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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

DOI Artikel:
Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
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Guyer, Samuel: Ala Kilise: ein kleinasiatischer Bau des V. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0208

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192 Samuel Guyer.

von 46, oder wenn man 45,5 als u. Dm. ansetzt, das 2-5% fache der Säulendicke. Die
Tholos ist also ein Systylos oder, wenn man die Maße der Oblongtempel zugrunde legt,
ein Eustylos gewesen.

Natürlich kann man diese Maßverhältnisse bis zur endgültigen Ausgrabung des Baues
nur als annähernd richtig betrachten, obwohl auch bei den längeren Architraven c und d
(vergl. S. 174) die Differenz zwischen Außen- und Innenbogen (1,56—1,35 = 0,21) ebenso-
groß ist wie die der entsprechenden Sehnen der anderen Blöcke (1,50 —1,29 = 0,21) und
auch bei den unbekannten Sehnen der ersteren höchstens auf 21,9 steigt, also die Mittel-
länge etwa dasselbe Maß behält. Trotzdem bleibt die baugeschichtliche Bedeutung der
Tholos auch in diesem Punkte bestehen, da unter den 12 Durmschen Beispielen die Höchst-
zahl von 2f u. Dm. nur bei dem Mitteldurchgang der Propylaeen und bei dem Brunnen-
heiligtum von Cadacchio erreicht wird, also für die griechischen Tempel und Tholoi nicht
in Betracht kommt, während das dann höchste Maß von lf (Heraion) jedenfalls weit
hinter dem unserer Tholos (2, bezw. 2|) zurückbleibt. Betreffs der Vitruvianischen Maß-
angaben wird man daher sagen können, daß den Pyknostyloi (1|) auch die 6 Durmschen
Beispiele mit lf, bezw. lf zugerechnet werden können, daß der Systylos (2) durch unsere
Tholos repräsentiert wird, daß jedoch die höheren Zahlen (2^, bezw. 3) bisher unter den
griechischen Oblongbauten noch nicht zum Vorschein gekommen seien.

Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß sich einst nach der völligen Aufdeckung
unsere Tholos nicht nur in den Zeichnungen gänzlich restaurieren läßt und uns so das
älteste Schulbeispiel von Bundbauten in einer selten erreichbaren Sicherheit bescheren
wird, sondern daß mit verhältnismäßig geringen Kosten der Wiederaufbau des Ganzen
aus seinen Werkstücken zu ermöglichen ist. Kein antikes Gebäude in Delphi, ja vielleicht
in ganz Griechenland, ist so vollständig in allen seinen Gliedern gerettet, wie dieser gegen
oder nach 400 v. Chr. abgebrochene und in die Sikyonfundamente verbaute Bundtempel,
dessen Wiederaufrichtung bei seiner Kleinheit und bei dem Vorhandensein aller Beste kaum
den vierten oder fünften Teil der Bausumme des attischen Thesauros erfordern würde, und
bei dem die lädierten, abgeschlagenen oder abgeplatteten Stellen mit Leichtigkeit in Stuck
ersetzt werden können, der auch im Altertum diese Porosbauten überzog. Solche Wieder-
erbauung wäre der schönste Lohn für die langen und ehrlichen Bemühungen, die an diese
Tholosstudie gewendet worden sind. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß in unserem,
im Erforschen und Konservieren der alten Denkmäler geübten, opferfreudigen Zeitalter die
wenigen Tausend Mark (5—6) aufgebracht werden mögen, mit denen sich dieser einzig-
artige Bundbau aufrichten und, Seite an Seite mit dem Schatzhaus der Athener, dem
Bilde des Temenos und der unvergleichlichen Gebirgslandschaft wieder einfügen ließe, so
wie er dort in den Tagen des Solon und Kleisthenes geschaffen war.

Ala Kilise, ein kleinasiatischer Bau
des V. Jahrhunderts.

Von Samuel Guyer.

Bei dem wachsenden Interesse, das sich in den letzten Jahren für das so lange ver-
nachlässigte Studium der christlichen Denkmäler Kleinasiens zeigt, möge hier eine kleine
 
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