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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0334

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Die Fahrt nach Mttnchen.

den Weg von Heidelberg nach München legt man heute mit
dem Schnellzug bequem in acht Stunden zurück. Damals war von
der ganzen Strecke, die wir von Wiesloch nach München durchfahren
mußten, nur der kleine Teil von Wiesloch bis Bruchsal und der
größere am Ende der Reise von Augsburg bis München mit Schienen
belegt, durch ganz Württemberg und von Ulm bis Augsburg mußten
wir den Eilwagen benützen. Wir kamen am ersten Tag abends nach
Stnttgart, nachdem wir in Vaihingen an der Enz Mittag gemacht
hatten, fuhren eng zusammengepfercht die Nacht hindurch bis Ulm,
wo wir halb gerädert ankamen, wurden in Günzburg paßpolizeilich
genau verhört und verbrachten die zweite Nacht zu Angsburg in den
altberühmten drei Mohren. Erst am dritten Tag erreichten wir München.

Gleich bei der Abfahrt von Wiesloch bekamen wir einen ülteren
Herrn und eine junge Dame zu Reisegefährten, die wie wir nach
München fuhren. Er stand in den Fünfzigen, sie war ein blühendes
Mädchen, hübsch, heiter und noch nicht zwanzig Jahre alt. Es waren
Onkel und Nichte: er schrieb sich in den Gasthöfen als Gutsbesitzer
vom Niederrhein ein und erzählte uns bei Gelegenheit, daß er als
Rentner lebe und den Sommer in Tirol zubringe, wohin ihn seine
Nichte in diesem Jahre zum erstenmal begleite. Der Onkel hatte
nichts Anziehendes, die Nichte gefiel uns besser.

Jn Vaihingen wurde Halt gemacht und zu Mittag gegessen.
Da stellte es sich beim Tischgespräche heraus, daß man nnsrem Reise-
gefährten gegenüber die Worte auf die Goldwage legen mußte. Mein
 
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