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Eine Lustfahrt.

Arme, und faltete die Hände aus seinem Rücken zusammen.
Jetzt entspann sich abermals ein Ringen auf Tod und Leien.
Die Gondel schaukelte dabei dermaßen hin und her, daß ich
noch heute nicht begreifen kann, daß wir nicht beide hinauS-
stürzten.

Den riesigen Kräften des Engländers aber vermochte ich
aus die Dauer nicht zu widerstehen. Er bog mich über den Rand
der Gondel hinüber, befreite allmählig seine Rechte, und setzte
mir die sehnigte Faust auf die Brust, mich rückwärts drückend,
dadurch erhielt auch seine Linke Luft. Mit dem Messer wollte
fie eben aus mich hinabfahren, da — war es Schrecken oder
verließ mich die Kraft, genug meine Hände öffneten fich, und
ich stürzte kopfüber hinab.

Unterwegs fuhr ich an Goldmann vorbei, der auf dem
fünszackigen Anker fitzend tief unter dem Ballon hing. Dann

fühlte ich einen heftigen Schmerz in allen Gliedern, und meine
Sinne verließen mich.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf meiner Wohnstube
zu Cöln am Rhein, vor meinem Sopha unter dem Tisch.
Noch schmerzten mich die Glieder.

Wie ich auS dem Luftballon dahin gerathen, wußte ich
mir Anfangs selbst nicht zu erklären. Allmählig tauchte die .
Erinnerung wieder in mir auf.

Ich war des Morgens in dem Weinhause zur ewigen Lampe
gewesen, dort ging es hoch her. Es war dort unter ander»
die Rede von einem Cölner gewesen, der in Folge einer Wette
Mittags mit Green ausfahren würde, eine Wette, die er später j
wirklich ehrenvoll gewann. Nach Tisch hatte ich mich, betäubt
von den etwas zu zahlreich genossenen Spezialen, etwas
aufs Sopha gelegt. Da ich mich nun vor dem Sopha wie-
der 'and, so glaube ich nicht ganz irrig zu schließen, wenn
ich annehme, daß ich herunter gefallen bin. Meine Luftfahrt
war somit eine bloße Traumfahrt.

Als ich mich erhoben, reckte ich die Glieder, stellte mich
vor den Spiegel, drohte meinem Spiegelbilde mit dem Zeige-
finger der Rechten (was dieses mit der Linken ertviederte) und
sprach: .Earl! Carl! Hab ich es dir nicht so oft gesagt, du
sollst Morgens nicht in die Lampe gehen. Bier ist Gift!
Schnaps ist Gift! Aber Wein Morgens genossen, ist gleich-
falls Gift! Und wenn du denn doch in die Lampe gehst,
weßhalb stellst du Nachmittags nicht wenigstens einen Stuhl
vor'S Sopha!*

Diese Lehre, die ich mir selbst gab, ging nicht verloren.
Zwar ging ich noch oft Morgens in die Lampe, — denn da
geht'S gar zu lustig zu; aber ich stellte regelmäßig Nachmit-
tags den Stuhl vor'S Sopha, und fand mich gut dabei.

Drum lieber Leier, gehe hin und thue ein Gleiches, den» i
wer fich leichtsinnig in Gefahr begibt, der kommt drin um.

» *
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Luftfahrt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinhardt, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Anker <Schiffbau, Motiv>
fallen
Sturz <Motiv>
Karikatur
Sofa <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 153, S. 67

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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