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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0038

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®& Literatur. — Chronik.

Volkstümliche Kunst aus Schwaben. Im ..

Auftrage der Kgl. Württemberg. Zentralstelle für OnPOnik.

Gewerbe und Handel herausgegeben von Direktor

Paul Schrnohl und Professor Dr. Eugen Grad- IX. internationaler kunsthistoriseher
mann. Eßlingen, Paul Neff Verlag, 1908. Kongreß in München. In den Tagen vom
Den beiden prächtigen Publikationen des Wie- 16.—20. September fand in München unter dem
ners Gerlach, «Volkstümliche Kunst» und «Unter- Protektorat S. K. Hoheit des Prinzen Rupprecht
franken», hat nun Württemberg eine gleichartige von Bayern der IX. internationale kunsthistorische
folgen lassen, die vor jenen beiden noch den Kongreß statt. Seine Arbeit gliederle sich in
Vorzug hat, im eigenen Lande und von staat- einen organisatorischen und einen wissenschaft-
lichen Behörden herausgegeben zu sein. Dieser liehen Teil. Aus dem ersten sind die Vorarbeiten
Umstand leistet die Gewähr, daß erstens aus für die Schaffung einer Legitimationskarte zum
der Fülle des Vorhandenen möglichst das Beste freien Eintritt in die deutschen Kunstsammlungen,
ausgewählt wurde, und daß zweitens das Werk die Bestrebungen zum Ausbau der kunsthistori-
mit einer Einleitung versehen werden konnte, sehen Bibliographie und die Vorträge von Venturi
die wissenschaftlichen Wert besitzt, was man von über die Beziehungen zwischen der Kunstgeschichte
Schwindrazheims Begleittext zu Gerlachs Unter- und den anderen historischen Disziplinen und
franken nicht eben behaupten kann. Diese Ein- von v. Schubert-Soldern über die Systematik
leitung ist der woliIgelungene Versuch einer Ge- der Kunstwissenschaften zu erwähnen. Unter
schichte der Volkskunst in Schwaben. Mit kurzen, den wissenschaftlichen Voi trägen beschäftigten sich
klaren Worten wird uns die Anlage der Fluren, nur zwei überwiegend mit architekturgeschicht-
der Straßen und Brücken, weiter der dörflichen liehen Fragen: Sarres Referat über seine vorder-
Siedelungen vorgeführt. Sodann lernen wir das asiatischen Reisen, deren Ergebnisse demnächst
schwäbische Bauernhaus mit seinen Wirtschafts- in zwei großen Werken «Die joanischen Fels-
gebäuden und seinem Hausrat kennen. Eine Dar- reliefs» und «Die Denkmäler der alt- und mittel-
stellung der Entwicklung der schwäbischen Städte, persischen Baukunst» veröffentlicht werden, sowie
ihres Grundrisses, ihrer Befestigungen, ihrer Biehls Vortrag über Rokokostudien im bayeri-
Bürgerhäuser, Brunnen und Kirchen, und ein sehen Donautal. Von weiteren Vorträgen seien er-
Blick auf die Klöster und Schlösser beschließt wähnt: Dvorak «Wickhoffs literarische Projekte»,
diesen wissenschaftlichen Teil des Werkes. Daran Vay deVaya «Der Ästhetizismus und die japa-
reiht sich in 511 Abbildungen die Fülle der präch- nischen Impressionisten», Schermann «Bezie-
tig'sten Motive aus allen Gebieten der Kunst, wenn hungen zwischen hellenistischer und buddhisti-
auch naturgemäß der Architektur der meiste scher Kunst», Schmid (Prag) «Holbeins Baseler
Raum gegönnt ist. Schwaben ist ja, wie kaum und Luzerner Jahre», Gerola «Fresken in S.
eine zweite Gegend Deutschlands, das Elsaß viel- Giorgetto in Verona», Ventu ri «Gotische Malerei
leicht ausgenommen, überreich an prächtigen Italiens», Destree «Flandrische Tapisserien des
Stadtbildern, an glücklichen Verbindungen von XV. Jahrhunderts», Baum «Ulmer Plastik am
Landschaft und Architektur. Selbst manche Bar- Ende des XV. Jahrhunderts», Läzär «Ein Vor-
harei aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der Zeit, läufer der Pleinairmalerei», Cohn-Wiener «Be-
als es noch keine Denkmalpflege gab, hat dem Ziehungen zwischen der Bamberger und Wetzlarer
Reichtum kaum merklichen Eintrag getan. Plastik», Rählmann «Über Maltechnik», Wät-

Leider läßt die Reproduktion der Abbildungen zold «Über Farbenterminologie»,

teilweise zu wünschen übrig. Wenn man schon Die Münchener Sammlungen boten wertvolle

einmal ein Kreidepapier verwendete, hätte es Sonderausstellungen. Exkursionen fanden nach

auch glänzend sein dürfen. Eine Vergleichung Landshut, nach Burghausen, nach Garmisch und

mit den keineswegs feineren Netzätzungen von nach Augsburg, Ulm und Blaubeuren statt. Eine

Gerlach zeigt deutlich, in welchem Grade Glanz- Einladung des Prinzen Rupprecht ermöglichte es,

papier die Reinheit und Schärfe der Abbildungen die Amalienburg im Nymphenburger Park in

steigert. - Baum. Kerzenbeleuchtung zu sehen. B-m.
 
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