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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

265

Personal- und Mkeliernachrichten

— Linnich. Dem Inhaber der Glasmalereianstalt Dr. H.
Oidtmann L Co. zu Linnich ist der preußische Kronenorden
l. Klasse verliehen worden. USKj

Db. v. 82. Budapest. Michael Munkücsy begann die
Komposition eines größeren Gemäldes. Diese neue Schöpfung
des Meisters, welche ohne Zweifel großes Aufsehen erregen wird,
ist ein biblisches Bild und gehört zum Christus-Cyklus. Die
erste Skizze ist bereits fertig und Munkücsy hat dieselbe auch
unlängst in seinem Pariser Lnton zur Ansicht vorgezeigt. Das
nene Gemälde, welches Christus unter seinen Jüngern vorstettt,
ist beinahe um einen Meter länger und breiter als „Christus
vor Pilatus". Munkücsy, der inzwischen auch an seinem Bilde
„Die Besitznahme des Landes" arbeitete, will das neue Christus-
bild innerhalb zweier Jahre vollenden, welches sodann vorerst
ganz Europa und Amerika bereisen, und dann an seinen Be-
stimmungsort — angeblich in die Berliner Galerie gelangen
wird. — Georg Zala, der die Modellierung des Ofner Honved-
Deukmales bereits vollendete, arbeitet gegenwärtig an der Büste
des vor einigen Monaten verstorbenen Grafen Julius Kürolyi.
Eben derselbe verfertigt auch für die Grabkapelle des Grafen
Julius Andrüssy eine Statue, welche eine, auf einem Bet-
schemmel kniende Frauengestalt vorstellt. Die Gesichtszüge dieser
Gestalt erinnern an die Tochter des verstorbenen Staatsmannes.
Diese Statue läßt die Familie des Grafen Andrüssy in Marmor
ausführen. — Otto Baditz plant die Ausführung eines
größeren Genrebildes. Die Komposition ist die Illustration eines
ungarischen Volksliedes: »VaMoü olvan Isgön/ mint ts"
(„So ein Bursche wie Du, bin ich auch") und stellt im Vorder-
grund einen Bauernburschen vor, der mit seiner linken Hand den
Hemdärniel auf seinem rechten Arm aufstülpt und in heraus-
fordernder Stellung auf seinen Rivalen blickt, der im Hinter-
gründe mit einem hübschen Bauernmädchen schlickert. Das Bild
erregt das Interesse der Kunstkenner mit seiner kraftvollen Cha-
rakterisierung. — Der junge Bildhauer Nicolaus Köllö,
vollendet demnächst das Grabdenkmal des vor zwei Jahren ver-
storbenen Dichter Julius Reviczkys, welches die Petöfi-Gesellschaft
bei ihm bestellte. Das Denkmal stellt eine auf einem Sarkophage
sitzende, trauernde Frauengesialt — einen Palmcnzweig haltend —
vor. —Michael Munkäcsys ungarisches Genrebild: „Sonntag
Abend", welches gegenwärtig in der Berliner internationalen
Ausstellung zu sehen ist, wurde — wie ein Pariser Telegramm
berichtet — um sechziglausend Francs von der Kaiserin Friedrich
angekauft. — Im Atelier Alexander Biharis nähert sich eine
größere Komposition ihrer Vollendung. Die Scene stellt den
Marktplatz eines Dorfes vor mit einer aus vielen Köpfen be-
stehenden Gruppe, welche sich versammelte, um die Programmrede
des Abgeordneten-Kandidaten anzuhören. Der Kandidat (sicherlich
ein Anhänger der Opposition) steht auf einem Tisch und deklamiert
von dort der Menge, in welcher ein buntes Gemisch von älteren
Bauern, Weibern und jungeu Mädchen zu sehen ist. Das
Auditorium scheint mit den Versprechungen des Redners sehr zu-
frieden zu sein, da sich auf den meisten Gesichtern der Ausdruck
der Freude und des Interesses wiederspiegclt. Alexander Bihari,
der auch bisher als der hervorragende Darsteller des ungarischen
Volkslebens bekannt war, machte mit diesem Bilde wieder einen
gewaltigen Schritt vorwärts. Das Gemälde wird eine der
interessanten Sehenswürdigkeiten der Winter-Ausstellung bilden.
— Cornel Span pik malte jüngst für die ungarische Akademie
der Wissenschaften das Porträt des Grafen Julius Andrüssy. —
Gustav Mannheimer ist mit der Ausarbeitung seiner auf der
Insel Capri gemachten Skizzen beschäftigt. Tie Bilder stellen
einzelne Scenen aus dem italienischen Volksleben vor. In der
von Josef Käufer erbauten 8aerö aoenr-Kirche erklangen un-
längst zum erstenmal die Glocken. Die kleine im st) Is transi-
toirs erbaute Kirche erinnert in ihrem Äußeren ganz an die
romanischen Basiliken, die Hauptfront ist mit zwei kleineren, von
achteckiger Basis ausgehenden Türmchen und mit einem durch-
brochenen Rosetten-Fenster ausgebildet. Tie Gewölbe-Konstruktion
der Kirche ruht auf acht schlanken Säulen aus tiroler schwarzem
Sienit, welche der Baumeister mit besonderem Geschmack anbrachte.
Die Wände der Kirche wird, wie wir dies schon berichteten,
Ignaz Roskovics mit Fresken schmücken. — Leopold Horovitz,
der bedeutende Porträtmaler, langte von Berlin in Budapest an
und arbeitet bereits seit einigen Tagen fleißig an der Vollendung
seiner früher begonnenen Porträts. — Alois Strobl, Pro-
fessor der Bildhauerschule, verfertigt die Büste der bekannten
tragischen Künstlerin des National-Theaters: Frau Marie Jüszai.

