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Brief eines Freiwilligen ,c.

absolute Stimmenwahl, und diese hat dann auS sich ein Comilö
gebildet, welchem eine eigene Section von Künstlern an die
Seite gestellt wurde, um paffende Muster von Uniformen an-
zufertigen und obenbenannter UeberauffichtigungS - Commisfion
vorzulegen. Da der hauptsächlichste Zweck der Uniformen mög-
lichste Unterscheidung der verschiedenen CorpS nebst gleichzeir-
licher Kenntlichkeil deS Ranges und Standes ist, so ist bei
der großen Anzahl der schon bestehenden und noch zu bildenden
Corps diese Aufgabe eine sehr schwierige, und schon sollen,
wie ich gehört habe, die Anzahl der Grundfarben mit ihren
verschiedenen Mischungen zu diesem Zwecke nicht mehr aus-
reichen, weßhalb wahrscheinlich von der Bundesversammlung
in Frankfurt durch eine dahin abzusendende Deputation dar-
über Rath und Entscheidung erholt werden soll.

Die Arbeiten dieser Commisfion find schon ziemlich weit
vorgeschritten, und man muß nur staunen über die sinnreiche
Verschiedenheit und Placirung der ähnlichsten und heterogen-
sten Merkzeichen. Dieselben bestehen größtenlheils aus Cocar-
den, Bändern, Schleifen, Knöpfen und Federbüschen an den
Hüten oder Mützen, einige Binden an jedem Arme, ein paar
Abzeichen am Rücken, Streifen an den Beinkleidern rc., dar-
über die Bandeliers, und es ist keine Kunst mehr, einem,
man mag ihn von hinten oder vorne, oder von der Seite
sehen, sogleich den Namen seines Corps, sein Vaterland,
Geburtsort, militärischen Rang, kurz Alles mit den Augen
herabzulesen, wenn man es so weil gebracht hat, alle diese
Unterscheidungsmerkmale auswendig gelernt zu haben. Das
werden wir aber mir der Zeit vielleicht schon lernen.*)

Gestern hatten wir Officierswahl, da unser Lieutenant
wegen der Entbindung seiner Frau nach Hause gereist ist.

ES wurde einstimmig der Blitzmaier Anton, den Du wohl
noch kennen wirst, gewählt, und ich habe auch daS möglichste
dazu beigetragen, denn jeder von unS war froh, ihn aus Reihe
und Glied hinauszubringen, weil er uns alle nur immer mit
seinem schlechten Ererciren irre gemacht hat.

Als Officier, dachten wir unS, hat daS nicht so viel zu
sagen, und dann können wir ihn, wenn es fehlt, doch immer
corrigiren, weil er vor uns hermarschiren muß und wir ihn
da nicht so leicht auS den Augen verlieren.

To geht es, wenn man die Officiere erst wählt, wann
sie schon ererciren gelernt haben, da haben sich die Leuie
schon näher kennen gelernt, und es treten dann verschiedene
Rücksichten ein, während bei einer Wahl, wobei keiner den
andern kennt, gleichsam eine Art Gottesgerichtes statt findet.

Gestern kamen 2 Fuhren bayerischen Bieres hier an, und
wir glauben deshalb auch mit Sicherheit auf baldigen Suc-
curs von dorther rechnen zu dürfen.

Jetzt zum Schluffe. Ich habe Dir alle diese Bemerkungen
mitgetheilt, theils um Dir zu zeigen, daß wir doch für daS
Wohl des Ganzen tbälig find, theils, damit Du die Erfahrun-
gen, die darin enthalten find, unfern Freunden und Bekannten
zur Beherzigung mirtheilen kannst, theils, um auch aufzu-
muntern, bald nachzukommen. Unser Wahlspruch ist:

»Wehe den Feinden! wenn fie in unsere Hände fallen.»

Jetzt lebe wohl, und sei versichert, daß wir keinen Feind
über die Gränze herüber lassen. Wenn wir wachen, könnt ihr
ruhig schlafen; wir werden unsren Feinden die Eroberungs-
lust zu vertreiben wissen. Sie scheinen auch alle Lust verloren
zu haben, denn es läßt sich noch immer keiner sehen, und
zwingen können wir fie auch nicht, uns anzugreifen.

Man muß dem fliehenden Feinde Brücken bauen. Es grüßt
dich noch einmal dein

treuer Freund
Wardeaur.

NB. Mit dem Bier habe ich mich nicht geirrt, denn so
eben kommt Einer von Nürnberg hier an.

*) Ich habe Dir hiebei eine Zeichnung von einem von unfern Corps
beigelegt, damit du beiläufig eine Idee davon hast.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ländliche Urwahl zur National-Versammlung" "Preßfreiheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Versammlung
Schreiber
Redner
Karikatur
Bauer <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 148, S. 26

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