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Schafställe mit beidseitiger Kübbung

Liegen die Gebäude von Vahlde und
Schmalenfelde noch im Randbereich des
Verbreitungsgebietes der Wandständer-Ställe
beziehungsweise im Übergangsgebiet zu
andersartigen Stalltypen, so muß ein ent-
sprechendes Gebäude in Goldbeck bei
Buxtehude als regional einzeln dastehende
Besonderheit bezeichnet werden. Es handelt
sich auch hier wieder um ein ehemaliges
Häuslingshaus, das zuletzt - bei der Unter-
suchung - weitgehend in Verfall begriffen
war (Abb. 84). Es wurde inzwischen abgeris-
sen und vom Heimatverein in Beckdorf in
Sichtweite des alten Standortes wiederaufge-
baut.


Abb. 84: Goldbeck, Lkrs. Stade, Häuslingshaus,
ehemaliger Kübbungsschafstall mit Gerüst eines
älteren Wandständerschafstalls

Als altertümliches Merkmal imponiert die
große Breite der ehemaligen Lehmgefache,
die zuletzt überwiegend mit kleinformatigen
Ziegelsteinen ausgemauert waren. Auch in
diesem Falle bestand das Innengerüst aus
einem ehemaligen Wandständergefüge mit
eingehälsten Eichenbalken. Die ursprüng-
lichen Wände waren bei einer Fachlänge von
2,6 m nur einmal verriegelt und - nach den
Spuren am Rähm - durch außenbündige
Lehmflechtwände geschlossen (Tafel 25).
An beiden Giebeln befand sich ursprünglich
ein leicht ausmittiges Torgebinde. Das ehe-
malige Vorhandensein einer Durchfahrt ohne
sonstige Unterteilung läßt mit großer Wahr-
scheinlichkeit vermuten, daß es sich auch
hier ursprünglich um einen Schafstall gehan-
delt hat, der zuerst (wahrscheinlich im 17.
Jahrhundert) in der altertümlichen Wand-
ständerbauweise aufgeführt, später durch das

Anfügen von beidseitigen Kübbungen zum
regionaltypischen Innengefüge-Stall vergrö-
ßert wurde.
Nur wenige Kilometer von Goldbeck ent-
fernt, in der aus nur drei Höfen bestehenden
Ortschaft Hohenhausen im südlichsten
Zipfel des Landkreises Stade, hegt am Rande
einer der Hofstellen ein Kübbungsschafstall,
der als Innengefüge ein besonders alter-
tümliches Wandständergebäude birgt. Den
alten zwei Fachen ist später ein drittes Fach
hinzugefügt worden. Die alten Rähme sind
von ungewöhnlicher Breite. Auf einer Seite
hatte das Ursprungsgebäude zusätzlich zur
Lehmstakenwand noch eine Verbohlung als
Wetterschutz besessen - erkennbar an einer
entsprechenden Nutung an der äußeren Kante
des Rähms -, ein einmaliger Befund für
unsere Region. Die ehemaligen Giebelständer
zeigen die Zapfenlöcher für kurze Fuß-
streben. Die alten Giebelbalken selbst sind
allerdings nicht erhalten geblieben, sondern
durch jüngere Weichholzbalken ersetzt.
Damit läßt sich die Torsituation des Vor-
gängergebäudes nicht mehr rekonstruieren
und somit nicht mit Sicherheit sagen, ob
dieser alte Wandständerbau auch schon ein
Schafstall gewesen ist.
Die gleiche Aussage müssen wir über das
Innengefüge eines Kübbungsstalles in Stem-
men bei Scheeßel treffen. Auch in diesem
Stall ist ein Wandständergebäude hohen
Alters als Innengefüge verwendet worden.
Die außenbündige Verzimmerung der Kopf-
bänder (Abb. 85), die ehemals tiefsitzende
breite Riegelkette und die Verwitterungs-
spuren der Hölzer sprechen eine eindeutige
Sprache. Darüber hinaus zeichnen dieses
Gebäude zwei ganz ungewöhnliche Befunde
aus. Die hintere Giebel wand ist immer ohne
Ausfahrt gewesen und besitzt einen sehr
breiten, von zwei Kopfbändern begleiteten
Mittelständer (s.u. Tafel 46). Die drei Innen-
balken waren bereits in dem Vorgänger-
Wandständergebäude zweitverwendet wor-
den. Bei ihrer Erstverwendung waren sie mit
angeblatteten Kopfbändern verzimmert. Zwei
der drei Balken stammen aus dem gleichen
Vorgängergebäude; sie waren ehemals mit
deutlichem Überstand auf einen Ständer-
stufenzapfen gefügt, wie man an den 70 cm
vom Balkenende entfernt sitzenden quadra-
 
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