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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Schur, Ernst: Die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0058

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Die III. Deutsche Annstgewerbecnisslellung Dresden zsos.

9L u. IS. Don der Max Joseph-Brücke; „Feuer" (p

Düll und pez

(Die III. (Deutsche (j^unstgewerke^
Auesteöbung (Dreeden 1906.

Die (Aruppe München. (Schluß.)

(Von «Ernst Schur.

Binen Raum wohnlich, intim zu gestalten, das
' ist der ausgeprägte künstlerische Charakter
) Riemerschmids, in dem die alten Tra-
ditioilen der Volkskunst lebendig weiter wirken. Cr
holt aus der Vergangenheit, die ihn noch lebendig
umgibt, Anregungen, die aber so zweckmäßig und
modern ^sorm gewinnen, wie nur wenige Künstler es
vermögen. Ja, er stellt sich damit aus einen ganz
eigenen Platz, den ihm niemand streitig ntacheu kann.

Cin neues Gebiet hat Riemerschmid mit seinen
beiden Räumen Vffiziersmesse (Abb. 98) und Kom-
mandantensalon erobert, die für den Kreuzer „Danzig"
angefertigt wurden, und zwar von den Dresdener
Werkstätten für Handwerkskunst, für die Riemerschmid
speziell arbeitet. Die Kleinheit der Räume, die Be-
schränkung und die Notwendigkeit der Ausnutzung
kainen Riemerschmids Intentionen entgegen. Cr
konnte hier voll seine Meisterschaft zeigen, ein in-
times Interieur zu schaffen. Cs galt außerdem noch,
durch Ecken und Winkel, durch verschiedene Tische
und Cinbauten den Raum so zu trennen, daß jeder-
zeit dem einzelnen oder einigen wenigen Gelegenheit
gegeben ist, sich abzusondern. Und dennoch war im
ganzen der Charakter des Gemeinsamen zu betonen.

Das alles hat Riemerschmid erreicht. Cr sam-
melt den Eindruck zu einen: Mittelpunkt, legt kleine
Winkel au, die den Reiz des Intimen erhöhen. Auf
kleinem Raum bringt er viel unter, und dadurch,
daß das Material so angenehm dominiert, gibt er
dein Eindruck Ruhe. Das naturfarbene bjolz mit

roinetheus) von Mox ff eil in ai er und „Luft" vvii
old, München.

feinem unaufdringlich matten Ton verstärkt im
ganzen den einheitlichen Eindruck. Cs ist alles ge-
diegen, brauchbar in der Horm, künstlerisch in der
Prägung. Wohnlichkeit, Intimität ist der Charakter
dieser Räume, die für viele bestimmt sind und doch
im ganzen so persönlich, eigenartig wirken. Dadurch,
daß die Waudbekleiduug durch das kjolz eine Art
Ciurahntung erfährt, gehen die Möbel mit der Wand
ungezwungen zusammen. Kräftig, gedrungen stehen
die bequemen Möbel im Raum.

Die Verhältnisse stimmen sehr gut, dadurch ist dem
niedrigen Raum alles Drückende genommen. Cr wird
wohnlich durch die geschickte Iunehaltung der Maße.

Eigenartig ist die geschmackvolle Art, mit der
Riemerschmid hier die Peizkörper verkleidet, mit
durchbrochenem Messing, dessen Muster zugleich ebenso
einfach ist, wie es im ganzen reich wirkt.

Adelbert Nicmeyer und Karl Bertfch briu
gen in das Ensemble eine neue Note. Beide haben
einen eigenen Charakter, und die Räume, die sie
schaffen, stehen selbständig neben den anderen (Abb.
99—(Os u. (03).

Von Niemeyer rührt das Vorstandszinnnsr des
Aintsgerichts Culzbach her, das in Eiche schwarz
gebeizt sich sehr vornehm präsentiert. Niemeyer ver-
steht, das praktische und das Künstlerische harmonisch
zu verbinden. Er schafft einen Raum als Ganzes,
nicht aus einzelnen Teilen, die nebeneinander stehen.
Insofern merkt man bei ihn: die treffliche Art eines
Künstlers, der malerisch zu sehen vermag. An:
diesen künstlerischen Eindruck zu erzielen, erlaubt er
sich aber keine launischen Extravaganzen, er verge-
waltigt nicht die Horn:. Er weiß gefällig und doch
eigenkräftig zu sein. So zeigt er seine wirkliche kjerr-
schaft über das Material. Er verfügt über eine
besondere Grazie bei schlichtester Gestaltung. Man
merkt, daß seine Arbeit aus gründlicher Basis be-
 
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