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Handlungen, sowie von allen Postämtern und TM -
Zeitnngsexpeditionen angenommen.
1-M Erscheinen wöchentlich. Snbscviptionsvrcis XI.V ülktkl '
^ RR«für den Band von 26 Nummern 3fl. 64kr.
od.2Nthlr.5Sgr. EinzelneNnnkinern 9 kr. od. 2Vs Sgr.
Drei Hochzeiten durch zwei Droschken.
(Schluß.)
Ein Augenblick später that sich die Thür auf und
hereintrat — der alte Sanitätsrath Bärwald, ein kleines
Männchen mit bereits ergrautem Haar. Ihm folgte ein
junger Mann und zwei Damen. Ersterer, von etwas unter-
setzter Gestalt mit vollem schlvarzen Barte lvar Dr. Ernst
sein Sohn, und die eine der jungen Damen, eine schlanke
majestätische Figur mit rabenschwarzen Locken, war Agnes,
die Tochter des Sanitätsrathes. Die zweite Dame war im
Reiseanzng. Ein allerliebstes schelmisches Gesichtchen, um-
wallt von einer Fülle prächtigen kastanienbraunen Haars
blickte aus der schwarzen Capote hervor und zeigte noch das
Staunen über die im Vorzimmer gemachte Entdeckung.
Die jetzt hereinbrechende allgemeine Verwirrung zu schil-
dern, geht über unsere Kräfte. Allerseits gab es das höchste
Erstaunen.
„Was seh' ich," rief Erich, „das ist ja der Herr
Sanitätsrath Bärwald! Emil, Dein Onkel!"
„Was, mein Onkel!" — und der lebhafte Referen-
darius lag im Nu dem verblüfften Bärwald am Halse.
Albertine und die junge Reisende hatten einander kaum
gesehen, als sie sich gleichzeitig einander umarmten.
„Albertine!"
„Anna! Ja Du bist's!" — rief jubelnd Eichfeldt's
Tochter. „Papa, sieh, da ist Aennchen Richter, unser ange-
kündigter Besuch! Sei willkommen mein herzliebes Aennchen!"
Der Regiernngsrath und seine Frau fielen aus einem
Erstaunen in das andere.
Wie kam die Familie Bärwald hierher? Wie kam ihre
Nichte mit dieser zusammen? Auch der alte Bärwald, dein
sein längst erwarteter Neffe hier so unvermuthet um den
Hals gefallen war, war nicht minder überrascht. Erich war
voller Freude auf Agnes zugeeilt. Ernst küßte der Frau
Räthin die Hand. Was gab es nicht da für Fragen und
Aufklärungen, Vorstellungen und Complimente! Alles war
in Verwirrung gerathen.
Auch die beiden ehemaligen Freunde, der alte Sanitäts-
rath und der alte Regiernngsrath, standen sich jetzt wiederum
gegenüber. Sollte man angesichts so freudiger Ereignisse nicht
lieber die verwünschte Spannung beseitigen und zu dem alten
freundschaftlichen Verkehr zurückkommen? Man konnte beiden
deutlich ansehen, wie gern sie jeden gehabten Streit beigelegt
und vergessen wissen Ivollten und endlich, nachdem sich der
alte Bärwald verschiedene Male geräuspert und mit dem
goldenen Stockknopfe die Nase gerieben, begann er zum
Regiernngsrathe gewendet, der verlegen mit den Fingern ans
der Tischplatte trommelte:
„Ein unbegreiflicher Zufall — hm hm! — Herr Regie-
rungsrath, mein Neffe kommt zu Ihnen, Ihre Nichte zu
mir! — hm! —- offenbar ein Wink des Schicksals —"
„Ganz richtig, Herr Sanitätsrath!" fiel Eichfeldt hier-
ein, — „der Zufall hat es recht eigenthümlich — recht
hübsch eingerichtet — und da er uns nun einmal zusammen
gebracht hat, so dächte ich — was meinen Sie? — wir
ließen unsere letzte Schachparthie —"
„Remis," schloß Bärwald, „für alle Zeiten remis!"
Beide schüttelten sich kräftig die Hände und Freude ivar
allerseits in den Familien Eichfeldt und Bärwald ob der so
rasch und unerwartet erfolgten Versöhnung.
Erst jetzt, nachdem sich der erste Sturm der Ereignisse
gelegt, nachdem Emil Baumann seinen Onkel, Ernst und
Agnes kennen gelernt, und ebenso Anna Richter ihren Cousin
Erich und dessen Eltern, nachdem sich die beiden Räthe ver-
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und TM -
Zeitnngsexpeditionen angenommen.
