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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pollak, Oskar: Der Architekt im XVII. Jahrhundert in Rom
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Haupt, Richard: Versteckte Gräber
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0226

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Meißels und des Pinsels dienend dem Ganzen unterzuordnen. Man vergesse nicht, daß
den größten Triumph, der je einem lebenden Künstler zuteil ward, einem italienischen
Architekten des XVII. Jahrhunderts galt, Bernini, als er im Jahre 1664 wie ein sieg-
reicher König nach Paris zu Ludwig XIV. zog, um die Louvrefassade zu entwerfen.
Und gerade bei dieser Stellung, die der Architekt damals einnahm, ist es auffallend,
daß sein Los von der pekuniären Seite betrachtet ein so wenig beneidenswertes war,
"während nicht selten Honorare von 3000—5000 scudi für Maler- oder Bildhauerarbeiten
gezahlt wurden.

Rom, im Februar 1910.

Versteckte Gräber.

Von R. Haupt (Preetz).

Im Jahre 1888 ward die Stadt Schleswig mit der Nachricht aufgeregt, es hätten
sich in der soeben abgebrochenen Westwand des Domes in einem versteckten Behältnis
die Reste zweier Leichen gefunden. Es lag nahe, an ein Verbrechen oder die Strafe
eines Verbrechens zu denken. An dem und jenem Orte, so zu Marieuborn in der
Wetterau, weiß der Mund des Volkes, angeregt durch Grabsteine, die in die Wand ein-
gelassen sind, von lebendig eingemauerten Nonnen zu sagen. In manchen mittelalter-
lichen Gräbern fehlt es an Gefäßen nicht, die neben die Körper gestellt sind; ein
solches Grab hat sich zu Lügumkloster gefunden.

Daran konnte der Sinn des Volkes, der am Graulichen sein Genügen hat, wohl
anknüpfen. Nicht mit Recht; denn beim Schleswiger Behältnis handelte es sich um
eine Gruftanlage der Barockzeit; zu Marienborn ist Anna von Wertheim nach ihrem
Tode beigesetzt, und in den Tonkrügen, wie solche auch zu Rotschild auf Seeland ge-
funden sind, ist allemal nicht Wein und Brot gefunden, sondern Holzkohle.

Es gibt aber doch versteckte Gräber, und wenn man von solchen nicht viel weiß,
so kommt es eben daher, daß sie versteckt sind. Die Gelegenheit, sie zu finden, bietet
sich nur sehr selten und es müssen allemal noch besondere Umstände walten, damit
der richtig Beobachtende im rechten Augenblicke darauf aufmerksam werde, und damit
die so gewonnene Kenntnis nicht wieder verloren gehe. Weder bei Otte noch bei Bergner
nimmt daher die Behandlung versteckter Gräber einigen Raum ein. Zweck der gegen-
wärtigen Betrachtung ist es viel weniger, wertvolle neue Beobachtungen mitzuteilen,
als zu Mitteilungen solcher den Anstoß zu geben.

Es soll hier nicht von Wandgräbern die Rede sein. Ihre Eigenart ist es, daß
das Denkmal an oder in die Wand verlegt ist, während sich das Grab davor befindet.

Es gibt jedoch Übergänge, in denen nicht bloß das Denkmal im wesentlichen in
der Wand liegt, sondern auch das Grab selbst. So ist im Nordflügel des Domes zu
Ripen eine tiefe Blende zu sehen (Abbildung 1); ihre Sohle ist in Brusthöhe durch eine
Platte gebildet. Unter dieser fanden sich Gebeine in einem Behälter, der zu klein war
für einen Körper. Drei beigegebene Bleiplatten besagten, daß hier die Reste der Bischöfe
Othincar, f 1043, Nothuleus und Asger, f 1142, beigesetzt sind.

Etwas anders hat es sich mit dem Grabe verhalten, in dem Bischof Absalon
 
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