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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0137

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Die Burschenwelt.

^er Handschlag des Prorektors hatte mich zum akademischen
Bürger, zum freien Burschen, gemacht; nicht länger mehr durch Schul-
zwang, sondern freier Herr meiner Kraft sollte ich von nun an selbst
meine Zukunft schmieden.

Jch trat in eine neue Welt. Jnmitten der Alltagswelt der
Philister hatte sich der dentsche Student eine eigene geschaffen, die
Burschenwelt mit eigentümlichen Sitten und Gebräuchen, Festen und
Waffen, Liedern und Melodien, ja mit eigener Sprache. Man hatte
ihm zwar das Recht genommen, farbige Bünder um Brust und Mütze
zu tragen, aber auch die einfarbige Mütze wußte er so zu richten,
daß man aus ihr und dem leichten Gruß, womit er dem Commili-
tonen über die Straße zunickte, den Musensohn leicht erriet.

Wie diese Welt entstand, war in Dunkel gehüllt. Auch heute
weiß, so viel mir bekannt, niemand zu sagen, wie und wann der
Fuchsenritt und das Fuchsbrennen aufgekommen sind, das Kommer-
fieren beim Schlügerklang, die prächtige Melodie des Landesvaters,
und der feierliche Schwur beim Durchbohren der Mütze:

„Jch durchbohr' den Hut und schwöre,

Halten will ich stets auf Ehre,

Stets ein braver Bursche sein."

Und immer noch ist der Student erfinderisch in neuen wuuder-
baren Bräuchen. Um die Mitte des Jahrhunderts ersann er zum
Trinkspruch bei dem Bierkrug, dem der helle, fröhliche Klang des
 
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