Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 661

Nicolaus de Tudeschis, Lectura super secundo libro decretalium, Pars I

Papier · 1, 375 Bll. · 38 × 27,8 cm · Pavia · um 1460


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Kommentar.
Entstehungsort
Pavia.
Entstehungszeit
um 1460.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (fol. 1 Pergament).
Umfang
1, 375 Bll.
Format (Blattgröße)
38 × 27,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 37 V369 + (III-1)374*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, hinteres Spiegelbl. auf Rückdeckel geklebt. Zählfehler: auf 251 folgt ungez. Bl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–372), ungez. Bll. folgen Zählung der Digitalisate (1a, 251a, 373*–374*). Reklamanten durchgängig auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig. Kustoden auf den ersten fünf Rectoseiten einer Lage auf dem Fußsteg rechts, meist durch Beschnitt verloren gegangen.
Zustand
Teilweise stockfleckig, v.a. an den Blatträndern, insbesondere an den oberen. Zahlreiche Flecken. Ab Bl. 221 schlägt die Tinte teilweise durch. Ab ca. Bl. 250 Textblock gebräunt.
Wasserzeichen
Blume mit sechs Blütenblättern, ohne Stängel, als Beizeichen Kreuz auf Stempel, zwei Varianten, Bll. 3, 7, 12, 15, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1455 in Innsbruck Verwendung fanden, AT3800-PO-126627, Bll. 5, 9-11, 13, 17, ähnlich Wzz. von Papieren, die 1448 in Pavia beschrieben wurden, DE1185-S810_16; Blume mit acht Blütenblättern, ohne Stängel, mit Stempel, vier Varianten, Bll. 21-32, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) verwendet wurden, DE4200-PO-126725, Bll. 35, 57-66, 68, 75, 80, 86-96, 108-110, 121, 124, 132-135, 141, 152, 155, 161-165, 176-181, 183, 192, 197-198, 207-209, 217, 219, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) Verwendung fanden, DE4200-PO-126725, Bll. 40-43, 49 ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) beschrieben wurden, DE4200-PO-126725, Bll. 45-47, 50-56, 67, 69-73, 77, 81-83, 97-105, 116, 122, 126-128, 137-140, 144-151, 153, 157, 171, 182, 185-187, 195, 200-205, 215, 218, 220, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) verwendet wurden, DE4200-PO-126724; Blume mit acht Blütenblättern, ohne Stängel, als Beizeichen Kreuz auf Stempel, zwei Varianten, Bll. 221, 228, 234-235, 242, 247, 251a-253, 264-269, 273-278, 280-282, 292-295, 305, 308, 313, 317, 324, 327, 335-337, 345, 348, 355, 357-358, 368-369, 371-373*, Bll. 222-227, 232-233, 240-241, 243-245, 251, 254-257, 272, 279, 284-290, 296-303, 307, 309, 314, 318-319, 326, 328-329, 338-340, 246-347, 350, 356, 363-367, 370, Varianten vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1487 in Casale Verwendung fanden, IT5235-PO-126755.

Schriftraum
27 × 17–17,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
60 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber des Texts, Johannes Stetzenbach aus Eberbach, der auch Pal. lat. 654, 660 (1ra–218vb) und 666 (1ra–10vb, 81ra–84vb, 116ra–165vb) kopierte, bediente sich einer italienischen Semitextualis im Derolezschen Sinn (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–121), wobei zahlreiche Ligaturen Verwendung fanden, welche die Schrift wie eine schleifenlose Bastarda erscheinen lassen, bei der f und s keine Unterlängen aufweisen. Die Auszeichnungsbuchstaben hingegen sind in gotischer Minuskel geschrieben. Nur sehr selten trug der Schreiber Korrekturen am Seitenrand oder im Interkolumnium nach.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift und Tinte vorgezogen. Tituli in der rechten oberen Ecke abgekürzt wiedergegeben, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen. Tituli im Fließtext rubriziert (Titulus fehlt auf 238ra). Zu Beginn eines jeden Capitulums Initialmajuskeln mit Schaftaussparungen, alternierend in Blau und Rot über sechs bis neun Zeilen, die übrigen Buchstaben der Capitulumsanfänge in gotischer Minuskel vergrößert dargestellt, über zwei Zeilen. Kommentare zu Abschnitten innerhalb des Capitulums mit Paragrafenzeichen und vergrößerten gotischen Minuskeln hervorgehoben. Alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen zur Unterteilung der Sinnabschnitte.
Buchschmuck
Auf 1r Eingangsminiatur, Erzengel Gabriel vor Maria kniend, in der Linken eine Lilie haltend, die Rechte zum Gruß erhoben. Maria, hinter einem Lesepult sitzend, schreckt auf. Darüber eine weiße Taube als Darstellung des Heiligen Geists, daneben die Worte aue gratia plena. Ausgeführt in Blau, Gold, Grün, Rot und Purpur. Darunter Initiale mit Blattornament im Binnenfeld. Das Textfeld umgeben Ranken in Blau, Gold, Grün, Rot und Purpur. Auf der unteren Ranke ein stehender, weiß gewandeter Engel mit blondem Haar und purpurnen Flügeln, zwei Wappen haltend. Das erste Wappen ist geviert und zeigt in 1 und 4 einen rot gekrönten goldenen steigenden Löwen in Schwarz, 2 und 3 blau-silber geweckt, das zweite zeigt in Rot einen silbernen Schrägbalken (s. auch die Bildbeschreibung in heidICON).

