Eine gefährliche Kur.
lassen wir ihn ein bischen sich selber über. Ans mein Arran-
gement aber wird unsere Freundin, die schöne listige Natalie,
sich maskirt an ihn machen und Du weißt, sie versteht cs, einem
jungen Manne das Blut heiß zu machen ..."
„Aber Sylphide, wo denkst Du hin?"
„Aber Emerenzia! denke doch nach, wie soll sein Sinn
erweckt werden, wenn er an dem süßen Becher nicht einmal
nippen sollte? Du verlangst doch keinen Unsinn! Und das
ganze Experiment findet ja so zu sagen vor unseren Augen statt!"
„Es ist nicht ohne, was Du vorhast. . . aber die blonde
Natalie ist mir doch . . . etwas ... zu gefährlich! ..."
„Närrchen! So will denn ich diese Rolle übernehmen. . ."
„Du? . . . Gute Sylphide! . . Du weißt, wie ich
Dich liebe, wie ich Dir vertraue, aber . . in diesem Augen-
blicke fühle ich es — ich möchte vor Zorn weinen darüber! —
daß ich schrecklich .... eifersüchtig bin!"
„Arme Emerenzia, dann bleibt nur ein Mittel ..."
„Ich bitte Dich, welches?"
„Du selbst übernimmst die Rolle!"
„Ich?!"
„Ja, Du! ... Du wirst auf dem Balle Deine Maske
wechseln, und dann hängst Du Dich an ihn, intriguirst ihn,
machst ihm lange Zähne, weckst in ihm den „Sinn für's heitere
Leben", — ein klein wenig wird doch haften bleiben! . . ."
„Die Idee ist famos! Es wird einen Hauptspaß geben!"
„Abgemacht, Du verführst Deinen Mann!"
Die beiden Freundinnen fielen einander lustig lachend in
die Arme. * *
Da nun Sylphide es übernommen hatte, die Sache in Gang
zu bringen, so war sie im Stillen durchaus nicht so sicher, als sie
sich stellte. Der Gelehrte, der eben bis über die Ohren in Büchern
und Manuscripten wühlte, auf einem Maskenball, und zwar
mit zwei weiblichen Masken! War auch die eine seine Frau,
so mußte sie doch in demselben Momente, als sie als Blumen-
mädchen, mit nackten Armen, und ziemlich kurzem Röckchen, den
Schäferhut keck auf dem Köpfchen erschien, den ganzen Charakter
jener deutschen, stillen Fraulichkeit verlieren, welche dem guten
Lorenz stets vorschwebte! Nicht geringe Schwierigkeiten machte es
daher Sylphiden, als sie ihren Operationsplan combinirte!
Wie es aber so oft im Leben zu gehen Pflegt, wo das
Mäuschenkleine zu einem Riesengebirge von Hindernissen cmpor-
wächst, dagegen alle Sturmleitern sich als unnütz erweisen,
weil man ohne Widerstand bequem durch ein kleines Pförtchen
in die zu erstürmende Burg gelangt, so war es auch hier
der Fall. Lorenz errieth blos von ferne das Projekt zu
einem Maskenabend, als er auch schon nicht nur seine Zu-
stimmung gab, ja sogar die Ausführung der Masken-Jdee
durch ganz hübsche Rathschlägc zu fördern suchte. Ja, er ging
sogar so weit, daß er nahe daran war, sich selber mit einer
Maske, und zwar als „Mephistopheles" zu bedenken, wovon er
nur durch den schönen Gedanken abgehaltcn wurde, seine Frau
könne dadurch über seine solide Gesinnung in ihrer Meinung
erschüttert werden. _ (Schluß folgt.)
Großmuth. 179
Richter: „Gegen dieses Urtheil steht Euch die Berufung
frei; Ihr könnt aber auch darauf verzichten!" — Augekla gier:
„Jawohl, Herr Präsendcnt, i’ Verzicht' auf meine Straf'!"
Zwei Hiebe.
Arzt: „Nun, Sie machen wohl wieder ein Geschäftchen
und wollen ein Testament aufnehmen?" — Notar: „So, haben
Sie wieder Einen so weit?"
