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Unterhaltung zweier Bürger rc.
Herr Wagner. „Sie nirren sich. Des isch mei
Schwägere. Meine Familie war awer net mit. Des schickt
sich net so vor die Weibsleit, vor die Onterröck. —
Die Karmenade mache nawer der Herr Minutins recht
gut. I sag Ihne iwer die Karmenade laß ich nix
komme. Ohnd einen vortrefflichen ©urggummerefalat, was
mer da kriegt. Ihne Fra' macht kein' so."
HerrKlein. „Sie scheinen ein Freund des
Gorkensalates zu sein. Ich war früher auch ein
Liebhaber dervon. Aber ehnder ließ ich mich anetztert
umbringe, as ich den Salat eß; ich bin schont zu alt
derzu. Der Mage vertragt das nicht. Er vertragts in
Gottesnammen nicht!"
Herr Wagner. „Mei Fritzle eßt en so gern. Al-
lein wiffe Se, die Zeit zom Esse war schont da; ich Hab
mich net lang bei dem Frühstück aufhalte kenne. Mer
kann a net viel verthon für des „unter der Zeit esse,"
der Verdienst isch alleweil so so schwach, in
denne theire Zeile. — Aber was isch schuld? — die
liwerale Sache do. S'isch kein Geld mer im Ver-
kehr. S'isch e Nelend!"
Herr Klein. „Des Geld ischt zu rar."
Herr Wagner. „Do hen jetzt Sie wider Recht. —
Wie mer noch z' Mittag geffe Han, nohrd simmer in die
Sonn' niwer, wo die Dimokrate wäre. Do hewi zom
Kellner g'sagt, er sott 2 Taffe Kaffee bringe on e Biket-
lart. Do hawi mit am Kiefer Müller e schen Spielche
gemacht. Den hawi, sag ich Ihne, emole xechzicht!" Es
war en Heller Staat, sagt meim Schwager sei Soh.
Mit em alte Hecht hawina g'spielt. Der schivetzt mer
awer z'viel. Se Soh isch auch bei deue Dimokrate mit
der lange Nas, der Krummenas un der Guggart."
Herr Klein. „Nohn, erzähle Sie auch von dene
Rede, wo se g'halteu haben. Es sollen gewiß sehr
aufrierische Reden gefalle sei, sehr anarchische Demun-
strationen."
Herr Wagner. „No wisse Se, des kann ich Ihne
nit so sage. Sie werre des schon wiffe. So von der
Freiheit, ohnd so von deue liwerale Sache halt. Es
waren die Sachen, wiffe Se. I Hab awerglei zum
Herr Hecht gsagt: I trau net. i traudem Wetter
net. S' hot schon anfange z'trepfle. Mei weiße Hose
kenne so was net vertrage — un i glaw als. . . ."
Herr Klein. „So ein Quitter ischt oft sehr ge-
fährlich. Es soll ja gewiß immer die Milch gerinnen.
Des gibt als die Sauermilch."
Herr Wagner. „I heb mei Schesle g'holt un bin
fort. Nix as fort! In Riehberg Hemmer noch e
Schepple mitgnomme, ich un mei Bu, mei Fritzle, beim
Kronewirth. Ein scharmanter Mann, der Kronewirth."
Herr Klein. „Aber was war denn nohn des
Resultat von der dimokratischen Versamm-
lung, sage Se?"
Herr Wagner. „Des kann ich Ihne jetz net so
g'nau ansdricke. Ich kann mich in dene Bosse net so
recht bewege. Die Biefstick in der Krone sin awer ganz
exellent. Auch die Rettig, die hen ihr Theil. Was
wennt Se, bessere Rettig hentse a no net geffe. — Wieni
awer heim komme bin, hawi gsagt: „Merle jetz hasch
gnug, du legsch di jetz ins Bett." Un zu meim Bu haw
i xagt, du gescht a ins Nest. Die Däg sind nemme so
lang, mer mooßt des Guten net zu Viel thun."
Herr Klein. „Des haw' ich erst gestern meim Jo-
seph gesagt, der will als oft so owenaus! das taugt
nichx. Die Buwen werden zu sehr verführt alleweil, von dene Wihler.
Allein ich bin gut derfor, ich laß nix aufkomme, ohnd ich erkläre
Jeden for einen niederzichtigeu Schorlen."
Herr Wagner. „No heit Abez im Knewwele verzähl' ich Ihne
das Weitere. 8orvus!"
X.
Moderne Zcitnngs-Corrcspondentcn.
„Sag 'mal an, lieber Bruder, Eines kann ich doch nicht recht be-
greifen. Wo nimmst du denn immer wieder neuen Stoff her für deine
Correspondenzen? Ich schreib doch auch mit Leibeskräften für die gute
Sache, aber oft geht mir der Stoff aus; bei dir dagegen wird die
Feder den ganzen Tag nicht trocken, — dir fehlt's niemals!"
„Du bist eben zu einseitig, College. Ich mach' es so: Wenn ich
Nichts mehr weiß für die gute Sache, so schreib ich einen recht dick
reaetionäreu Artikel gegen dieselbe in ein eonservatives Blatt, und am
anderen Tag donnere ich dann vom radicalen Standpunkt tüchtig da-
gegen und widerlege mich selbst. So kann's nie fehlen. — Wenn halt
Nichts in der Auffenwelt paffirt, was Stoff gibt, so muß man von
seinem eigenen Fett zu zehren wiffeu. Verstehst du mich, College?!"
Unterhaltung zweier Bürger rc.
