sich nicht weiter um mich
bekümmerten, sondern ein Spiel mit einem Gegenstände
anfingeu, den ich in der Dunkelheit nicht deutlich unterscheiden
konnte. Währenddessen sah mich die Alte bald aufmerksam
an, bald liebkoste sic ihre Jungen und gab mir so zu ver-
stehen, warum sie mich hicher geführt hatte. Sie wollte mir
das Glück zeigen, was sie in der Freiheit genösse und mir
dadurch erklären, warum sie nicht mit mir gehen könnte. Ge-
rührt streichelte ich, sie und ihre Jungen und wollte mich dann
entfernen, da sprang sie auf einmal zu ihren Kleinen, nahm
den Gegenstand, mit dem dieselben spielten und brachte ihn
zu mir getragen. Denken Sic sich mein Erstaunen, als ich !
in demselben einen Gummiball erkenne, den ich vor einem
Jahre, als die Füchsin noch bei mir war, derselben zum ,
Spielzeug gegeben hatte. Sie hatte ihn bei ihrer Entweich- '
ung zum Andenken an den Ort mitgenommen, wo sie ihre ■
Jugend verlebt und wollte mir jetzt jedenfalls zeigen, daß sie
dasselbe noch besitze. Nachdem ich nochmals von der ganzen
Fuchsfamilie Abschied genommen, führte mich die Füchsin !
durch's Dickicht bis auf den Weg und kehrte daun, nicht ohne |
sich oft umzusehen, zu ihren Jungen zurück."
Sehr lauge Haare: Bewußtsein sonsti- Sehr in die Breite gehender Locken- Gott segne ihn!
gcr Häßlichkeit, Ansprüche auf Anerken- topf: Unreinlicher Mensch,
nung und Ehrenbezeugungen.
Der kluge Fuchs.
Förster: „Der Fuchs wird gerade so gut anhänglich au
den Menschen, wie der Hund; er erniedrigt sich aber nicht zum
Hausthiere, sondern zieht seine Freiheit vor. Ich will Ihnen
da einen Fall erzählen. Vor etwa acht Jähren hatte ich eine
junge Füchsin aufgezogen. Anfangs ließ ich sie frei herum
laufen; als sie aber größer wurde, mußte ich sie an die Kette
legen, weil sie für's Leben gern revierte. Dabei war sic
aber so zuthunlich zu mir, daß sie auf meinen Pfiff hörte
und mit mir ging wie ein Hund. So verging ein Vierteljahr,
da war aus einmal über Nacht die Füchsin verschwunden,
während Halsband und Kette noch an ihrer Hütte hingen.
Mein Jägerbnrsche hatte Tags zuvor sein Taschenmesser bei
der Fuchshütte verloren und dieses hatte das schlaue Thier ge-
fnnden, es mit dem Hefte in die Erde gescharrt, wo ich cs
noch fand , und sich an der in die Höhe stehenden Klinge
das Halsband durchgeschuitten. Sie war mit der Brust hin-
ter den Messerrücken getreten, hatte sich die Klinge behut-
sam zwischen Hals und Halsband geschoben und ' nun mit
dem Halse rückwärts gezerrt, während sie die Läufe gegen den
Messerrücken gestemmt hatte. Auf diese Weise war das Hals-
! band rasch zerschnitten und sie halte sich auf und davon ge-
macht. Ein halbes Jahr später komme ich eines Abends
vom Austaudc zurück. Wie ich nun so langsam durch's Holz
schlendere, fühle ich ans einmal an meiner linken Kniekehle
einen Stoß. Ich fahre herum und was sehe ich vor mir?
Einen Fnchs, der mich eifrig beschnuppert und ganz
freundschaftlich seine Ruthe schwenkt. Rasch greife ich
nach der Flinte, aber in demselben Augenblicke er-
kenne ich auch die Füchsin, die mir vor einem halben
Jahre schappirt war. „Bistdu's, Madam?!" sage ich,
so wurde sie nämlich früher von mir genannt, und
wie sie das hört, fängt sie au zu springen und meine j
Hände zu belecken, daß ich ganz gerührt von ihrer j
Freude wurde. „Komm', Madam," sag' ich, „geh'
mit mir!" Wie ich das sage, setzt sie sich hin, kratzt
sich hinter den Ohren, als ob sie über etwas uach-
dächtc; auf einmal fängt sie an, mich an der Hose
zu zerren und vor mir herum zu tanzen, als ob ich
mit ihr gehen sollte. „Was hat sie nur?" dachte
ich und ging ihr nach. Wie sie das sah, war ihre
Freude außerordentlich und rasch lief sie vor mir her
in's Dickicht. Bald erreichten wir eine lichte Stelle,
wo ich unter einer alte» Buche einen Fuchsbau ent- j
deckte. Hier nöthigte mich die Füchsin, stehen zu bleiben
und ging in den Bau, kam aber gleich wieder zurück mit
drei allerliebsten jungen Füchschen, die mich höchst vcr
wundert anschauten, daun aber sich nicht weiter um mich
bekümmerten, sondern ein Spiel mit einem Gegenstände
anfingeu, den ich in der Dunkelheit nicht deutlich unterscheiden
konnte. Währenddessen sah mich die Alte bald aufmerksam
an, bald liebkoste sic ihre Jungen und gab mir so zu ver-
stehen, warum sie mich hicher geführt hatte. Sie wollte mir
das Glück zeigen, was sie in der Freiheit genösse und mir
dadurch erklären, warum sie nicht mit mir gehen könnte. Ge-
rührt streichelte ich, sie und ihre Jungen und wollte mich dann
entfernen, da sprang sie auf einmal zu ihren Kleinen, nahm
den Gegenstand, mit dem dieselben spielten und brachte ihn
zu mir getragen. Denken Sic sich mein Erstaunen, als ich !
in demselben einen Gummiball erkenne, den ich vor einem
Jahre, als die Füchsin noch bei mir war, derselben zum ,
Spielzeug gegeben hatte. Sie hatte ihn bei ihrer Entweich- '
ung zum Andenken an den Ort mitgenommen, wo sie ihre ■
Jugend verlebt und wollte mir jetzt jedenfalls zeigen, daß sie
dasselbe noch besitze. Nachdem ich nochmals von der ganzen
Fuchsfamilie Abschied genommen, führte mich die Füchsin !
durch's Dickicht bis auf den Weg und kehrte daun, nicht ohne |
sich oft umzusehen, zu ihren Jungen zurück."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Psychologische Studien" "Der kluge Fuchs"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur (W. D. ungesichert)
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 846, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg