Jüngere Schafstallgebäude
229
Ein großes quererschlossenes Gebäude auf
dem Großkötnerhof „Lütt Thiemans“ in
Neugraben (Abb. 170a) erinnert zunächst an
die Kombinationsgebäude, die im vorange-
gangenen Kapitel vorgestellt wurden.
Abb. 170a: Neugraben, Stadt Hamburg, querer-
schlossenes Kombinationsgebäude von 1797
Das auch heute noch in seiner Ausführung
und Größe beeindruckende Fachwerkgebäude
von 26 m Länge liegt in ziemlicher Ent-
fernung seitlich vom Haupthaus auf dem
recht weitläufigen Hofraum. Seitens der
Denkmalspflege ist es als Scheune mit drei
Durchfahrten registriert worden. Am Holm
der vorderen, ursprünglich torlosen Durch-
fahrt weist eine Inschrift das Jahr 1797 als
Erbauungsjahr aus. Es ist dies die Einfahrt zu
einer typischen Heuscheune, da sich bei-
derseits - abgetrennt durch Fachwerkwände
mit je einer Türöffnung - je ein balkenfreier
Grundbansenraum von 4,5 m resp. 2,5 m
Breite befindet. Die zweite Durchfahrt führt
in einen sich nach links 5 m tief öffnenden
freien Raum, dessen ursprüngliche Funktion
nicht sicher feststellbar ist. Vermutlich waren
hier unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten
vorgesehen, etwa als Remise, als Brennholz-
lager oder auch als zusätzliche Lagerstätte für
in der Erntezeit überschüssig anfallendes
Getreide. Eine vergleichbare Raumanordnung
hatten wir in der Querdurchfahrtsscheune aus
Narthauen im westlichsten Teil unseres
Untersuchungsgebietes angetroffen. Die
Gestaltungsmerkmale des Fachwerkes und
auch die Zimmermannsmarkierungen lassen
erkennen, daß beide genannten Abschnitte
der Scheune in einem Zug, nämlich 1797,
erbaut worden sind. Auf den ersten Blick
scheint das auch für den Bereich der dritten
Querdurchfahrt zuzutreffen (Abb. 170b).
Eine nähere Untersuchung weist diesen Teil
jedoch als einen jüngeren Anbau aus. Seine
Ein- bzw. Durchfahrt führt mittig in einen ca.
8,5 m breiten Raum mit einer dichten Balken-
decke. Vor allem der außergewöhnlich hohe
Sockel aus grob behauenen Findlingen läßt
keinen Zweifel darüber zu, daß es sich um
einen - vielleicht nur wenig jüngeren - Schaf-
stall handelt, der der vorhandenen Scheune in
gleicher Firstlinie zugebaut wurde.
Abb. 170b: jüngerer Schafstallanbau mit hohem
Steinsockel
Es handelt sich hier - im Gegensatz zu den
Mehrzweckgebäuden des vorigen Kapitels -
nicht um einen einheitlichen Bauplan,
durch den Scheune, Schafstall und eventuell
noch Speicher unter einem Dach vereint
werden, sondern um ein durch den jünge-
ren Schafstallanbau erst entstandenes
Kombinationsgebäude. Damit erklärt sich
auch der Queraufschluß des Schafstalles,
der für Neugraben untypisch ist; finden wir
in dieser Region doch sonst längsaufge-
schlossene Wandständerställe oder Sparren-
schafställe.
Eine von der regionalen Bautradition ab-
weichende Gestaltung kann es manchmal
schwierig machen, die ursprüngliche Funk-
tion eines Bauwerkes zu ermitteln. So müßte
ein an der Hofauffahrt gelegenes kleines
Nebengebäude auf einer Kötnerstelle in
Ehestorf (Lkrs. Harburg) unter Berücksichti-
gung jüngerer Umbauten als Scheune mit
Längsaufschluß bezeichnet werden (Abb.
171). Der Altbauer des Hofes beharrt jedoch
darauf, daß es sich um einen kurz nach 1800
erbauten Schafstall für ca. 30 Schnucken
handelt, erst sein Großvater habe um 1880
die seitliche Unterfahrt angefügt. Letztere
Aussage fand durch das Aufmaß (Tafel 56)
eine Bestätigung.
