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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0361

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Das Salzkammergut.

)§om Gaisberg gingen wir an den St. Wolfgangssee herab
und nahmen nachmittags in St. Gilgen eine Erfrischnng. Jenseits
des Sees ragte der Schafberg empor, der Rigi des Salzkammerguts, den
wir ersteigen wollten. Er ist 1750 nr hoch und bietet eine der schönsten
und weitesten Aussichten in den östlichen Alpen. Auf seinem Gipfel
stand ein kleines Gasthaus, das später abbrannte und durch ein größeres
ersetzt wnrde. Jn St. Gilgen versicherte man uns, das Haus oben sei
in diesen Tagen bereits für Gäste geöffnet worden, weshalb wir auf-
brachen, obwohl es bereits vier Uhr war, in der sichern Erwartung, dort
Unterkunft zu finden. Wir nahmen weder Führer noch Proviant mit.

Nachdem wir über die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatten,
gingen wir fehl nnd mußten eine Zeitlang aufs Geratewohl empor-
steigen, bis wir bei zwei leerstehenden Sennhütten den richtigen Pfad
wieder fanden. Als wir den Gipfel erreichten, war die Sonne am
Untergehen, die Aussicht entzückend, das Gasthaus aber verschlossen
und noch nicht bezogen.

Unsre Lage war höchst verdrießlich. Nach knrzem Beraten be-
schlossen wir, sogleich nmzukehren, um vor völliger Dunkelheit die
Sennhütten, an denen wir beim Aufsteigen vorübergekommen waren,
zu erreichen und hier die Nacht zuzubringen. Jn diesem Augenblick
sahen wir einen Arbeiter hinter den Felsen hervorkommen, einen
Mann in den Bierzigen, der als Maurer hier oben zu thun gehabt
hatte, und sich uns jetzt als Helfer in der Not erwies. Er verfügte
über Schwarzbrot, Schmalz und Salz, eine Psanne, um Snppe darin
 
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