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Abb. 1. Honore Daumier, »Iis m'ont refuse 9a . . . les ignares!«

Lithographie.

KARIKATUREN.

Vom März bis zum April 1932 fand im Wiener Künstler-
haus eine internationale Karikaturenausstellung statt. Sie
umfaßte neben einer reiehen Auswahl aus dem Schaffen
der Gegenwart auch eine historische Abteilung, die von
Kustos Dr. Heinrich Schwarz zusammengestellt worden
war. Das in dieser Ausstellung vereinigte Material bildete
die Grundlage der vorliegenden Untersuchung. Die Wieder-
gabe der Bilder erfolgte mit Genehmigung des Künsller-
hauses, bzw. der Albertina.

In seinem lithographierten Zyklus »L'exposition de 1859« hat Daumier einen zurückgewiesenen
Maler gezeichnet (Abb.l).Breitspurig steht er auf demBoulevard. In der Linken hält er sein Bild, ein Still-
leben. Mit der Rechten weist er daraufhin. Die aufgerissenen Augen starr auf den imaginären Beschauer
gerichtet,ruft er: »Iis m'ont refuse ca... les ignares!«EinigeLeidensgenossen des abgewiesenenKünstlers
schleichen gebückt hinter ihm die Straße entlang. Der Tag ist grau. Kahle Bäume säumen den Weg.

Soweit das Gegenständliche. — Prüfen wir die Darstellung auf ihre »gestaltlichen«
Elemente, so erkennen wir in dem Helden des Vorganges einen Don Quixote-Typus, schlotterig und
fanatisch. Nicht umsonst trägt er außer dem wirren Kinnbart noch einen zwar martialisch gezwirbelten,
aber trübselig herunterhängenden Schnurrbart und eine Künstlermähne, die unter einem sonderbaren
Schlapphut in Büschen hervorquillt. Seine Kollegen geben sich dagegen bürgerlich und unauffällig.
Sie halten ihre Werke verschämt, die Rückseite nach außen, unterm Arm. Das abgewiesene Stilleben
des aufgeregten Malers im Vordergründe ist sichtlich ein bedeutungsloses Machwerk: Auf einem

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