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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Neue Arbeiten Fritz von Miller's
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0123

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\<)\. Schmuckschale; von Fr. v. Miller, München.
Perlmuttermuschel mit Fassung von vergoldetem Silber. (*/2 d. wirkl. Größe.)

(Neue Arbeiten Fritz von (MEer'e.

emäß einer früher ausgesprochenen
Absicht'), bringen wir in diesen
Blättern eine Reihe von Abbil-
dungen nach Arbeiten Prof, Fritz
v. Millers. Wir haben damals
anläßlich der Nürnberger Aus-
ftellung die künstlerische Bedeutung der einzigartigen
Werke gewürdigt, und wenn auch die Versuchung
naheliegt, bei der Publikation dieser köstlichen Edel-
metallarbeiten von neuem auf deren künstlerische und
technische Vollkommenheit hinzuweisen, so müssen wir
doch dieser Versuchung widerstehen, zumal es dem
bescheideilen Wesen des Meisters widerspricht, viel
Worte über seine Taten gemacht zu sehen; wir
werden uns daher im folgenden darauf beschränken,
die dargebotenen Bilder nur soweit durch das Wort
zu ergänzen, daß sich der Leser eine möglichst getreue
Wirklichkeitsvorstellung machen kann.

Es wird wenig Gelegenheiten gegeben haben, bei
denen eine solch ansehnliche Zahl hochwertiger Arbeiten
eines und desselben Meisters vereinigt waren, wie
in der Gruppe Fritz von Millers auf der Nürnberger
Ausstellung; es kann daher auch nicht unsre Absicht
sein, alle diese Werke im Bild vorzuführen, zuinal
einige davon schon früher den Weg in diese Blätter
gefunden haben.

Meist siild es Arbeiten, die bei einem besonderen
Anlaß entstanden sind, die also aus ganz bestimmte
Vorgänge, Umstände, Persönlichkeiten rc. Bezug
haben, und nur ein kleiner Teil ist ohne bestimnlteil
Auftrag, wenn auch mit ausgesprochener Zweck-

es Liehe letzten Jahrg. Seite 347.

bestimmung entstanden. Die silberne Pochzeit des deut-
schen Aaiserpaares (27. Februar fstOö) gab Anlaß
zu einer besonders reichen Entwicklung des alten
Gedankens der Braut- oder Pochzeitsbecher mit den
doppelten, ineinanderpassenden Trinkgesäßen, — eilt
Motiv, das auch bei einem weiteren Gefäß (Tafel 3)
zugrunde gelegen hat. So meisterhaft Fritz von
Miller auch die Feinmetalltechniken —■ einschließlich
Emailarbeit — handhabt, so wenig läßt er sich doch
dazu verleiten, seine Phantasie zu ihren: gehor-
samen Sklaven zu machen; im Gegenteil hat es
für ihn offenbar einen ganz besonderen Reiz, mit
gegebenen Dingen zu rechnen und diesen seine auf
das Edelntetall gestimmte Phantasie anzupassen. Zn
dieser Beziehung ist der Tafelaufsatz für das galizifche
Artillerieregiment ein besonders bezeichnendes Bei-
spiel: gegeben ist ein prachtvolles Pirschgeweih —
Sechzehnender — und ein Elefantenzahn; und diese
beiden Stücke sollen unter Anbringung von artillerie-
stischen und heraldischen Emblemen zu einem vor-
nehmen Tafelschmuck so vereinigt werden, daß der
Stoßzahn als Trinkhorn dienen kann. Wie diese
widerspenstigen starren Dinger, das gespreizte Geweih
und der schwach gekrümmte Zahn, zur Unterordnung
unter einen höheren Gedanken gezwungen und durch
die Metallfassung samt Zubehör zu einem einheit-
lichen Ganzen vereinigt worden sind, das darf man
schlechthin als vorbildlich bezeichnen. Nicht minder
das Antilopen-Trinkhorn (Abb. 202 u. 205), bei dem
der Metallbelag sich genau den natürlichen schräg-
laufenden Querrippen anpaßt, — und von Feilitzsch's
Ehrenbecher (Abb. 20\), wo das den Pauptkörper —
ein Stück krankhaft veränderten Elefantenzahns —
umfassende Netzwerk den Vertiefungen der Fläche folgt.

Mit nie rastender Sorgfalt sind alle diese Dinge
bis ins kleinste Detail hinein durchgearbeitet; nichts

Aunst und Handwerk. 57. Zahrg. Heft

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