Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 664

Nicolaus de Tudeschis, Lectura super secundo libro decretalium, Pars II

Papier, Pergament · 3, 477, 1 Bll. · 42,5 × 28 cm · Pavia (?) · 1461


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Kommentar.
Entstehungsort
Pavia (?).
Entstehungszeit
1461.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (Bl. 1 Pergament).
Umfang
3, 477, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
42,5 × 28 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + (V-1)9 + 46 V459 + IV467* + (I-1)468*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 468*. Zählfehler: auf 429 folgt 420.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Falzverstärkung aus Pergament nach 2a, 3a und 9. Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–463). Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier, wie bei falsch gez. Bll., Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–3a, 119a, 420a–429a, 464*–468*). Reklamanten durchgängig auf der letzten Versoseite der Lage am Ende des Texts im rechten Winkel zu diesem geschrieben (349v–389v auf Fußsteg mittig), z.T. verziert. Lagenfoliierung mit Buchstabe / Buchstaben und arabischer Ziffer / arabischen Ziffern.
Zustand
Stockfleckig, v.a. an den Blatträndern, insbesondere an den oberen. Einige Flecken. Auszeichnungsbuchstaben schlagen durch, teilweise auch Fließtext und Initialen. Textblock zuweilen gebräunt. 413v leichter Wasserschaden. Die letzten Bll. an unterer Ecke ausgerissen.
Wasserzeichen
Krone ohne Bügel, Mittelzinken blattförmig, mit Kreis darunter, um 90° gedreht. Derzeit keine Übereinstimmung mit WZIS.

Schriftraum
26,6 × 18,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
59 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
1ra–342va wurde von einer Hand geschrieben, die sich einer schleifenlosen Bastarda bediente, bei der die Unterlängen von f und langem s in der Regel nur angedeutet sind, wodurch die Übergänge zur italienischen Semitextualis im Derolezschen Sinn fließend sind (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–121), und die auch für den ersten Teil von Pal. lat. 663 verantwortlich zeichnete. Die Hände, welche den Text ab 342va weiterführten, bedienten sich derselben Schrift, wobei die Unterlängen von f und s unterschiedlich lang ausgeprägt sind. Als einer der möglichen Schreiber lassen sich Zeisolf von Adelsheim, Gerhard von Ehrenberg oder Ägidius von Neideck ins Feld führen (s. Geschichte der Handschrift in Pal. lat. 662).
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift und Tinte vorgezogen. Tituli streckenweise in der rechten oberen Ecke abgekürzt wiedergegeben. Vor jedem Titulus mehrere Zeilen für Rubrik freigelassen, die nicht ausgeführt wurde. Zu Beginn eines jeden Capitulums Initialmajuskel, teils mit Punktverdickungen, teils mit Silhouettenornament, in Rot über meist sieben bis acht Zeilen (auf 1ra nicht ausgeführt), die übrigen Buchstaben der Capitulumsanfänge in gotischer Minuskel vergrößert dargestellt, über zwei bis vier Zeilen. Kommentare zu Abschnitten innerhalb des Capitulums mit Paragrafenzeichen und vergrößerten gotischen Minuskeln hervorgehoben. Selten rote Paragrafenzeichen zur Unterteilung der Sinnabschnitte.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Keine nachträglich vorgenommenen Anmerkungen von anderer Hand. Wenige grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem Rücken zwei blaue Schildchen mit aktueller Signatur, Rückentitel: ABBAS super 2a secundi.
Provenienz
Neumarkt (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf Vorderspiegel blaues aufgeklebtes Schildchen mit aktueller Signatur, auf 1ar neben der aktuellen Signatur Altsignatur 775 [durchgestrichen], auf 2ar Capsa-Nummer C. 173, auf 1r Altsignatur 571, ferner von Hand des 17. Jhs.: Abbas super secunda parte 2di, auf 467*v Altsignatur 2061. Wie die Buchgestaltung und die Schrift nahelegen, muss die Hs. im Umfeld der Söhne Ottos I. von Pfalz-Mosbach (1390–1461) namens Ruprecht (1437–1465), Albrecht (1440–1506) und Johann (1443–1486) entstanden sein, als diese 1460/61 in Pavia weilten (s. Einleitung). Vollendet wurde das Werk am 18. September 1461, wie der Kolophon auf 463v ausweist. Ob dies tatsächlich noch in Pavia geschah ist unklar, da die drei Brüder relativ zeitnah nach dem Tod ihres Vaters am 5. Juli 1461 abgereist sein dürften. Weiteres zur Provenienz der Hs. in Geschichte der Handschrift von Pal. lat. 663.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_664
Literatur
BioBib Jurists, Nicolaus de Tudeschis (r450); OVL, Pal.lat.664; Pennington, Lectura, S. 370 A. 31; Pennington, Nicholaus, S. 20; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 234.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–463v Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Tudeschis (GND-Nr.: 118588028).
Titel
Lectura super secundo libro decretalium, Pars II.
Angaben zum Text
Vorlesung zum 2. Teil des 2. Buchs des Liber extra (zum 1. Teil des 2. Buchs s. Pal. lat. 663): (1ra–1vb) Vorrede; (1vb–46va) Titulus 19; (46va–120ra) Titulus 20; (120ra–127va) Titulus 21; (127va–154rb) Titulus 22; (154rb–172vb) Titulus 23; (172vb–245ra) Titulus 24; (245rb–275va) Titulus 25; (275va–321vb) Titulus 26; (322ra–381rb) Titulus 27; (381va–456ra) Titulus 28; (456ra–457ra) Titulus 29; (457ra–463vb) Titulus 30. – 2ar–3av leeres Zeilengerüst. – 464*r–467*v leeres Zeilengerüst.
Incipit
1ra ›[H]ec rubricasatis continuata fuit supra in precedenti rubrica. Sed magis specifice potest sic continuari …
Explicit
463vb … Nam propter bonum conseruandum quisque debet se ipsum exponere maxime in fauorem animarum pro quibus saluandis deus aperiat intellectum studencium in hac compilacione ad honorem ipsius. Amen. Deo gracias. Explicit Lectura super 2a parte et sic super toto 2o libro decretalium reuerendi patris domini Nicolai de Cecilia, episcopi Panormitani et cetera, anno millesimoquadringentesimo sexagesimoprimo die decimaoctaua mensis Septembris. Ad gloriam et laudem omnipotentis dei. Amen.
Edition
Die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra ist bereits in zahlreichen Wiegendrucken seit 1476 überliefert (GW M47787–M47997). Die letzte Gesamtausgabe seiner Hauptwerke wurde 1617 in Venedig aufgelegt, darunter Commentaria in quinque decretalium libros, Venedig 1617.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 664. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.