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Ein großes quererschlossenes Gebäude auf
dem Großkötnerhof „Lütt Thiemans“ in
Neugraben (Abb. 170a) erinnert zunächst an
die Kombinationsgebäude, die im vorange-
gangenen Kapitel vorgestellt wurden.
Abb. 170a: Neugraben, Stadt Hamburg, querer-
schlossenes Kombinationsgebäude von 1797
Das auch heute noch in seiner Ausführung
und Größe beeindruckende Fachwerkgebäude
von 26 m Länge liegt in ziemlicher Ent-
fernung seitlich vom Haupthaus auf dem
recht weitläufigen Hofraum. Seitens der
Denkmalspflege ist es als Scheune mit drei
Durchfahrten registriert worden. Am Holm
der vorderen, ursprünglich torlosen Durch-
fahrt weist eine Inschrift das Jahr 1797 als
Erbauungsjahr aus. Es ist dies die Einfahrt zu
einer typischen Heuscheune, da sich bei-
derseits - abgetrennt durch Fachwerkwände
mit je einer Türöffnung - je ein balkenfreier
Grundbansenraum von 4,5 m resp. 2,5 m
Breite befindet. Die zweite Durchfahrt führt
in einen sich nach links 5 m tief öffnenden
freien Raum, dessen ursprüngliche Funktion
nicht sicher feststellbar ist. Vermutlich waren
hier unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten
vorgesehen, etwa als Remise, als Brennholz-
lager oder auch als zusätzliche Lagerstätte für
in der Erntezeit überschüssig anfallendes
Getreide. Eine vergleichbare Raumanordnung
hatten wir in der Querdurchfahrtsscheune aus
Narthauen im westlichsten Teil unseres
Untersuchungsgebietes angetroffen. Die
Gestaltungsmerkmale des Fachwerkes und
auch die Zimmermannsmarkierungen lassen
erkennen, daß beide genannten Abschnitte
der Scheune in einem Zug, nämlich 1797,
erbaut worden sind. Auf den ersten Blick
scheint das auch für den Bereich der dritten
Querdurchfahrt zuzutreffen (Abb. 170b).
Eine nähere Untersuchung weist diesen Teil
jedoch als einen jüngeren Anbau aus. Seine
Ein- bzw. Durchfahrt führt mittig in einen ca.
8,5 m breiten Raum mit einer dichten Balken-
decke. Vor allem der außergewöhnlich hohe
Sockel aus grob behauenen Findlingen läßt
keinen Zweifel darüber zu, daß es sich um
einen - vielleicht nur wenig jüngeren - Schaf-
stall handelt, der der vorhandenen Scheune in
gleicher Firstlinie zugebaut wurde.
Abb. 170b: jüngerer Schafstallanbau mit hohem
Steinsockel
Es handelt sich hier - im Gegensatz zu den
Mehrzweckgebäuden des vorigen Kapitels -
nicht um einen einheitlichen Bauplan,
durch den Scheune, Schafstall und eventuell
noch Speicher unter einem Dach vereint
werden, sondern um ein durch den jünge-
ren Schafstallanbau erst entstandenes
Kombinationsgebäude. Damit erklärt sich
auch der Queraufschluß des Schafstalles,
der für Neugraben untypisch ist; finden wir
in dieser Region doch sonst längsaufge-
schlossene Wandständerställe oder Sparren-
schafställe.
Eine von der regionalen Bautradition ab-
weichende Gestaltung kann es manchmal
schwierig machen, die ursprüngliche Funk-
tion eines Bauwerkes zu ermitteln. So müßte
ein an der Hofauffahrt gelegenes kleines
Nebengebäude auf einer Kötnerstelle in
Ehestorf (Lkrs. Harburg) unter Berücksichti-
gung jüngerer Umbauten als Scheune mit
Längsaufschluß bezeichnet werden (Abb.
171). Der Altbauer des Hofes beharrt jedoch
darauf, daß es sich um einen kurz nach 1800
erbauten Schafstall für ca. 30 Schnucken
handelt, erst sein Großvater habe um 1880
die seitliche Unterfahrt angefügt. Letztere
Aussage fand durch das Aufmaß (Tafel 56)
eine Bestätigung.