Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38 Ermahnung des weisen Sidi Jussuf, rc. :c.

Weg den Turban von dem Kopf, aufgestülpt ein schmaler Topf,
Daß den Schädel glatt und blank sehen kann ein jeder Frank.
Dann wird Dir der Bart beschnitten und aus Deines Kaftans

Mitten

Dir ein Stück herausgesäbelt, daß Du hinten scheinst beschnäbelt.
Deiner Hose weite Pumpen laß im Schranke nur zerlumpen,
Daß die Krummheit Deiner Beine jedem Giaur klar erscheine.
Wardst'Du so zur Vogelscheuche: streich der Kadi's dicke Bäuche,
Daß sie recht vergnüglich lachen: dieß nennt man „Visite

machen."

Endlich wirst Du dann probirt, ob Du richtig auch studirt.
Jeder schlägt mit den Gesetzen auf das Haupt Dich zum

Ergötzen,

Fragt Dich, wann die Bastonade auf den Kopf, wann auf

die Wade;

Wann erwürgen, wann zu köpfen, zu ersäufen, wann zu schröpfen,
Wann verbrennen, wann zerschinden, spießen wann mit Weib

und Kinden,

Wann verhungern und verdürsten Angesichts von Bier und

Würsten,

Ob Verklagter aufzuhängen, Klägern nur der Bart zu sengen?
Hast Du dieses wohl besprochen, jedes Wort vorher gerochen,
Hat der Kadi auch geschmatzt, wenn Du ihm den Bart gekratzt:
Dann erst bist Du, Sohn des Unglücks, Refrendar und

weiter nir.

lieble Sorge zu verscheuchen sollst Du mir die Schale reichen.
Wär' sie schon geleert vorhin? Das will mir nicht in den

Sinn;

Fast befürcht' ich, Hundesohn, dieser Trank behagt Dir schon!

Dritter und letzter Schweif.

Sagst Du, daß die Refrendare trinken, singen Jahr auf Jahre?
Wer hat Dir, Du Sohn von Hunden, diese Mähr' denn

aufgebunden!

Höre, was der Refrendar drüber sprach bei Trafalgar:

Sind sie mal erlöst vom Sitzen, müssen sie wo anders schwitzen.
Jenes Volk ist so verwirrt, daß cs um sich selber schwirrt:
Alle fassen ihre Frauen, statt dem Tanze zuzuschauen:

Jeder Mufti, Fellah, Emir, jeder Pascha, und auch, weh mir!
Selbst der Sultan, Defterdar, auch der Eunuch und Vicar

lieber den Werth des Schuldenmachens.

Dreh'n sich, daß es war' zum Grauen, hielten sie nicht fest

die Frauen.

Hat sich abgetanzt der Mann, kommt der Refrendar heran.
Dieser dreht die Frau'n im Kreise, spricht zu ihnen zart

und leise,

Doch wird, will er sich verlieben, ihm der Turban angetrieben;
Dazu Wein man in ihn gießt, bis eö oben überfließt.

Siehe da, ein solches Schwein würdest Du, o Söhnelein!
Denke Deiner Eltern Zähren, bleib im Land und laß Dich

nähren,

Oder willst Du dieses nich: tritt in's Heer als Fähnderjch.
Eins von diesem wähle Du. Basta, teremtete! Hu!

Jetzt den Rest noch aus der Schale. Wecke mich zum

Mittagsmahle.

Die Ucbersctzung in's Morgcnländische wird Vorbehalten.

lieber den Werth des Schuldenmachens.

Allen drängenden Gläubigern zum Trotz und allen bedrängten Schulden-
machern zum Trost geschrieben im Schuldthurm zu N. von Baron
Victor von Borghausen. Aus dessen Papieren mitgetheilt
von Or. Robert Hase.

Da ich jetzt leider schon seit längerer Zeit meiner ge-
wöhnlichen Beschäftigung nicht nachgehen, d. h. keine Schulden
machen kann, — denn die Kleinigkeit von sechzig Gulden
an den Gefangenmeister ist nicht der Rede werth und wartet
aus mehr, — so habe ich diese meine unfreiwillige Muße
benutzt, um die Kunst, die ich bis jetzt blos praktisch, ja ge-
wissermaßen instinktmäßig getrieben habe, nun auch einmal
theoretisch zu treiben, d. h. als Philosoph über ihren Umfang,
ihre Regeln, ihre Berechtigung, ihre kulturhistorische Bedeu-
tung u. dgl. nachzudenken. Brüder, es ist doch eine herr-
liche Sache auch um die Theorie! Schon nach einigem kurzen
Nachdenken wurde mir zu meinem größten Erstaunen klar,
daß in dem Berufe, den wir doch meist nur so auf's Ge-
radewohl hin treiben, ohne seine ganze Wichtigkeit auch
nur von ferne zu ahnen, ein fast unberechenbarer Werth
liegt, ein Werth, der uns Alle mit Stolz erfüllen muß.
Es ist wahrhaftig jammerschade, daß bisher noch kein Genie,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ermahnung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Frack
Tanz <Motiv>
Zylinder <Kopfbedeckung>
Tabakspfeife <Motiv>
Rückenfigur
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 969, S. 38

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen