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Gestaltungsvarianten

Bei Wandständerbauten konnte eine an der
Seitenwand angebrachte Fußgängertür
gelegentlich ein wenig repräsentativer ausge-
staltet sein. Nur selten aber waren am Holm
solcher kleinen Türen Jahreszahl oder
Inschriften eingeschnitzt worden. Genannt
seien noch einmal der Kübbungsstall in
Wesel mit der Jahreszahl 1737, der
Einkübbungstall in Sprengel (1730), die
ehemalige Wandständerställe in Hansahlen
(1831) und Leverdingen (1789) sowie der
Stall aus Westeresch mit den beiden Jahres-
zahlen 1751 und 1875 (Abb. 153a und b).
Als weiterer Zugang zum Gebäude ist
schließlich die Giebelluke zu nennen. Eine
solche kann manchmal fehlen; dann wurde
der Raum über den Balken entweder nicht
genutzt, oder er wurde von innen her durch
eine Bodenluke, ähnlich wie auf der Diele
des Haupthauses, beschickt. Bei den Wand-
ständerschafställen läßt sich jedoch eine
Luke an einer Giebelseite zumeist noch
nachweisen, fast immer mittig über der
großen Tür. Vielfach handelt es sich dabei

nur um einen Einschnitt in den Wahn mit
einer gaubenartigen Gestaltung. Bei etwas
aufwendigeren Ställen liegt die Luke inner-
halb eines verbreiterten oder sogar offen
gelassenen Giebeltrapezes. Manchmal war
eine einfache hölzerne Klappe angebracht,
oder der Verschluß erfolgte durch ein weg-
nehmbares Vorsatzbrett. Meisten blieb diese
Luke aber offen, da ein besonderer Ver-
schluß nicht nötig war. Man scheint Wert
auf eine gute Durchlüftung des Bodenraumes
gelegt zu haben, um das Winterfutter und
das Streumaterial nicht stockig werden zu
lassen.
Bei den Kübbungsschafställen kam das
Giebeltrapez mit Luke oberhalb des Tores
selten vor. Als Ausnahme muß man einen
von dem Hauskundler Gerhard Eitzen foto-
graphierter alten Stall aus Kalbe ansehen
(Abb. 154a). Jüngere Beispielen dokumen-
tierte Eitzen in Stemmen und Helvesiek.
Heute belegen nur noch die Ställe in Stem-
men (s.o. Abb. 92) und Klein Sittensen (s.o.
Abb. 135) dieses Bauelement.

Abb. 154a: Kalbe, Lkrs. Rotenburg/W., Kübbungsschafstall, Vordergiebel mit aufwendig abgezimmertem Giebel-
trapez, Balkenverkämmung im Giebel sichtbar. Foto: G. Eitzen 1938, Archiv LWM Hösseringen
 
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