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j | Bestellungen werden in allen Buch- uud Kunst- Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- yi y sav

' Handlungen, sowie von allen Postämtern und H D M^«W » preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. A

Aeitungsexpeditionen angenommen. ob. 2Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9kr. od. 2'/s Sgr.

Die M

(Fortsetzung

Nun erst sah ich genauer um mich uud gewahrte zu
meinem Befremden, was mir früher in meiner Aufregung
entgangen, daß mir alles unbekannt war. Es war ein gar
seltsam aussehender Platz, ganz anders als ich ihn zuerst
! gesehen. Es war eine verwahrloste, düstere Stelle, als
I wenn seit Beginn der Schöpfung Niemand daher gekommen
wäre. Die alten dunkeln Tannen ringsum standen wie vom
Sturmwind zcrsaust und schief geblasen, und das weiße,
lange, zottige Moos, das von ihren Stämmen und Zweigen
niederhing, gab ihnen ein gespenstisches Aussehen. Kaum ein
Dutzend Schritte vor mir war ein unheimlicher, schwarzer
Sumpf, stellenweise mit einer blaßgrünen, faulenden Schleim-
decke überzogen, die nur bisweilen von irgend einem cckel-
haften Ungeziefer bewegt wurde, und statt der saftig grünen
■ Kräuter bedeckte gelbes, dürres Schmellerngras mit der
Teufelsfeder gemischt den Platz.

„Weil Du nicht 'rausrückst mit der Sprache, so will
ich Dir's sagen," fuhr er fort und stieß dabei mit seinem
langen Stocke nach einer Kröte, daß diese, sich im TodeS-
schmcrzc krümmend, den eckligen, fcuergelben Bauch empor-
streckte. „Um ein paar lumpige Gulden zu gewinnen, setzt
Du Dich der Gefahr des Zuchthauses ans, und glaubst da-
"nt das schönste Mädel zu erobern, als ob Schönheit und
Häßlichkeit, Reichthum jemals sich mit Armuth paarte. Der
ärmste gerade Kerl ist einem hübschen Mädel lieber, als so
^in kleiner, krummbeiniger Holzschinder, wie Du, wenn er
"icht soviel Geld hat, alle seine körperlichen Sünden damit
zu bedecken."

Ich fühlte cs, der Mann hatte Recht; ich zitterte
vor Wuth.

„Und wißt Ihr vielleicht ein Hilfsmittel für so einen

io skuh.

mb Schluß.)

armen krummbeinigen Tropf," fragte ich. „Wer seid Ihr |
denn in's Teufels Namen?"

„Ich, ich bin der Kohlenmichel," sagte er. „Hast wohl
schon gehört vom Kohlenmichel, oder nicht?" grinste er.

„Nein," antwortete ich, „aber was sucht denn Ihr hier?"

„Eine Kuh," sprach er.

„Was, eine Kuh?"

„Ja, eine Kuh, die mir entlaufen, cs ist ein ganz bc»
sonderes Thier. Ich stell' ihr schon lange nach; aber ich
Hab' nicht Leute genug. Wenn Du sie mir fangen helfen
wolltest, würde ich Dir soviel geben, daß Dein Mädel Dich
für den schönsten Burschen hält. Aber Du hast kaum Schneid
genug?"

„Schneid, um eine Kuh zu fangen," lachte ich veracht- !
lich, „ich rauf' mit dem Teufel selber, wenn's sein muß."

„Laß Du den Teufel aus dem Spiel," brummte er,
„wenn's Dein Ernst ist, komm mit."

„Es gilt," sagte ich.

„Gut, so laß uns hinüber gehen zu meiner Meilerhütte,
wo meine beiden Knechte sind, die müssen mit treiben helfen,"
sagte der Kohlcnmichcl.

„Aber daherum giebt es ja keine Hütte und keinen
Meiler," entgegnete ich, „da kenn' ich jeden Flecken."

„Hm," brummte Michel, „Du vergißt immer, daß die-
ses mein Grund und Boden ist, und daß Du den eben
nicht kennst."

Wir gingen die kleine Rundung entlang und bogen
dann in einen kleinen Waldwinkel ein, der bisher meinen
Augen verborgen war. Da sah es wo möglich noch öder
und schiecher aus. Hinten ganz in der Ecke stand eine kleine,
rusige Hütte, mit verdorrten Rasenstücken gedeckt und daneben

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