Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16.

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.


Preis des Bandes (26 Nummern) JL 6.70. Bei direktem
Bezüge per K re uzband: für Deutschland und Oesterreich
Jt 7.50, für d,ie änderen Länder des Weltpostvereins J18-. uaaIII. -00.
Einzelne Nummer 30

Aus der Chronika des Schlosses Rauhenfels.

(Schluß.)

Was nun einen guetcn Tropfen anbelangt, so hat es
damit keine Roth, aber zur Krankenkost gehört eine gar kunst-
reiche Köchin, und woher die nehmen und nicht stehlen? Das
Trampelthier, die Emerenz hat es wahrlich nicht erfunden —
und Eine ansdingen? Du liebe Zeit! dem Reden nach vcr-
steht's Jede, daß sich der Kaiser znsambt den sieben Kurfürsten
darnach den Mund lecken mucßtc, so cs aber dazue kamt,
nachher kann sie höchstens ein Ei hart sieden, und bringt am
Ende die Brathühner unausgenomben auf den Tisch; wcrd' ich
aber dcninngcachtet morgen zur Stadt reiten mucssen, ob ich
nicht ein solches Kleinod ichteswo zu ergattern vermöchte.

* * *

So die Roth am höchsten, klopft auch schon die Hülfe
an die Thür'. Ist da vor angchends vierzig Jahren eine
Schwester der Emerenz mit dem Stallmeister eines lievländischcn
Edelmann's in's Weite gezogen — reoto durchgegangen -
uud hat fit dahcro kein Sterbcnswörtlcin von ihr mehr ver-
bautet; kommt nun auf einmal ihre Tochter, so in Riga einem
eichen Kaufherrn die Wirthschaft geführt, der ihr nach seinem
Hintritt einen stattlichen Pfenning hintcrlassen, nachdem selbe
durch ein großes Sterben alle Verwandte alldorten verloren, in
die Heimat ihrer Mnetter zurück, um zu erkunden, ob vielleicht
allda noch bcfreundtc Sippschaft bei Leben, bei denen sic ihre
Tage beschließen könnte.

Sind wir nun aller Sorgen ledig; sintcmahl die Pfcffcr-
sacke eine leckere Zunge führen, wird wohl ihre Kochkunst auch
d« uns nicht zu Schanden werden! Ist aber Frau Armgart
^in rundes, dralles Wcibstuk, soviel man an ihrem Gesicht nb-
nehmen kann, von deine aber ivcnig mehr als die Nase zu
idhen, von wegen dasselbe durch cin mächtiges Kopftuch allmcist
llanzlichen verhüllet, von einer ganz braunen Farbe, wie cin

Weib aus dem cghptischcn Volke und will mich trotzdem be-
diinkcn, ich habe selbige schon einmal ichteswo gesehen, obwohlen
das doch gar nicht möglich sein sollte.

» * *

Ist mit der Frau Armgart wahrhaftig cin gncter Geist
bei uns cingezogen. Nicht alleine, daß ihre Süpplcin und
eingemachten Bissen dem Herrn über die Massen wohlschmecken,
also daß er die kunstreiche Köchin selber zu seh'n begehrt, hat
ihme dieselbe so wohl gefallen, daß sic ihmc die Kost selber
zum Bckte bringen mueß, er cs auch wohl gar gerne leidet,
so sic ihm hie und da die Polster zurecht rückt und andere der-
gleichen Hätscheleien mehr; denn dem armen Herrn ist so liebe-
volle Zncthnlichkcit cin wahres Labsal, weilen ihm das fort-
währende Liegen nnmasscn beschwerlich. Hat cs auch Frau

Armgart richtig durchgcsctzt, daß sic die Nachtwache beim Herrn
statt mir versehen darf, und werden wir bald Alle nach ihrer
Pfeife tanzen müssen, als wäre sie die rechte Gebieterin, und
bleibt es immer wahr, daß der Mann der Frauen Herr sein
sollte, die Weiber aber der Männer Herren wirklich seind.

Aber ich laß' cs mir nicht nehmen, gcsch'n Hab' ich Frau
Armgart schon einmal, weiß ich gleich nicht wann und wo;
obwohlen der alte Drache, die Emerenz, der ich davon geredet,
mich angeschnarcht, ich sei cin alter Haselant und sähe Gespenster
am lichten Tage.

Jezo aber kann ich darauf schwören, daß ich Frau Arm-
gart einmal schon gcsch'n; war ich nämblich in die Knchel
\ gegangen, meinen Margcnimbiß cinzuncmben, und weilen der-
selbe noch nicht fertig, vertrieb ich mir die Zeit, der Frau
Armgart zuzuschauen, wie selbe zwischen den Töpfen und
Pfannen herumhantierte. Als ich nun so hinter dersclbigen stand,
bemerkte ich, daß sich das Halstnechcl cin ivcnig verschoben


Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen