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Die vier Teiuperamcute.

Der Phlegmatiker. Der Melancholiker. Der Sanguiniker. Der Choleriker.

„Na, braucht das lang, bis
die Kellnerin 's Essen bringt!
Warten wir halt noch ein wenig!"

„Wie lang doch das Essen
ausblcibt! Gewiß der Köchin
etwas passirt! Vielleicht in das
Tranchirmesser gefallen?"

„Noch immer nichts mit dein
Essen! Hm, sollte nur End' 'was
Besonderes aufgetischt werden?"

„Jetzt wart'ich nimmer langer.
Soll der Wirth seinen Krempel
selber fressen!"

Das neue Spiel.

Sitzen da eines Abends im Gasthof zur Krone fünf Reisende
in Gesellschaft des Wirthes gemüthlich beim Bier >md amüsircn sich
durch Erzählen toller Streiche und lustiger Anekdoten, wobei sic ab-
wechselnd Kunststücke mit Karten und Streichhölzern zum Besten
geben. — Neben dem Wirthe hatte Herr Meyer, ein junger
Reisender, der seine erste Tour machte, Platz genommen. Meyer
wollte Alles schon kennen, Alles schon gesehen haben, und erklärte,
was man da zeige, sei lauter alter Schwindel. Befragt, wie denn
dieses oder jenes Kunststück gemacht tverdc, bemerkte er, er kenne es
wohl, hätte es aber wieder vergessen. — „Das Spiel der Fünfzehn,
oder des Principals Verzweiflung kennen Sic doch wohl, Herr
Meyer?" fragte ihn sein Gegenüber, ein älterer Weinreisender.
„Spaß", lachte Meyer, „das sollte ich nicht kennen?" — „Ja,
Bester, kennen Sie dann auch das Spiel der „Fünf" oder des
Reisenden Verzweiflung?" — „Nein", bemerkte Meyer, „das ist mir
neu, davon habe ich noch gar nichts gehört." — „Ach, das müssen
>vir gleich machen!" ruft der alte Weinreisende, setzt sich in Positur

und zischelt seinem Nebenmann geheimnißvoll in's Ohr: „Bitte um
eine Flasche Champagner und fünf Gläser." Der Nebenmann zischelt
dieses Stichwort ebenso geheimnißvoll seinem Nachbar in's Ohr,
dieser sagt es weiter, und so fort, bis cs an den nichtsahnenden
Herrn Meyer kommt, der ebenfalls nichts Eiligeres zu thun hat,
als es dem Wirth, der als Letzter neben ihm sitzt, möglichst ge-
heimnißvoll zuzuflüstern.

Der Wirth entfernt sich, erscheint aber kurz darauf wieder
und setzt zum großen Erstaunen Meyer's die verlangte Flasche
Champagner und fünf Gläser, unter schallendem Gelächter der An-
wesenden, vor Meyer hin. — „Sehen Sie, Herr Meyer, das ist
das Spiel der Fünf, oder des Reisenden Verzweiflung. Das werden
Sie gewiß nicht wieder vergessen," lachte der Weinrcisende, „und
nun vorwärts, eingeschenkt !" — „Einmal 'reingefallen und nicht
wieder!" meinte Meyer, bezahlte die Flasche Champagner und ent-
fernte sich still, mit dem Vorsatz, dem ersten Besten auch wieder die
Wohlthat dieses neuen Spieles zu Theil werden zu lassen.

Guter Rath für Landwirthc.

Wenn alleinstehen-
de Schweine nicht
fressen wollen, em-
pfiehlt eine bekannte
landwirthschaftliche
Autorität nachstehen-
des ausgezeichnetes
Mittel: Man nehme
einen tadellosen Spie-
gel aus feinem, ge-
schliffenem Glas und
befestige denselben,
wie aus beigegebenem
Bilde ersichtlich, neben
dem Futtcrtrog des

Schweines. — Das
Schwein glaubt sich
nun durch sein gegen-
über erscheinendes
Ebenbild in seiner
Mahlzeit verkürzt und
frißt aus purem Zorn
den ganzen Trog leer.
Bei längerer Fort-
setzung dieses ein-
fachen Mittels soll
man schon Zucht-
schwcinc von außer-
ordentlicher Dicke er
zielt haben.

Rcdaction: I. Schneider in München. — Verlag von Brau» & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei vvn E. Miihllhalcr in München.

Hiezu eine Beilage.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die vier Temperamente. Der Phlegmatiker. Der Melancholiker. Der Sanguiniker. Der Choleriker" "Guter Rath für Landwirthe"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1831, S. 72

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