Fliegende Blätter (66.1877 (Nr. 1641-1666))

110 Auf gleichem Wege.

Fremder (im Heirathsburean): „Ich wünsche mich zu ver-
ehelichen und betone, daß es mir weder um Geld, noch um
Schönheit, sondern lediglich darum zu thun ist, in eine gute
Familie zu kommen!" — Agcnt: „Ei, da wenden Sic sich
am Besten hier an Nummer 3851. Diese Dame hat ganz
denselben Wunsch."

Protest.

Angeklagter (Director einer Versicherungsgesellschaft): „Ich

versichere Sie —" — Richter: „Um Gottes Willen nur nicht
bei Ihrer Gesellschaft!"

Verrückte G'schicht.

(Altbaycrisch.)

Da Stern is voll Himmel,

Da Bua leucht't auf's Dach,

Da Mond wart't auf's Dirndl
Und seufz't si' ganz schwach;

Die Nachtigall'» bell'n.

Und cs singen die Hund',

Fein lind Ivaht das Bacherl
Bei'm Lüfterl hernnt'.

Auf einmal geht d' Dirn auf.

Und 's Thor stürzt ans',, Bnam,

In cam schlagt All's Zwölf!,

Es jnchazt vom Thurm;

Er nimmt's auf die Lippen
Und küßt's um an Hals;

Wer das selber vertauscht hat.

Erlebt's net um All's.

's steht der Hahn scho' am Himmel,

Und d' Sun»' kräht — was thuats!

Wer d' Nacht bei der Hand hat.

Dem wird 's Dirndl viel z'kurz.

M. S.

Gute Gelegenheit.

Der Trill >var ein Galgenvogel und Erzspitzbub', aber
die Geistesgegenwart hat er selten oder nie verloren. Eines
Tages schleicht er sich in ein Knaben-Pensionat, nimmt von
einem Kleiderrechen ein halbes Dutzend Ueberröcke und geht ruhig,
dieselben über den Arm geschlagen, die Treppe hinab. Unten
am Thor begegnet ihm der Vorsteher der Anstalt. „Holla!"
ruft der, „wo will Er mit den Kleidern hin?" — „Ich bin
der Fleckenreiniger", entgegnet der Trill ganz ruhig, „und soll die
Röcke da wieder sauber machen." — „So, der Fleckcnreinigcr?"