Herr Wagner. „Sie nirren sich. Des isch mei
Schwägere. Meine Familie war awer net mit. Des schickt
sich net so vor die Weibsleit, vor die Onterröck. —
Die Karmenade mache nawer der Herr Minutins recht
gut. I sag Ihne iwer die Karmenade laß ich nix
komme. Ohnd einen vortrefflichen ©urggummerefalat, was
mer da kriegt. Ihne Fra' macht kein' so."
HerrKlein. „Sie scheinen ein Freund des
Gorkensalates zu sein. Ich war früher auch ein
Liebhaber dervon. Aber ehnder ließ ich mich anetztert
umbringe, as ich den Salat eß; ich bin schont zu alt
derzu. Der Mage vertragt das nicht. Er vertragts in
Gottesnammen nicht!"
Herr Wagner. „Mei Fritzle eßt en so gern. Al-
lein wiffe Se, die Zeit zom Esse war schont da; ich Hab
mich net lang bei dem Frühstück aufhalte kenne. Mer
kann a net viel verthon für des „unter der Zeit esse,"
der Verdienst isch alleweil so so schwach, in
denne theire Zeile. — Aber was isch schuld? — die
liwerale Sache do. S'isch kein Geld mer im Ver-
kehr. S'isch e Nelend!"
Herr Klein. „Des Geld ischt zu rar."
Herr Wagner. „Do hen jetzt Sie wider Recht. —
Wie mer noch z' Mittag geffe Han, nohrd simmer in die
Sonn' niwer, wo die Dimokrate wäre. Do hewi zom
Kellner g'sagt, er sott 2 Taffe Kaffee bringe on e Biket-
lart. Do hawi mit am Kiefer Müller e schen Spielche
gemacht. Den hawi, sag ich Ihne, emole xechzicht!" Es
war en Heller Staat, sagt meim Schwager sei Soh.
Mit em alte Hecht hawina g'spielt. Der schivetzt mer
awer z'viel. Se Soh isch auch bei deue Dimokrate mit
der lange Nas, der Krummenas un der Guggart."
Herr Klein. „Nohn, erzähle Sie auch von dene
Rede, wo se g'halteu haben. Es sollen gewiß sehr
aufrierische Reden gefalle sei, sehr anarchische Demun-
strationen."
Herr Wagner. „No wisse Se, des kann ich Ihne
nit so sage. Sie werre des schon wiffe. So von der
Freiheit, ohnd so von deue liwerale Sache halt. Es
waren die Sachen, wiffe Se. I Hab awerglei zum
Herr Hecht gsagt: I trau net. i traudem Wetter
net. S' hot schon anfange z'trepfle. Mei weiße Hose
kenne so was net vertrage — un i glaw als. . . ."
Herr Klein. „So ein Quitter ischt oft sehr ge-
fährlich. Es soll ja gewiß immer die Milch gerinnen.
Des gibt als die Sauermilch."
Herr Wagner. „I heb mei Schesle g'holt un bin
fort. Nix as fort! In Riehberg Hemmer noch e
Schepple mitgnomme, ich un mei Bu, mei Fritzle, beim
Kronewirth. Ein scharmanter Mann, der Kronewirth."
Herr Klein. „Aber was war denn nohn des
Resultat von der dimokratischen Versamm-
lung, sage Se?"
Herr Wagner. „Des kann ich Ihne jetz net so
g'nau ansdricke. Ich kann mich in dene Bosse net so
recht bewege. Die Biefstick in der Krone sin awer ganz
exellent. Auch die Rettig, die hen ihr Theil. Was
wennt Se, bessere Rettig hentse a no net geffe. — Wieni
awer heim komme bin, hawi gsagt: „Merle jetz hasch
gnug, du legsch di jetz ins Bett." Un zu meim Bu haw
i xagt, du gescht a ins Nest. Die Däg sind nemme so
lang, mer mooßt des Guten net zu Viel thun."
Herr Klein. „Des haw' ich erst gestern meim Jo-
seph gesagt, der will als oft so owenaus! das taugt
nichx. Die Buwen werden zu sehr verführt alleweil, von dene Wihler.
Allein ich bin gut derfor, ich laß nix aufkomme, ohnd ich erkläre
Jeden for einen niederzichtigeu Schorlen."
Herr Wagner. „No heit Abez im Knewwele verzähl' ich Ihne
das Weitere. 8orvus!"
X.
Moderne Zcitnngs-Corrcspondentcn.
„Sag 'mal an, lieber Bruder, Eines kann ich doch nicht recht be-
greifen. Wo nimmst du denn immer wieder neuen Stoff her für deine
Correspondenzen? Ich schreib doch auch mit Leibeskräften für die gute
Sache, aber oft geht mir der Stoff aus; bei dir dagegen wird die
Feder den ganzen Tag nicht trocken, — dir fehlt's niemals!"
„Du bist eben zu einseitig, College. Ich mach' es so: Wenn ich
Nichts mehr weiß für die gute Sache, so schreib ich einen recht dick
reaetionäreu Artikel gegen dieselbe in ein eonservatives Blatt, und am
anderen Tag donnere ich dann vom radicalen Standpunkt tüchtig da-
gegen und widerlege mich selbst. So kann's nie fehlen. — Wenn halt
Nichts in der Auffenwelt paffirt, was Stoff gibt, so muß man von
seinem eigenen Fett zu zehren wiffeu. Verstehst du mich, College?!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Moderne Zeitungs-Correspondenten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 7.1848, Nr. 165, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg