Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 663

Nicolaus de Tudeschis, Lectura super secundo libro decretalium, Pars I

Papier, Pergament · 4, 399, 5 Bll. · 43,3 × 29 cm · Pavia (?) · um 1461


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Kommentar.
Entstehungsort
Pavia (?).
Entstehungszeit
um 1461.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (Bl. 1 Pergament).
Umfang
4, 399, 5 Bll.
Format (Blattgröße)
43,3 × 29 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
II4a + (IV+1)9 + 39 V397* + II401* + (I-1)402*. Vorderspiegel auf Deckel geklebt (blaues Signaturschildchen des alten Spiegels scheint in linker oberer Ecke durch), Hinterspiegel Gegenbl. von 402*. Zählfehler: ungez. Bll. nach 142 und 153.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–395). Vorsatzbll. und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier, wie bei ungez. Bll., Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–4a, 396*–402*). Reklamanten durchgängig auf der letzten Versoseite der Lage am Ende des Texts im rechten Winkel zu diesem geschrieben. Lagenfoliierung mit Buchstabe / Buchstaben und arabischer Ziffer / arabischen Ziffern.
Zustand
Stockfleckig, v.a. an den Blatträndern, insbesondere an den oberen. Auszeichnungsbuchstaben schlagen durch, teilweise auch der Fließtext. Textblock zuweilen gebräunt. Kaum Benutzungsspuren.
Wasserzeichen
Krone ohne Bügel, Mittelzinken blattförmig, mit Kreis darunter, um 90° gedreht. Derzeit keine Übereinstimmung mit WZIS.

Schriftraum
26,5 × 19,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
59 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die erste Hand, 1ra–162rb ausführend, bediente sich einer schleifenlosen Bastarda, deren Duktus im Verlauf der Seiten zunehmend flüchtiger wird, und die auch für den ersten Teil von Pal. lat. 664 verantwortlich zeichnete. Die zweite Hand, 162va–395ra schreibend, folgte ihrer Vorgängerhand bei der Wahl der Schriftart weitestgehend, verzichtete allerdings auf die Unterlängen bei f und langem s, bzw. deutete diese nur an, weshalb die Schrift auch als italienische Semitextualis im Derolezschen Sinn beschrieben werden kann (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–121). Als mögliche Schreiber lassen sich Zeisolf von Adelsheim, Gerhard von Ehrenberg oder Ägidius von Neideck ins Feld führen (s. Geschichte der Handschrift in Pal. lat. 662).
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift und Tinte vorgezogen. Tituli in der rechten oberen Ecke abgekürzt wiedergegeben. Vor jedem Titulus mehrere Zeilen für Rubrik freigelassen, die nicht ausgeführt wurde. Zu Beginn eines jeden Capitulums Initialmajuskel, teils mit Schaftaussparungen, alternierend in Blau und Rot über fünf bis zehn Zeilen (Initiale auf 1ra nicht ausgeführt, Angabe für Rubrikator noch vorhanden), die übrigen Buchstaben der Capitulumsanfänge in gotischer Minuskel vergrößert dargestellt, meist über zwei bis drei Zeilen. Kommentare zu Abschnitten innerhalb des Capitulums mit Paragrafenzeichen und vergrößerten gotischen Minuskeln hervorgehoben. Alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen zur Unterteilung der Sinnabschnitte.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Kaum Anmerkungen von anderer Hand, lediglich auf den ersten Bll., dort auch wenige grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem, stark nachgebräuntem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Rücken an Kopf und Schwanz leicht ausgerissen, mit Fraßspuren, zwei blauen Schildchen mit aktueller Signatur, Altsignatur 174, Rückentitel: ABBAS super prima 2i, darunter in Blau: Pal.
Provenienz
Neumarkt (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf 1ar Capsa-Nummer C. 13, darunter Allacci-Signatur 1249 [durchgestrichen], Altsignaturen auf 3ar 774 [durchgestrichen], auf 4ar 770, auf 1r 570, auf 401*v 2063. Auf 1r von Hand des 17. Jhs.: Abbas super prima parte secundi. Wie die Buchgestaltung und die Schrift nahelegen, muss die Hs. im Umfeld der Söhne Ottos I. von Pfalz-Mosbach (1390–1461) namens Ruprecht (1437–1465), Albrecht (1440–1506) und Johann (1443–1486) entstanden sein, als diese 1460/61 in Pavia weilten (s. Einleitung). Der vorliegende Codex dürfte 1461 angelegt worden sein (der zweite Teil der Vorlesung von Nicolaus de Tudeschis zum zweiten Buch des Liber extra, Pal. lat. 664, ist im Kolophon auf 1461 datiert, s. Beschreibung zu Pal. lat. 664). Da sich von Ruprecht eine sechsbändige Reihe dieser Vorlesung nachweisen lässt (s. Pal. lat. 654, 660-662, 665-666), dürfte vorliegende Hs. und Pal. lat. 664 für Albrecht oder Johann geschaffen worden sein. Zu den möglichen ausführenden Händen s. Geschichte der Handschrift in der Beschreibung zu Pal. lat. 662, zur Provenienz der Hs. s. Einleitung.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_663
Literatur
BioBib Jurists, Nicolaus de Tudeschis (r450); OVL, Pal.lat.663; Pennington, Lectura, S. 370 A. 31 (mit abweichender Inhaltsangabe); Pennington, Nicholaus, S. 19; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 234.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–395ra Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Tudeschis (GND-Nr.: 118588028).
Titel
Lectura super secundo libro decretalium, Pars I.
Angaben zum Text
Vorlesung zum 1. Teil des 2. Buchs des Liber extra (zum 2. Teil des 2. Buchs s. Pal. lat. 664): (1ra–1va) Vorrede; (1va–73va) Titulus 1; (73va–142ra) Titulus 2; (142ra–150va) Titulus 3; (150vb–158ra) Titulus 4; (158rb–163ra) Titulus 5; (163ra–192va) Titulus 6; (192va–209va) Titulus 7; (209va–219rb) Titulus 8; (219rb–228rb) Titulus 9; (228va–245va) Titulus 10; (245vb–248vb) Titulus 11; (248vb–274ra) Titulus 12; (274ra–329rb) Titulus 13; (329rb–366va) Titulus 14; (366va–374ra) Titulus 15; (374ra–381rb) Titulus 16; (381va–388rb) Titulus 17; (388rb–395ra) Titulus 18.
395v–397*v leeres Zeilengerüst.
Incipit
1ra ›Qvoniamhic voluminis principium non extitit in prohemio et preludijs aliter instare non censui …
Explicit
395ra … et per hec habes satis clare materiam huius capituli et cetera. Et sic est finis huius prime partis 2i libri decretalium per Nicolaum Sciculum [!] episcopum Panormittanum et cetera edite et cetera. Deo gratias.
Edition
Die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra ist bereits in zahlreichen Wiegendrucken seit 1476 überliefert (GW M47787-M47997). Die letzte Gesamtausgabe seiner Hauptwerke wurde 1617 in Venedig aufgelegt, darunter Commentaria in quinque decretalium libros, Venedig 1617.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 663. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.