Uwe Pleninger
Beobachtungen zur Werk- und Fasstechnik der Kanzel
85
Die fasstechnischen Methoden und Rezepturen lassen
sich heute aus Werkstattbüchern und zeitgenössi-
schen Publikationen erschließen. Vergleicht man die
Befunde der ersten Fassungsschichten auf der Boden-
kirchener Kanzel mit den Angaben in diesen Quellen-
schriften, stellt sich die Frage, ob Münstermann in sei-
ner Werkstatt solche aus der Lackkunst stammenden
Techniken selbst angewendet hat, um seinen Arbeiten
nicht nur einen Schutzüberzug geben, sondern auch
eine repräsentative Oberflächenveredelung zu verlei-
hen; oder ob ein in der Lackkunst erfahrener Kunst-
handwerker sein Werk vollendet hat.
Die Fassung von 1631
Als erste Schicht findet man auf den Holzoberflächen
der Bodenkirchener Kanzel allerdings einen Leimüber-
zug (Vorleimung), auf dem eine weitere, vom Ver-
fasser mikrochemisch nachgewiesene Schicht aus Öl
lag. Der Leimüberzug kann als gängiger Holzschutz
von der Münstermann-Werkstatt aufgebracht wor-
den sein, war aber auch für die weitere Oberflächen-
veredelung erforderlich. In den Quellenschriften wird
beschrieben, dass Holz vorgeleimt werden muss, um
einen gleichmäßigen Farbauftrag zu erhalten. Weiter
wird beschrieben, dass erst nach dem Trocknen des
Leims die Grundierung durchzuführen ist. Nach deren
Austrocknen kann geglättet werden, um weitere
Schichten aufzutragen. Als Grundierung wird nicht
nur Weiß verwendet, sondern auch Rot, Braun,
Schwarz und Gemische, die in Öl, Harz, Öl-Harz oder
Leim gebunden wurden.
Die Fassung von 1638
Marmorierung
Schon in mittelalterlichen Quellenschriften wird be-
schrieben, wie auf Säulen und Pilastern schwarzer
Marmor herzustellen ist. So ist bei Heraclius zu lesen:
„Falls du es aber marmorieren wolltest, auf einem
Farbengrunde, braun oder schwarz, oder sonst einer
Farbe, so kannst du es nach dem Trocknen marmorie-
ren."14 Entsprechend diesen Angaben ist an den
Säulen des Kanzelkorbs die Marmorierung von 1638
aufgebaut (Abb. 94).
Erst auf einem so präparierten Grund konnte ein
schwarzer Marmor imitiert werden, der im vorliegen-
den Fall mit opaken bis transparenten Lasuren ange-
legt wurde. Erst nachdem dieser Farbauftrag vollstän-
dig getrocknet war, konnte der marmortypische
Dekor mit weißen und farbigen Adern aufgesetzt
werden, um die Vermischung mit dem Schwarz zu
vermeiden. Darauf wird in den Quellenschriften
ausdrücklich hingewiesen. Darüber folgten dann in
mehreren Schichten noch Firnisüberzüge, durch
die Tiefenlicht erzeugt wurde.
Lacke und Firnisse
In den Quellenschriften des 17. Jahrhunderts (z. B. im
De Mayerne-Manuskript)’5 findet man Angaben zur
Herstellung von Firnissen aus natürlichen Harzen wie
Mastix, Sandarak, Bernstein oder auch Schellack.
Hierin sind die Auswirkungen der in Mode gekomme-
nen Lackkunst zu erkennen, die sich auch an der
94 Reste der schwarzen Marmorierung von 1638 an einem Säulenschaft.
Beobachtungen zur Werk- und Fasstechnik der Kanzel
85
Die fasstechnischen Methoden und Rezepturen lassen
sich heute aus Werkstattbüchern und zeitgenössi-
schen Publikationen erschließen. Vergleicht man die
Befunde der ersten Fassungsschichten auf der Boden-
kirchener Kanzel mit den Angaben in diesen Quellen-
schriften, stellt sich die Frage, ob Münstermann in sei-
ner Werkstatt solche aus der Lackkunst stammenden
Techniken selbst angewendet hat, um seinen Arbeiten
nicht nur einen Schutzüberzug geben, sondern auch
eine repräsentative Oberflächenveredelung zu verlei-
hen; oder ob ein in der Lackkunst erfahrener Kunst-
handwerker sein Werk vollendet hat.
Die Fassung von 1631
Als erste Schicht findet man auf den Holzoberflächen
der Bodenkirchener Kanzel allerdings einen Leimüber-
zug (Vorleimung), auf dem eine weitere, vom Ver-
fasser mikrochemisch nachgewiesene Schicht aus Öl
lag. Der Leimüberzug kann als gängiger Holzschutz
von der Münstermann-Werkstatt aufgebracht wor-
den sein, war aber auch für die weitere Oberflächen-
veredelung erforderlich. In den Quellenschriften wird
beschrieben, dass Holz vorgeleimt werden muss, um
einen gleichmäßigen Farbauftrag zu erhalten. Weiter
wird beschrieben, dass erst nach dem Trocknen des
Leims die Grundierung durchzuführen ist. Nach deren
Austrocknen kann geglättet werden, um weitere
Schichten aufzutragen. Als Grundierung wird nicht
nur Weiß verwendet, sondern auch Rot, Braun,
Schwarz und Gemische, die in Öl, Harz, Öl-Harz oder
Leim gebunden wurden.
Die Fassung von 1638
Marmorierung
Schon in mittelalterlichen Quellenschriften wird be-
schrieben, wie auf Säulen und Pilastern schwarzer
Marmor herzustellen ist. So ist bei Heraclius zu lesen:
„Falls du es aber marmorieren wolltest, auf einem
Farbengrunde, braun oder schwarz, oder sonst einer
Farbe, so kannst du es nach dem Trocknen marmorie-
ren."14 Entsprechend diesen Angaben ist an den
Säulen des Kanzelkorbs die Marmorierung von 1638
aufgebaut (Abb. 94).
Erst auf einem so präparierten Grund konnte ein
schwarzer Marmor imitiert werden, der im vorliegen-
den Fall mit opaken bis transparenten Lasuren ange-
legt wurde. Erst nachdem dieser Farbauftrag vollstän-
dig getrocknet war, konnte der marmortypische
Dekor mit weißen und farbigen Adern aufgesetzt
werden, um die Vermischung mit dem Schwarz zu
vermeiden. Darauf wird in den Quellenschriften
ausdrücklich hingewiesen. Darüber folgten dann in
mehreren Schichten noch Firnisüberzüge, durch
die Tiefenlicht erzeugt wurde.
Lacke und Firnisse
In den Quellenschriften des 17. Jahrhunderts (z. B. im
De Mayerne-Manuskript)’5 findet man Angaben zur
Herstellung von Firnissen aus natürlichen Harzen wie
Mastix, Sandarak, Bernstein oder auch Schellack.
Hierin sind die Auswirkungen der in Mode gekomme-
nen Lackkunst zu erkennen, die sich auch an der
94 Reste der schwarzen Marmorierung von 1638 an einem Säulenschaft.