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Kübbungsschafställe mit jüngeren Unterrähmgefügen

Kübbungsschafställe mit
jüngeren Unterrähmgefügen

Die kreuzverklammerte Rähm-Dachbalken-
Verbindung ist dadurch gekennzeichnet, daß
ein breiter Stirnzapfen des Ständers durch das
Rähm greift und - auf ein Drittel seiner Breite
verschmälert - noch in den Balken hinein-
stößt. Im Balken dient zur Aufnahme dieses
„Zapfenstöckchens“ ein quadratisches Loch,
das als „Dollenloch“ bezeichnet wird.(s. o.
Tafel 23d). Eines der ältesten Beispiele einer
solchen Verzimmerungsart an Kübbungs-
schafställen entdeckten wir in Seppensen,
Landkreis Harburg. Allerdings ist der Stall
heute total verbaut, die eine Kübbung voll-
ständig beseitigt; hierdurch ist immerhin ein
guter Blick auf das Innengefüge möglich
(Abb. 107). Nicht alle Einzelheiten sind
ausreichend sicher zu rekonstruieren, jedoch
sprechen das kräftige, kantig bearbeitete,
aufgezapfte Eichenrähm mit seinen breiten
gekehlten Kopfbändern zusammen mit der
gedrungenen Giebelgestaltung für eine
Erbauung vor 1700.


Abb. 107: Seppensen, Lkrs. Harburg, ehemaliger
symmetrischer Kübbungsschafstall nach Verlust einer
Abseite, Rähm- und Balkenaufzapfung, Balken-
überstand teilweise gekürzt
Weiter westlich im Landkreis Harburg, im
ehemaligen Amt Moisburg, fanden sich ent-
sprechende Baumerkmale bei einem Stall in
Ochtmannsbruch, der mit seiner Durch-
fahrt unmittelbar in die Steinmauer des Hofes
hineingebaut war, so daß das eine Tor in die
Allmende, das andere auf den Hofplatz
führte. Als recht altertümlich sind die ein-
fache Verriegelung der Giebel wand und das
aufgezapfte, überstehende Rühmende anzu-
sehen. Abbildung 108a zeigt die Hofseite

des baufälligen, inzwischen abgerissenen
Gebäudes.


Abb. 108a: Ochtmannsbruch, Lkrs. Harburg, Kübbungs-
schafstall auf dem Hofplatz, im Verfall begriffen


Abb. 108b: Innenständer mit Rähm- und Balkenauf-
zapfung, Sparren auf dem Balkenende stehend

Abbildung 108b läßt an dem auf einem Feld-
stein stehenden, leicht geneigten Innen-
ständer die Aufzapfung des Rähms und des
Balkens erkennen. Eine Riegelkette fehlte in
der Innenständerreihe. Die niedrigen riegel-
losen Kübbungswände wurden von Ein-
zügen gehalten, die in die Innenständer
eingezapft, in die Wandständer eingehälst
waren. Die kräftigen, geheilten Eichen-
 
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