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Gestaltungsvarianten

205

eine gewisse Wärmeisolation gesorgt hat.
In vielen Fällen ist später - zum Beispiel
anläßlich einer Umsetzung des Gebäudes -
eine Ausmauerung mit gebrannten oder
auch ungebrannten Lehmziegeln vorgenom-
men worden. Als Besonderheit ist auf eine
innenbündige Gefachausfüllung der Küb-
bungswände an je einem Stall aus Groß
Meckelsen und Klein Ippensen (s.o. Abb.
103a) hinzuweisen. Weitere Beispiele dieser
Bautechnik sind uns in unserer Region sonst
nicht bekannt geworden, doch bildet Preßler
einen Wandständerschafstall aus dem
Hümmling ab, bei dem sich ebenfalls eine
innenbündige Verzimmerung der Hölzer mit
entsprechender Innenlage des Lehmschlags
findet <204>. Lindner hat diese Machart als
regionaltypische, altertümliche Bauweise
angesehen <205>, der einfache Grund war
aber wahrscheinlich, daß eine Reinigung des
Stalles und eine Entfernung des Mistes aus
dem Stall auf diese Weise besser möglich
waren. Klugerweise hat man dieses Verfahren
bei unseren beiden Beispielen nur an den
niedrigen, durch die Dachtraufe wetterge-
schützten Seitenwänden angewandt, während
die höheren Giebelwände in der normalen,

außenbündigen Art abgezimmert und verstri-
chen worden sind.
Bei einem kleinen Sparrenschafstall in
Neugraben wurde die rückwärtige, torlose
Giebelseite vollständig mit einer äußer-
lich aufgebrachten Strohschicht geschützt
(Abb. 156).
Besonders fürsorglich war ein „Schnucken-
vater“ in Klein Sittensen, der alle vier
lehmgestakten Außenwände mit einer
durch aufgenagelte Eichenleisten gehalte-
nen Langstrohschicht versehen hatte; ein
besonders malerisches Bild im Verfall
(Abb. 157), aber auch eine wirksame
Methode des Bautenschutzes, haben sich
doch alle Lehmwände dieses Stalls bis
heute erhalten, was man von keinem ande-
ren der Schafstallgebäude berichten kann.
Mit diesem Beispiel sei ein etwas wehmüti-
ger Abschiedsblick auf die gewiß nicht nur
„gute“, aber doch wohl ruhigere, traditions-
reichere Zeit der Heidewirtschaft geworfen,
zu der außer der Schnuckenhaltung die
Heideimkerei, der Plaggenhieb und der
Torfstich gehörten.


Abb. 156: Neugraben, Stadt Hamburg, Kübbungs-
schafstall auf dem Hofplatz mit Schutzbehang des
geschlossenen Hintergiebels aus Stroh


Abb. 157: Klein Sittensen, Lkrs. Rotenburg/W.,
Kübbungsschafstall mit Lehmflechtwänden und
aufgenagelter Schutzschicht aus Langstroh
(siehe Titelbild)
 
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