Lieder eines fahrenden Schülers.
31
Er nahm, so viel er fassen könnt'
Derselben mit herauf.
Und rückt den Tisch ins Freie hin
Und Pflanzte sie darauf.
»Gott will," sprach er, .daß Jeder sich
Des Lebens soll erfreu'n,
Trum ließ er uns den Lenz entsteh n
Drum schuf er uns den Wein.
.Drum freut der Baum sich, wenn er blüht,
Der Vogel, wenn er singt,
Drum freut der Schöpfung höchste Zier,
Der Mensch, sich, wenn er trinkt!
.Drum trink mit mir, du junges -Blut,
Damit dein Herz gedeiht!" —
Ich sprach ein lautes Amen! drein
Und that ihm gern Bescheid.
Und war die eine Flasche leer,
Stach er die andre an;
So sank die Sonn', — wir merklen's nicht,
So kam die Nacht heran.
Doch als die Sonne wiederum
Aufging am andern Tag,
— Nicht weiß ich mehr, ob auf dem Tisch,
Ob unter ihm ich lag! —
Morgendlicher Weltschmerz.
O süßen TrunkeS bittrer Lohn!
Wie thut mir Bart und Haupthaar wehe!
Wie bin ich selber mir zum Hohn, —
Wie ich das All so aschgrau sehe!
Wie hat nur solche Wüste Platz
In meines Hirnes enger Kammer?
— Die Welt ist eine große Katz',
Und ich trag ihren ganzen Jammer! —
Die Räuber.
Ich ging einSmals deS Wegs sürbaß,
Drei Räuber kamen gerannt;
.Willkommen," sprach ich, »hier im Wald
Ich reich' Such meine Hand."
.Was schert uns deine Hand zum Gruß?
.Dein Geld wir wollen ha'n,
.Und so du'S nicht freiwillig gibst,
,So muß dein Leben dran!" —
.O wehe, lacht' ich, meine Herrn!
Das thut mir wahrlich leid!
Mehr als an Euch, ist an mir selbst
Baar Geld die schwache Seit'.
.Doch so Euch Stiesel, Hut und Rock
Etwann gefällig wär'.
So nehmt fie hin, ich geb's Euch gern,
Mein Herz wird drum nicht schwer.
.Hab' ich kein Rock, so macht mir auch
Die Sonne nicht so heiß;
So Ihr die Stiefel wollt, so setz'
Ich baarfuß fort die Reis.
.Und so Ihr mir das Leben nehmt,
Ter Welt kein Schad' geschieht:
Ein jeder Vogel in dem Wald
Singt ihr ein besser Lied." —
Die Räuber schauten seltsam drein;
Dann sprach der Ein': »Gesell!
An dir nicht viel zu plündern ist,
DaS seh ich jetzo hell.
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Er nahm, so viel er fassen könnt'
Derselben mit herauf.
Und rückt den Tisch ins Freie hin
Und Pflanzte sie darauf.
»Gott will," sprach er, .daß Jeder sich
Des Lebens soll erfreu'n,
Trum ließ er uns den Lenz entsteh n
Drum schuf er uns den Wein.
.Drum freut der Baum sich, wenn er blüht,
Der Vogel, wenn er singt,
Drum freut der Schöpfung höchste Zier,
Der Mensch, sich, wenn er trinkt!
.Drum trink mit mir, du junges -Blut,
Damit dein Herz gedeiht!" —
Ich sprach ein lautes Amen! drein
Und that ihm gern Bescheid.
Und war die eine Flasche leer,
Stach er die andre an;
So sank die Sonn', — wir merklen's nicht,
So kam die Nacht heran.
Doch als die Sonne wiederum
Aufging am andern Tag,
— Nicht weiß ich mehr, ob auf dem Tisch,
Ob unter ihm ich lag! —
Morgendlicher Weltschmerz.
O süßen TrunkeS bittrer Lohn!
Wie thut mir Bart und Haupthaar wehe!
Wie bin ich selber mir zum Hohn, —
Wie ich das All so aschgrau sehe!
Wie hat nur solche Wüste Platz
In meines Hirnes enger Kammer?
— Die Welt ist eine große Katz',
Und ich trag ihren ganzen Jammer! —
Die Räuber.
Ich ging einSmals deS Wegs sürbaß,
Drei Räuber kamen gerannt;
.Willkommen," sprach ich, »hier im Wald
Ich reich' Such meine Hand."
.Was schert uns deine Hand zum Gruß?
.Dein Geld wir wollen ha'n,
.Und so du'S nicht freiwillig gibst,
,So muß dein Leben dran!" —
.O wehe, lacht' ich, meine Herrn!
Das thut mir wahrlich leid!
Mehr als an Euch, ist an mir selbst
Baar Geld die schwache Seit'.
.Doch so Euch Stiesel, Hut und Rock
Etwann gefällig wär'.
So nehmt fie hin, ich geb's Euch gern,
Mein Herz wird drum nicht schwer.
.Hab' ich kein Rock, so macht mir auch
Die Sonne nicht so heiß;
So Ihr die Stiefel wollt, so setz'
Ich baarfuß fort die Reis.
.Und so Ihr mir das Leben nehmt,
Ter Welt kein Schad' geschieht:
Ein jeder Vogel in dem Wald
Singt ihr ein besser Lied." —
Die Räuber schauten seltsam drein;
Dann sprach der Ein': »Gesell!
An dir nicht viel zu plündern ist,
DaS seh ich jetzo hell.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lieder eines fahrenden Schülers"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
(1) "Morgendlicher Weltschmerz" (2) "Die Räuber"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 151, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg