Frommer Wunsch.
Eine sehr ersreuliche Nachricht. 13
Hoch oben im Kyffhäuser ruht
Der Kaiser festgebannt,
Und mit ihm in der Tiefe schläft
Noch schier das ganze Land.
Noch stiege-, die einst hier gekrächzt,
Die Raben überall
Und müh'» sich, als Nachtwächter, ab
Gen jeden Sonnenstrahl. —
Als ich des Berges Höh erklomm,
Da wars gar still ringsum,
Und wie ich auch dem Kaiser rief,
Der Kaiser der blieb stumm.
Ach hätt' ein Rieseuhorn ich hier
Wie's nie ein Ochse trug,
Dann blies ich unaufhörlich fort
Mit vollem Athemzug.
Ach könnt' ich, wie der KriegSgott Mars
Stark wie Zehntausend schrein!
Dann schrie ich nimmermüden Munds
Von hier ins Land hinein.
Sin mancher Schläfer würde dann
Vom Schlummer ausgeschreckk,
Der alte Rolhbart selber würd'
Am End' noch aufgeweckt.
Und wären sie versammelt all
Die Schläfer ringsumher:
Dann wollt' ich, daß ich Flügel hält'
Und eine Lerche wär.
Dann flög' mit schmetterndem Gesang
Dem Zuge ich voran,
Und kündete dem Vaterland
Des Tags Erwachen an! —
„Guten Morgen, Herr Advocat.»
..Recht guten Morgen, mein Herr, — mit was kann ich dienen?»»
.Ich Hab' in Triest, wo ich in Arbeit stand, in den Zeitungen gelesen,
daß Sie mir eine sehr erfreuliche Nachricht mitzutheilen haben; da Hab
ich meinem Meister gekündet und mich schleunigst auf die Sohlen gemacht,
um nun zu hören, was es ist.»
„„Ei. sind Sie der Herr Müller? Nun, das ist ja recht schön, daß Sie
j endlich einmal da sind. Ich habe Ihre Hierherberufung in alle vorzüg-
licheren Zeitungen Europa's einrücken lassen; und das freut mich,
daß Sie doch endlich einmal aufgefunden worden sind."
«Nun, Herr Advocat, wollen Sie aber auch so gütig sein und
mir sagen, in was denn eigentlich diese sehr erfreuliche Nachricht besteht?»
..3a so. — Sehen Sie, Ihr Vetter Knödelmayer ist gestorben,
und hat 3hnen 191 fl. 37 kr. 3 pf. vermacht."
„Aber Herr Advocat, wenn ich gewußt hätt', daß es weiter nichts
wär', so hält' ich meine gute Arbeit nicht ausgeb'n. Doch ist's
immer besser, 'was als nir, man muß halt auch mit Wenigem zu-
frieden sein. — Kann ich das Geld vielleicht gleich empfangen?»
..Entschuldigen Sie; — hier leg' ich Ihnen die Rechnung für
meine Gebühren inclusive der Auslagen, namentlich der Inserations-
Gebühren vor, wonach Sie noch gefälligst 1 fl. 42 kr. 1 Pf. darauf-
zubezahlen haben."
.Was Herr? — 3ch glaub', Sie woll'n mich foppen?»
..Mit Nichten, woll'n Sie sich nur gütigst selbst überzeugen."
.Und das nennen Sie eine erfreuliche Nachricht, das? Und auch
noch sehr erfreulich? Na Herr, daS nennt unsereins: die Leut' an-
geführt!»
„Will Er nicht so anzüglich werden, sonst häng' ich 3hm einen
Injurien - Prozeß an den HalS, dann kann Er sehen, wie's Ihm
geht."
»Steht's so? — Nun gut, ich will zahl'n, sonst zieht m n mir
am End' die Haut auch noch ab. Da, — da ist's Geld, und b'hüt'
mich Gott vor allen Advocaten, wie Sie find, und solchen sehr erfreu-
lichen Nachrichten.»
