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D ie Schiveden in Rippoldsan.

Tromm tromm, tromm tromm, . . trori, trara! . .
O heil'ge Cäcilie, der Schweb' ist da!

Herr Petz hold hat keine Silb' gesprochen,
Aufsprang er, wie von der Tarantel gestochen,

Er schultert die Baßgeig und sah nicht mehr um,
Vergaß selbst sein gelb Colophonium,

Ließ Noten zurück und Sacktuch und Kapp'

Und sprang wie besessen den Bergwald hinab:

„Gut' Nacht, Adagio und Bademnsik,

Gut' Nacht, der Pctzhold kommt nimmer zurück!
Tromni tromm, tromm tromm, . . trari, trara! . .
Der Schweb' ist da, der Schweb' ist da!"

Im Bad indeß hatte Niemand Kunde

Was Herr Petzhold erlauscht in jener Stunde;

Es kamen, tvie sonst, die Herren und Damen
Im Spcisesaal zum Souper zusammen.

Der Expeditor bracht' an Packeten und Brief'

Was mit der Wolfacher Post cinlicf.

Auch von Freibnrg der alte Herr Kreispräsident
Erhielt ein gesiegelt Pergament
Und inan bemerkte, daß etivas blaß
Seine Züge wurden, als er es las.

Es scheint, auch in dieser Epistola
Stand' was von tromm tromm und trari, trara,
Denn er flüsterte Frau und Tochter 'ivas zu
Und rief auch plötzlich den Badtvirth herzu,

Und sprach: „Wir verreisen früh morgen um vier,
Besorgen Sie schnell einen Wagen mir!"

Und wiewohl kopfschüttelnd der Badtvirth sprach:
„Sie haben bestellt ja für dreißig Tag
Die Wohnung und sind erst seit heut' im Quartier .
Erwidert er: „Dennoch verreis' ich von hier!"

Des andern Morgens früh um vier Uhr
Er mit Extrapost von dannen fuhr;

Auch der Herr von Questenberg aus Wien
Nicht mehr, wie sonst, an der Quelle erschien;

Er nahm, trotz seidenem Mantel und Rock
In derselben Kutsche Platz auf dem Bock.

Um acht Uhr saß Alles, wie sonst, beim Cafä
Im Hof und unter der Lindenallee,

Doch die Musik schlich traurig heran,

Stadt sechsen ivaren's nur fünf Mann,

Und ivas sie spielten, war incomplet
Daß schier man sic ansgepfiffen hält'.

Drum zu den Gästen mit klagender Miene
Sprach entschnld'gend die erste Violine:

„Wir sind rninirt, ein verstimmter Accord,

Die Baßgeig' mit sainint dem Petzhold ist fort!"
Da wurde Vieles geschivatzt n»d gesprochen
Ob ver Ccllvspieler den Hals ivohl gebrochen,

Oder ob, als leichtfertiger Musikant
Er ohne Abschied von dannen gerannt.

Die Menschheit ist stets sich neigend znm Bösen,

Man machte viel boshafte Hypothesen:

Er Hab', als Verliebter int Schatten der Nacht
Einer Wäld'rin ein Baßgeigcnständchen gebracht,

Oder liege, von süßem Rheinweine trunken
Wohl in jammervolle Träume versunken;

Nur der Flötist sprach mit edelem Math:

„Ter Petzhold ist klug und iveiß ivas er thut!

Und wieder nahte die Mittagsstunde
Und saßen die Gäste in fröhlicher Runde,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Schweden in Rippoldsau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Reiter <Motiv>
Flucht <Motiv>
Berg
Schrecken
Trompete <Motiv>
Fanfare <Signalmusik>
Ankündigung
Kontrabass <Motiv>
Dreißigjähriger Krieg
Karikatur
Landschaft <Motiv>
Kavallerie <Motiv>
Ankunft
Satirische Zeitschrift
Schweden
Rippoldsau

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1100, S. 42
 
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