— Die Modellierung der Statue des ungarischen Dichters:
Johann Garai wurde Ludwig Mütray übertragen. — lwsj
tu. Düsseldorf. Professor Benjamin Vautier hat ein
neues größeres Bild vollendet, welches gegenwärtig bei Eduard
Schulte ausgestellt ist und ein großes Interesse findet. Dasselbe
ist „Vor dem Dorfschulzen" betitelt und stellt in der seinen
humoristijchen Weise, die Vautier eigen ist, die Verhandlung
einer Klage in einem Termin vor dem Ortsgewaltigen dar, die
ein junges Ehepaar gegen einen sehr schlicht und harmlos aus-
sehenden Handelsmann mosaischen Glaubens vorbringt. Es
handelt sich, wie aus dem vor dem Dorfschulzen liegenden Schrift-
stück hervorgeht, um eine Schuldverschreibung oder einen Wechsel,
den der junge Bauer vielleicht etwas unvorsichtigerwcise unter-
schrieben hat. Nicht er führt aber das Wort, sondern seine resolut
auSsehende junge Frau, der Typus einer alemannischen Bäuerin,
wie ihn Meister Vantier so unübertrefflich darzustellen weiß.
Tie lebhafte Art und Weise, wie sie ihre Sache führt, „mit einer
Lebhaftigkeit pkaidiert, die ihr Temparement und ihre Überlegen-
heit über ihren Ehemann verraten, der nur die Hand beteuernd
auf die Brust legt, ist von einer unvergleichlichen Leberswahr-
heit und höchst ausdrucksvoll. Die Charakteristik aller Figuren des
Bildes, insbesondere die des schlauen, harmlos dreinschauenden
jüdischen Handelsmannes, dem der Dorfschulze höchst wahrscheinlich
nichts- wird anhaben können, und diejenige des Dorfschulzen,
der ebenfalls ein prächtiger Typus ist. Das Bild gehört zu den
hervorragendsten Werken des ausgezeichneten Genremalers. M»I
^V.O. Berlin. Das ausschließlich für Landschaftsmaler
bestimmte Reijestipendium der Karl Blechen'scheu Stipendien-
Stiftung im gegenwärtigen Betrage von 000 M. ist vom Senate
der Akademie der Künste dem Maler Hans Völcker-Berlin,
einem Schüler des Professors Hans Gude, zuerkannt worden.
Hans Völcker ist am 2t. Oktober 1865 zu Pyritz geboren und
seit dem Jahre 1887 Schüler der hiesigen Kunstakademie, auf
welcher er zur Zeit den Unterricht von Professor Hans Gude
genießt. Er beteiligte sich bereits in den Jahren 1880 und 1800
mit überaus gelungenen Landjchafts- und Marincbildern an den
Ausstellungen der Akademie der Künste und ist auch auf der
diesjährigen internationalen Kunstausstellung des Vereins Ber-
liner Künstler vertreten. U8oj

* In Dresden ist am 22. Mai nachts -/^1 Uhr nach
kürzerem Krankenlager der Altmeister der deutschen Bildhauer,
Ernst Julius Hühnel, gestorben. Vor kurzem erst — am
0. März d. I. — hat er unter hohen Ehren, die ihm von allen
Seiten zu teil wurden, seinen 80. Geburtstag geseieit; schon da-
mals sing er an zu kränkeln, so daß er lange Zeit liegend ans
dem Sofa zubringen mußte. Dann hatte er noch eine Rippen-
fellentzündung überstanden. Hähnels künstlerische Bedeutung ist
in diesem Blatte mehrfach von Friedrich Pecht gewürdigt worden.
Wir erwähnen daher nur noch folgende Einzelheiten: Hähnel
wurde am 0. März 1811 geboren und erhielt am 17. März in
der Annenkirche zu Dresden die Nottaufe, ein Beweis, daß man
wegen seines Lebens Befürchtungen hegte und keinesfalls auf
ein so hohes Alter rechnete, wie Hähnel nun wirklich erreicht
hat. Hähnel war von protestantischen Eltern geboren, er ist
später — wir wissen nicht wann — zur katholischen Kirche
übergetreten, ohne indeß je seine religiöse Gesinnung oder sein
Bekenntnis irgendwie zu betonen. In seinen Werken hat er sich,
von einer Madonna abgesehen, von dem christlichen Gestalten-
kreise fern gehalten. Die antike Mythologie und die Allegorie
pflegte er.mit ausschließlicher Vorliebe. Hühnel hat während
seines langen Lebens zahlreiche hohe Ehren davongetragen: Er
war seit 1850 Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der
Universität Leipzig, Ehrenbürger der Stadt Dresden (feit 1883),
der er wohl zum Danke das Modell seines Georgsbrunnens
schenkte, Ehrenmitglied der allgemeinen deutschen Knnstgenossen-
schast, der k. k. österreichischen Kunstakademie in Wien und der
kgl. bayerischen Äkademie der bildenden Künste in München,
Mitglied der kgl. Akademie der schönen Künste in Antwerpen
und der kgl. Akademie der Künste in Berlin. Er besaß zahlreiche
Orden, darunter das Comthurkreuz I. Klasse zum sächsischen
Albrechtsorden und die kgl. bayerische Medaille für Kunst und
Wissenschaft. Hähnel ist bis kurz vor seiner Krankheit künstlerisch
thätig gewesen; seine letzten Arbeiten sind die für das neue
Akademiegebüude bestimmten Figuren Architektur und Plastik. iMil

Denkmäler

0. Berlin. Der geschästsführende Ausschuß für das
dem Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser zu errichtende Denk-
 
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