23*
lassen wir ihn ein bischen sich selber über. Ans mein Arran-
gement aber wird unsere Freundin, die schöne listige Natalie,
sich maskirt an ihn machen und Du weißt, sie versteht cs, einem
jungen Manne das Blut heiß zu machen ..."
„Aber Sylphide, wo denkst Du hin?"
„Aber Emerenzia! denke doch nach, wie soll sein Sinn
erweckt werden, wenn er an dem süßen Becher nicht einmal
nippen sollte? Du verlangst doch keinen Unsinn! Und das
ganze Experiment findet ja so zu sagen vor unseren Augen statt!"
„Es ist nicht ohne, was Du vorhast. . . aber die blonde
Natalie ist mir doch . . . etwas ... zu gefährlich! ..."
„Närrchen! So will denn ich diese Rolle übernehmen. . ."
„Du? . . . Gute Sylphide! . . Du weißt, wie ich
Dich liebe, wie ich Dir vertraue, aber . . in diesem Augen-
blicke fühle ich es — ich möchte vor Zorn weinen darüber! —
daß ich schrecklich .... eifersüchtig bin!"
„Arme Emerenzia, dann bleibt nur ein Mittel ..."
„Ich bitte Dich, welches?"
„Du selbst übernimmst die Rolle!"
„Ich?!"
„Ja, Du! ... Du wirst auf dem Balle Deine Maske
wechseln, und dann hängst Du Dich an ihn, intriguirst ihn,
machst ihm lange Zähne, weckst in ihm den „Sinn für's heitere
Leben", — ein klein wenig wird doch haften bleiben! . . ."
„Die Idee ist famos! Es wird einen Hauptspaß geben!"
„Abgemacht, Du verführst Deinen Mann!"
Die beiden Freundinnen fielen einander lustig lachend in
die Arme. * *
Da nun Sylphide es übernommen hatte, die Sache in Gang
zu bringen, so war sie im Stillen durchaus nicht so sicher, als sie
sich stellte. Der Gelehrte, der eben bis über die Ohren in Büchern
und Manuscripten wühlte, auf einem Maskenball, und zwar
mit zwei weiblichen Masken! War auch die eine seine Frau,
so mußte sie doch in demselben Momente, als sie als Blumen-
mädchen, mit nackten Armen, und ziemlich kurzem Röckchen, den
Schäferhut keck auf dem Köpfchen erschien, den ganzen Charakter
jener deutschen, stillen Fraulichkeit verlieren, welche dem guten
Lorenz stets vorschwebte! Nicht geringe Schwierigkeiten machte es
daher Sylphiden, als sie ihren Operationsplan combinirte!
Wie es aber so oft im Leben zu gehen Pflegt, wo das
Mäuschenkleine zu einem Riesengebirge von Hindernissen cmpor-
wächst, dagegen alle Sturmleitern sich als unnütz erweisen,
weil man ohne Widerstand bequem durch ein kleines Pförtchen
in die zu erstürmende Burg gelangt, so war es auch hier
der Fall. Lorenz errieth blos von ferne das Projekt zu
einem Maskenabend, als er auch schon nicht nur seine Zu-
stimmung gab, ja sogar die Ausführung der Masken-Jdee
durch ganz hübsche Rathschlägc zu fördern suchte. Ja, er ging
sogar so weit, daß er nahe daran war, sich selber mit einer
Maske, und zwar als „Mephistopheles" zu bedenken, wovon er
nur durch den schönen Gedanken abgehaltcn wurde, seine Frau
könne dadurch über seine solide Gesinnung in ihrer Meinung
erschüttert werden. _ (Schluß folgt.)
Großmuth. 179
Richter: „Gegen dieses Urtheil steht Euch die Berufung
frei; Ihr könnt aber auch darauf verzichten!" — Augekla gier:
„Jawohl, Herr Präsendcnt, i’ Verzicht' auf meine Straf'!"
Zwei Hiebe.
Arzt: „Nun, Sie machen wohl wieder ein Geschäftchen
und wollen ein Testament aufnehmen?" — Notar: „So, haben
Sie wieder Einen so weit?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Großmuth" "Zwei Hiebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1663, S. 179
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg