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Kübbungsschafställe mit jüngeren Unterrähmgefügen

Die bisher vorgestellten ältesten Beispiele
von Zweiständer-Ställen mit aufgezapftem
Rähm-Balken-Gefüge lagen übrigens am
Rande der jeweiligen Hofstellen, zumeist
neben der zur ehemaligen Allmende gerichte-
ten Hofausfahrt. Doch gibt es diesen Stallty-
pus auch als „Butenkaben“. Ein solcher liegt
heute noch in der ehemaligen Heide der
GemarkungWüstenhöfen (Abb. Illa).
Dieser Stall wies ursprünglich nur eine große
Einfahrt auf. Auf der rückwärtigen Seite war
das Gebäude geschlossen, und zwar in der
Weise, daß die Kübbung der beiden Längs-
seiten auch an der Rückseite herumgeführt
worden war. Das sehr kräftige Innengefüge
(Tafel 36) ist gedrungener als dasjenige in
Handeloh, dem es sonst aber weitgehend
entspricht. Auch hier ragt der Ständerzapfen
in voller Breite über das Rähm hinaus und
greift in eine quere Nute an der Unterseite
des Dachbalkens. Übrigens kommt auch das
Konstruktionsmerkmal des breiten Ständer-
zapfens nicht nur bei Schafställen vor, son-

dern läßt sich im Untersuchungsgebiet recht
häufig in Bauernhäusern nachweisen. Auch
bei diesen scheint es sich um eine jüngere
Schicht der Ständer-Balken-Verbindung zu
handeln. Im Wüstenhöfener Stall läßt sich
eine zeitliche Abfolge der Verzimmerungs-
arten eindrucksvoll beweisen. Hier sind
sämtliche Dachbalken in Zweitverwendung
eingebaut worden, und zwar dergestalt, daß
das Holz um 180 Grad gedreht neu verzim-
mert wurde. Auf der jetzt oben hegenden
Seite der Balken befindet sich unmittelbar
neben dem Balkenende eine ziemlich breite,
ca. 5 cm tiefe Ausnehmung, der auch ein zur
Mitte hin gerichtetes Kopfband zugeordnet
war (Abb. 111b). Heute steht in dieser Aus-
nehmung der Sparren, mit einer Eisen-
klammer gegen seitliche Verschiebung gesi-
chert. Ursprünglich handelte es sich jedoch
bei der Ausnehmung um die Verkämmung
des Balkens auf den Ständerkopf, wie sie im
Zusammenhang mit dem eingeschlitzten
Rähm vorkommt.

Abb. 111a: Wüstenhöfen, Lkrs. Harburg, Außenschafstall mit jüngerer Verbretterung (ursprüngllich Lehmwände)
 
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