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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fenster im Baudenkmal — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 12.1994

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Eilhardt, Eva-Maria: Fenster in großstädtischen Denkmalbereichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51143#0045
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sozialen Wohnungsbau waren neugegründete Wohnungsbaugesell-
schaften, Beamtenverbände, Genossenschaften etc. In den Städten
entstanden große Wohnsiedlungen wie z.B. die „Südstadt" in Hanno-
ver. Die zumeist vier bis fünfgeschossigen Wohnbauten bestehen
vielfach aus Klinker. Sie haben eine horizontale Gliederung, sind durch
Zierbänder, expressionistische dreieckige Erker, Spitzbögen u.ä. gestal-
tet. Auch die Fenster dieser Häuser, selbst wenn sie höher als breit
sind und damit ein „stehendes" Format haben, sind durch zahlreiche
Sprossen so gegliedert, daß ein „liegendes" Scheibenformat erreicht
wird, also wieder das horizontale Element deutlich wird. In der Regel
sind die Fenster zwei- oder dreiflügelig und mit einem beweglichen
Oberlicht ausgestattet. Die zweiflügeligen Fenster haben zwei nach
innen zu öffnende Drehflügel. Bei den dreiflügeligen Fenstern stehen
häufig die beiden äußeren fest und nur der mittlere ist als ein nach
innen zu öffnender Drehflügel ausgebildet oder alle drei Flügel öffnen
nach innen. Sie sind einfachverglast, außen verkittet und haben einen
einfachen Deckfaltz. Da sie nach innen zu öffnen sind, ist das untere
Flügelholz der beweglichen Fensterflügel mit einem Wasserschenkel


7 Dreiflügeliges Fenster der zwanziger Jahre mit drehbarem Oberlicht,
Hannover, Tiestestraße (Südstadt).

versehen. Mehrere schmale (maximal 25 mm) horizontal angebrachte
Sprossen, unterteilen die Fensterflügel. Das Verhältnis von Oberlicht
und Fensterflügel ergibt sich aus den durch die Sprossen erzielten
Fensterglasfeldern und beträgt meist 1 zu 3 (Auch hier sind Abwei-
chungen vorhanden wie die Abbildungen zeigen). Vielfach ist der
Kämpfer mit einer profilieren Leiste ausgestattet, dem einzigen Zier-
element der Fenster dieser Zeit. Die Blendrahmen haben einen
Quetsch- bzw. einen einfachen Deckfalz, sie sind in der Regel innen
angeschlagen und zumeist so, daß sie in der Fensteransicht nur wenig
in Erscheinung treten. Die Einbautiefe ist von außen gesehen gering,
so entsteht nur eine knappe Fensterlaibung. Die entsprechend schma-
len Sohlbänke sind häufig mit einer Zinkblechabdeckung versehen.
Der Verschluß besteht aus einem im Fensterflügelholz versenkten
Drehmechanismus („Krücke"). Während in den Gebäuden der Grün-
derzeit die Farbgebung der Fenster sehr dunkel war, wird bei den
Bauten der zwanziger Jahre die Fensterfarbe „weiß" eingeführt. Es
wird eine stark graphische Wirkung der Fenster erzielt, denn die Glas-
scheiben der Fenster erscheinen von außen immer dunkel. Als seltene


8 Zweiflügeliges Fenster der zwanziger Jahre mit kippbarem Oberlicht,
Hannover, Geibelplatz (Südstadt).

Ausnahmen hat es mehrfarbige Fenster gegeben (z. B. in der Berliner
Onkel-Tom-Siedlung von Bruno TAUT/Hugo HÄRING gelb-schwarz-
rote Farbgebung eines Fenstertypes).


9 Zweiflügeliges Fenster der zwanziger Jahre mit feststehendem Ober-
licht, Hannover, Redenstraße (Südstadt).

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