1-M Erscheinen wöchentlich. Snbscviptionsvrcis XI.V ülktkl '
^ RR«für den Band von 26 Nummern 3fl. 64kr.
od.2Nthlr.5Sgr. EinzelneNnnkinern 9 kr. od. 2Vs Sgr.
Drei Hochzeiten durch zwei Droschken.
(Schluß.)
Ein Augenblick später that sich die Thür auf und
hereintrat — der alte Sanitätsrath Bärwald, ein kleines
Männchen mit bereits ergrautem Haar. Ihm folgte ein
junger Mann und zwei Damen. Ersterer, von etwas unter-
setzter Gestalt mit vollem schlvarzen Barte lvar Dr. Ernst
sein Sohn, und die eine der jungen Damen, eine schlanke
majestätische Figur mit rabenschwarzen Locken, war Agnes,
die Tochter des Sanitätsrathes. Die zweite Dame war im
Reiseanzng. Ein allerliebstes schelmisches Gesichtchen, um-
wallt von einer Fülle prächtigen kastanienbraunen Haars
blickte aus der schwarzen Capote hervor und zeigte noch das
Staunen über die im Vorzimmer gemachte Entdeckung.
Die jetzt hereinbrechende allgemeine Verwirrung zu schil-
dern, geht über unsere Kräfte. Allerseits gab es das höchste
Erstaunen.
„Was seh' ich," rief Erich, „das ist ja der Herr
Sanitätsrath Bärwald! Emil, Dein Onkel!"
„Was, mein Onkel!" — und der lebhafte Referen-
darius lag im Nu dem verblüfften Bärwald am Halse.
Albertine und die junge Reisende hatten einander kaum
gesehen, als sie sich gleichzeitig einander umarmten.
„Albertine!"
„Anna! Ja Du bist's!" — rief jubelnd Eichfeldt's
Tochter. „Papa, sieh, da ist Aennchen Richter, unser ange-
kündigter Besuch! Sei willkommen mein herzliebes Aennchen!"
Der Regiernngsrath und seine Frau fielen aus einem
Erstaunen in das andere.
Wie kam die Familie Bärwald hierher? Wie kam ihre
Nichte mit dieser zusammen? Auch der alte Bärwald, dein
sein längst erwarteter Neffe hier so unvermuthet um den
Hals gefallen war, war nicht minder überrascht. Erich war
voller Freude auf Agnes zugeeilt. Ernst küßte der Frau
Räthin die Hand. Was gab es nicht da für Fragen und
Aufklärungen, Vorstellungen und Complimente! Alles war
in Verwirrung gerathen.
Auch die beiden ehemaligen Freunde, der alte Sanitäts-
rath und der alte Regiernngsrath, standen sich jetzt wiederum
gegenüber. Sollte man angesichts so freudiger Ereignisse nicht
lieber die verwünschte Spannung beseitigen und zu dem alten
freundschaftlichen Verkehr zurückkommen? Man konnte beiden
deutlich ansehen, wie gern sie jeden gehabten Streit beigelegt
und vergessen wissen Ivollten und endlich, nachdem sich der
alte Bärwald verschiedene Male geräuspert und mit dem
goldenen Stockknopfe die Nase gerieben, begann er zum
Regiernngsrathe gewendet, der verlegen mit den Fingern ans
der Tischplatte trommelte:
„Ein unbegreiflicher Zufall — hm hm! — Herr Regie-
rungsrath, mein Neffe kommt zu Ihnen, Ihre Nichte zu
mir! — hm! —- offenbar ein Wink des Schicksals —"
„Ganz richtig, Herr Sanitätsrath!" fiel Eichfeldt hier-
ein, — „der Zufall hat es recht eigenthümlich — recht
hübsch eingerichtet — und da er uns nun einmal zusammen
gebracht hat, so dächte ich — was meinen Sie? — wir
ließen unsere letzte Schachparthie —"
„Remis," schloß Bärwald, „für alle Zeiten remis!"
Beide schüttelten sich kräftig die Hände und Freude ivar
allerseits in den Familien Eichfeldt und Bärwald ob der so
rasch und unerwartet erfolgten Versöhnung.
Erst jetzt, nachdem sich der erste Sturm der Ereignisse
gelegt, nachdem Emil Baumann seinen Onkel, Ernst und
Agnes kennen gelernt, und ebenso Anna Richter ihren Cousin
Erich und dessen Eltern, nachdem sich die beiden Räthe ver-
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