Nachträge und Benutzungsspuren
Keinerlei Nachträge von anderer Hand. Wenige grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem Rücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur. Rückentitel: ABBAS super 1a. parte 2i.
Provenienz
Regensburg / Neumarkt / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Neben der aktuellen Signatur Altsignaturen auf 1ar 567 [ersetzt durch 565], 772 [durchgestrichen], Capsa-Nummer C. 176., darunter Allacci-Signatur 1739 [durchgestrichen], daneben von Hand des 17. Jhs.: Panormitanus super j. parte secundi libri decretalium. Auf 1av leichter Abklatsch der Miniatur von 1r. Die Hs. ist Teil einer mehrbändigen Reihe, welche die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra vereint (s. Pal. lat. 654, 660, 662, 665, 666). Wie der Kolophon in Pal. lat. 654 ausweist, wurde die Hs. von Johannes Stetzenbach aus Eberbach für Ruprecht von Pfalz-Mosbach, designierten Bischof von Regensburg, in Pavia kopiert. Dafür, dass auch diese Hs. in Pavia entstand, spricht die Miniatur auf 1r. Vgl. des Weiteren Geschichte der Handschrift in der Beschreibung von Pal. lat. 654.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_661
Literatur
BioBib Jurists, Nicolaus de Tudeschis (r450); OVL, Pal.lat.661; Pennington, Lectura, S. 370 A. 31; Pennington, Nicholaus, S. 19; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 234.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–372rb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Tudeschis (GND-Nr.: 118588028).
Titel
Lectura super secundo libro decretalium, Pars I.
Angaben zum Text
Vorlesung zum 1. Teil des 2. Buchs des Liber extra (zum 2. Teil des 2. Buchs s. Pal. lat. 654): (1ra–1va) Vorrede; (1vb–72vb) Titulus 1; (72vb–138rb) Titulus 2; (138va–148rb) Titulus 3; (148rb–157ra) Titulus 4; (157ra–162ra) Titulus 5; (162ra–190rb) Titulus 6; (190rb–205va) Titulus 7; (205va–215ra) Titulus 8; (215ra–222vb) Titulus 9; (222vb–237vb) Titulus 10; (238ra–240va) Titulus 11; (240va–262va) Titulus 12; (262va–312rb) Titulus 13; (312rb–345vb) Titulus 14; (346ra–352vb) Titulus 15; (353ra–359vb) Titulus 16; (360ra–366ra) Titulus 17; (366ra–372rb) Titulus 18. – 372v–374*v leeres Zeilengerüst.
Incipit
1ra ›Qvoniamhic voluminis principium non extitit in prohemio et preludijs aliter instare non censui …
Explicit
372rb … et per hec habes satis clare materiam huius capituli et cetera. Et sic est finis huius prime partis secundi libri decretalium per Nicolaum Siculum episcopum et cetera. [Von anderer Hand hinzugefügt:] Edite.
Edition
Die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra ist bereits in zahlreichen Wiegendrucken seit 1476 überliefert (GW M47787-M47997). Die letzte Gesamtausgabe seiner Hauptwerke wurde 1617 in Venedig aufgelegt, darunter Commentaria in quinque decretalium libros, Venedig 1617.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 661. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.