Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
13


10 Kanzel, Ecclesia mit dem Kirchenmodell vom
Schalldeckel. Nach Abnahme der Übermalungen 1964.

11 Rekonstruktionsversuch: Ostansicht Querhaus und Chor
mit Apsiden, Hermann Haiduck 1999.



12 Reste der romanischen Wandmalerei im Südquerhaus
nach Freilegung und Restaurierung 2006, Aufnahme 2011.

saal nach Westen verlängert und auf die heutige
Höhe gebracht.2 Den wiederum nicht gewölbten
Raum belichteten je drei hochliegende Fenster in der
Süd- und Nordwand. Bemerkenswert ist in diesem
Zusammenhang die Ausbildung des mittleren Ober-
gadenfensters der Nordwand als Rundfenster. Diesen
Zustand gibt das Kirchenmodell wieder, das die Bekrö-
nungsfigur des Kanzeldeckels von Ludwig Münster-
mann im Arm trägt3 (Abb. 10).
Noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dürfte
die Kirche nach Abbruch des alten Chores um das
heutige Querhaus und einen Chor von geringer Tiefe
erweitert worden sein. An die Querhausarme waren
im Süden und Norden Apsiden angefügt, deren Fun-
damente zum Teil noch gut erhalten sind. Der Chor
schloss ebenfalls mit einer Apsis (Abb. 11). Wand-
pfeiler, Eckdienste sowie Reste von Schildbögen und
Wandkonsolen deuten darauf hin, dass das Querschiff
in drei Joche unterteilt und gewölbt werden sollte. Die
differenzierte Aufgliederung der Wandflächen durch

flache Ausmuldungen und die ursprüngliche Vertei-
lung der Fensteröffnungen lassen vermuten, dass die
Errichtung achtteiliger Domikalgewölbe nach rhei-
nisch-westfälischem Vorbild geplant war.4 Es gibt
Anzeichen dafür, dass dieser Plan schon sehr frühzei-
tig aufgegeben wurde. So dürfte die extreme Schief-
stellung der östlichen Wandpfeiler infolge offenbar
nicht ausreichender Gründung im Randbereich der
nach Osten erweiterten Kirchenwurt bereits während
der Bauzeit entstanden sein und zum Verzicht auf die
komplizierte Wölbung geführt haben. Die anlässlich
der Innenrestaurierung des Querschiffes im Jahre
2006 freigelegte erste Oberflächenbehandlung der
Wände zeigt einen stark geglätteten, ockerfarbenen
und stellenweise mit ornamentaler Malerei versehe-
nen Wandputz, der vollendete und unfertige Ansatz-
punkte der geplanten Wölbung gleichermaßen über-
deckte. Die Wandmalerei nimmt Bezug auf die An-
sätze der nicht ausgeführten Gewölbe und erstreckte
sich bis in die darüberliegende Giebeldreiecke. Wahr-
scheinlich gab es demnach statt der geplanten
 
Annotationen