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"O- Handlungen, sowie von allen Postämtern und | | | M.» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ALi
Zeitungsexpeditionen angenommen.
vd. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/.t Sgr.
er Königs.
(Fortsetzung.)
„Fritz — Bruder!" schreien diese.
„Mich ist schon ganz wohl" — spricht der König zwar
etwas erschöpft, aber heiter.
„Aber Du bist verwundet, tödtlich getroffen!" ruft der
Maler. „Schone Dich, bleib —"
Der König schüttelt den Kopf sich langsam erhebend
und die Glieder der Reihe nach reckend und dehnend.
„Ich glaube kaum — ich fühle mir höchst gesund —"
„Mich," flüstert die Königin-Wittwe.
„Aber Du fielst neben mir auf der Barrikade in
der Aleranderstraße. Als die Garde feuerte, lagst Du am
Boden!"
„Meinst Du denn, ich werde mir nicht gut zu decken
wiffen, wenn ungebildete Militärs so rücksichtslos geradeaus
schießen? — die größten Helden haben sich immer gut zu
decken gewußt, Maler, und kein Leonidas bin ich nicht und
Thermopyle auch nicht, kein Futter für's Pulver — dazu
sind andere Objecte da, nicht ich, nicht der König!"
Der Maler wendet sich verächtlich von ihm atz und
jetzt erst erblickt daS Prinzeßchen seine blutige verwundete
Hand.
„Aber Du bist ja verwundet/ Moritz, zeig' mir die
Wunde! O es schmerzt Dich — wie bleich. Du bist — Moritz,
leg' Dich auf's Sopha oder willst Du lieber in die Kammer
auf Dein Bett?"
„Ja, Marie, es schmerzt entsetzlich! Ich hab's bisher
nicht beachtet — seinetwegen."
„O so geh', leg'Dich auf's Bett!" bittet die Königin-
Wittwe, „ich werde gehen, den vr. Höppner zu suchen."
„Höll' und Himmel!" schreit da mit einem Male ent-
setzt der König, daß alle erschreckt auffahren — „meine
Papiere! wo Hab' ich meine Papiere, meine Dokumente, mein
Hab' und Gut! — Gott ich bin ein elendiglicher pensionir-
ter Mensch, eine Ruine von ehemals — wo Hab' ich meine
Papiere — ich bin ein betrügerischer Bankerott, ein muth-
williger Falsarius!"
„Wo hattest Du Deine Papiere zuletzt?"
„Zuletzt? ja, wo zuletzt? im Mantel zuletzt! Wo ist
mein Mantel? O ich weiß, in der Droschke, die Droschke
war blau. Wo ist die Blaue? — Ich schrei' Feuer, ich
lauf Sturm! — Milde, Maler, hilf! komm, wohin Du
willst, auf die Barrikaden gegen alle Regimenter und Kanonen
der Welt, gegen den sämmtlichen deutschen Bund — aber
hilf mich zu den Papieren!"
„Mir," flüstert die Königin, bleich und erschrocken.
„So warte, bis ich verbunden bin!" entgegnet der
Maler finster.
„Warten? Welches Ungeheuer sagt, ich soll warten?
Milde, wie kann ich warten, wenn incin Hatz' und Gut
dahin ist und ich ein Lump bin„ wie Du, Milde? Ich
kann nicht warten — ich will nicht warten — ich bin der
König!"
Er stürzt zur Thür hinaus. — Das Prinzeßchen führt
ihren Manu nach seiner Kammer. Die Königin-Wittwe geht
den Doctor zu suchen.
VII.
Die Welt ist seitdem um zehn Tage älter geworden
und um eine Erfahrung reicher. Ob's ihr besonders frommen
wird, bezweifle ich bescheiden.
Die Stadt hat indeß ihr Gesicht in friedlichere Falten
gelegt und sich den Pulverrauch von der Stirne und von
2«
"O- Handlungen, sowie von allen Postämtern und | | | M.» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. ALi
Zeitungsexpeditionen angenommen.
vd. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/.t Sgr.
er Königs.
(Fortsetzung.)
„Fritz — Bruder!" schreien diese.
„Mich ist schon ganz wohl" — spricht der König zwar
etwas erschöpft, aber heiter.
„Aber Du bist verwundet, tödtlich getroffen!" ruft der
Maler. „Schone Dich, bleib —"
Der König schüttelt den Kopf sich langsam erhebend
und die Glieder der Reihe nach reckend und dehnend.
„Ich glaube kaum — ich fühle mir höchst gesund —"
„Mich," flüstert die Königin-Wittwe.
„Aber Du fielst neben mir auf der Barrikade in
der Aleranderstraße. Als die Garde feuerte, lagst Du am
Boden!"
„Meinst Du denn, ich werde mir nicht gut zu decken
wiffen, wenn ungebildete Militärs so rücksichtslos geradeaus
schießen? — die größten Helden haben sich immer gut zu
decken gewußt, Maler, und kein Leonidas bin ich nicht und
Thermopyle auch nicht, kein Futter für's Pulver — dazu
sind andere Objecte da, nicht ich, nicht der König!"
Der Maler wendet sich verächtlich von ihm atz und
jetzt erst erblickt daS Prinzeßchen seine blutige verwundete
Hand.
„Aber Du bist ja verwundet/ Moritz, zeig' mir die
Wunde! O es schmerzt Dich — wie bleich. Du bist — Moritz,
leg' Dich auf's Sopha oder willst Du lieber in die Kammer
auf Dein Bett?"
„Ja, Marie, es schmerzt entsetzlich! Ich hab's bisher
nicht beachtet — seinetwegen."
„O so geh', leg'Dich auf's Bett!" bittet die Königin-
Wittwe, „ich werde gehen, den vr. Höppner zu suchen."
„Höll' und Himmel!" schreit da mit einem Male ent-
setzt der König, daß alle erschreckt auffahren — „meine
Papiere! wo Hab' ich meine Papiere, meine Dokumente, mein
Hab' und Gut! — Gott ich bin ein elendiglicher pensionir-
ter Mensch, eine Ruine von ehemals — wo Hab' ich meine
Papiere — ich bin ein betrügerischer Bankerott, ein muth-
williger Falsarius!"
„Wo hattest Du Deine Papiere zuletzt?"
„Zuletzt? ja, wo zuletzt? im Mantel zuletzt! Wo ist
mein Mantel? O ich weiß, in der Droschke, die Droschke
war blau. Wo ist die Blaue? — Ich schrei' Feuer, ich
lauf Sturm! — Milde, Maler, hilf! komm, wohin Du
willst, auf die Barrikaden gegen alle Regimenter und Kanonen
der Welt, gegen den sämmtlichen deutschen Bund — aber
hilf mich zu den Papieren!"
„Mir," flüstert die Königin, bleich und erschrocken.
„So warte, bis ich verbunden bin!" entgegnet der
Maler finster.
„Warten? Welches Ungeheuer sagt, ich soll warten?
Milde, wie kann ich warten, wenn incin Hatz' und Gut
dahin ist und ich ein Lump bin„ wie Du, Milde? Ich
kann nicht warten — ich will nicht warten — ich bin der
König!"
Er stürzt zur Thür hinaus. — Das Prinzeßchen führt
ihren Manu nach seiner Kammer. Die Königin-Wittwe geht
den Doctor zu suchen.
VII.
Die Welt ist seitdem um zehn Tage älter geworden
und um eine Erfahrung reicher. Ob's ihr besonders frommen
wird, bezweifle ich bescheiden.
Die Stadt hat indeß ihr Gesicht in friedlichere Falten
gelegt und sich den Pulverrauch von der Stirne und von
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