Eine sehr ersreuliche Nachricht. 13
Hoch oben im Kyffhäuser ruht
Der Kaiser festgebannt,
Und mit ihm in der Tiefe schläft
Noch schier das ganze Land.
Noch stiege-, die einst hier gekrächzt,
Die Raben überall
Und müh'» sich, als Nachtwächter, ab
Gen jeden Sonnenstrahl. —
Als ich des Berges Höh erklomm,
Da wars gar still ringsum,
Und wie ich auch dem Kaiser rief,
Der Kaiser der blieb stumm.
Ach hätt' ein Rieseuhorn ich hier
Wie's nie ein Ochse trug,
Dann blies ich unaufhörlich fort
Mit vollem Athemzug.
Ach könnt' ich, wie der KriegSgott Mars
Stark wie Zehntausend schrein!
Dann schrie ich nimmermüden Munds
Von hier ins Land hinein.
Sin mancher Schläfer würde dann
Vom Schlummer ausgeschreckk,
Der alte Rolhbart selber würd'
Am End' noch aufgeweckt.
Und wären sie versammelt all
Die Schläfer ringsumher:
Dann wollt' ich, daß ich Flügel hält'
Und eine Lerche wär.
Dann flög' mit schmetterndem Gesang
Dem Zuge ich voran,
Und kündete dem Vaterland
Des Tags Erwachen an! —
„Guten Morgen, Herr Advocat.»
..Recht guten Morgen, mein Herr, — mit was kann ich dienen?»»
.Ich Hab' in Triest, wo ich in Arbeit stand, in den Zeitungen gelesen,
daß Sie mir eine sehr erfreuliche Nachricht mitzutheilen haben; da Hab
ich meinem Meister gekündet und mich schleunigst auf die Sohlen gemacht,
um nun zu hören, was es ist.»
„„Ei. sind Sie der Herr Müller? Nun, das ist ja recht schön, daß Sie
j endlich einmal da sind. Ich habe Ihre Hierherberufung in alle vorzüg-
licheren Zeitungen Europa's einrücken lassen; und das freut mich,
daß Sie doch endlich einmal aufgefunden worden sind."
«Nun, Herr Advocat, wollen Sie aber auch so gütig sein und
mir sagen, in was denn eigentlich diese sehr erfreuliche Nachricht besteht?»
..3a so. — Sehen Sie, Ihr Vetter Knödelmayer ist gestorben,
und hat 3hnen 191 fl. 37 kr. 3 pf. vermacht."
„Aber Herr Advocat, wenn ich gewußt hätt', daß es weiter nichts
wär', so hält' ich meine gute Arbeit nicht ausgeb'n. Doch ist's
immer besser, 'was als nir, man muß halt auch mit Wenigem zu-
frieden sein. — Kann ich das Geld vielleicht gleich empfangen?»
..Entschuldigen Sie; — hier leg' ich Ihnen die Rechnung für
meine Gebühren inclusive der Auslagen, namentlich der Inserations-
Gebühren vor, wonach Sie noch gefälligst 1 fl. 42 kr. 1 Pf. darauf-
zubezahlen haben."
.Was Herr? — 3ch glaub', Sie woll'n mich foppen?»
..Mit Nichten, woll'n Sie sich nur gütigst selbst überzeugen."
.Und das nennen Sie eine erfreuliche Nachricht, das? Und auch
noch sehr erfreulich? Na Herr, daS nennt unsereins: die Leut' an-
geführt!»
„Will Er nicht so anzüglich werden, sonst häng' ich 3hm einen
Injurien - Prozeß an den HalS, dann kann Er sehen, wie's Ihm
geht."
»Steht's so? — Nun gut, ich will zahl'n, sonst zieht m n mir
am End' die Haut auch noch ab. Da, — da ist's Geld, und b'hüt'
mich Gott vor allen Advocaten, wie Sie find, und solchen sehr erfreu-
lichen Nachrichten.»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Frommer Wunsch" "Eine sehr erfreuliche Nachricht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Sonnenaufgang <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 146, S. 13
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg