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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

DOI Artikel:
Ippel, Albert; Schazmann, Paul; Darier, Gaston; Loeschcke, Siegfried; Conze, Alexander; Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1910-1911
DOI Artikel:
Loeschcke, Siegfried: 5: Sigillata-Töpfereien in Tschandarli. (Berichte über die Ergebnisse einer Versuchsgrabung i. J. 1911)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0404
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S. LOESCHCKE. V. TSCHANDARLI

henkelte Schüsseln fabriziert. Im Friedhof am Eridanos sah
ich 1911 ihre angeschnittenen Ablagerungen und in Brueck-
ners Publication des Friedhofs ist ein vollständiges Exem-
plar veröffentlicht, Abb. 77, S. 21, 120.
Was diese grossen Schüsseln und Näpfe der kleinasia-
tischen Werkstatt so besonders interessant macht, ist der
Umstand, dass sie ein Zwischenglied zwischen den
feinen Sigillaten und dem groben Geschirr bil-
den. Denn — wie wir schon sahen — sind nicht alle Stücke
rot überfärbt, ein Teil ist vielmehr vollkommen thongrundig,
und auch bei den rotgefärbten Stücken findet sich, wie
gesagt, der Überzug nur im Innern des Gefässes, während
die thongrundige Farbe der kaum geglätteten Aussenseite
in etwa an helle moderne Blumentöpfe erinnert. Ausgespro-
chenen Glanz zeigt der Überzug nur bei den kleineren,
genügend geglätteten Exemplaren ; zumeist ist er von
stumpfer Farbe, braunrot, seltener gelbrot; ist er rauch-
durchzogen, so nimmt er tiefschwarze Farbe an, wie wir
es z. B. von Fragmenten der Typen 10 und 33 schon ken-
nen, und springt in diesem Zustand meist ab. Wären diese
schwarzen Fragmente nicht mitten unter Sigillatascher-
beu gefunden worden, im Abfall einer Sigillatatöpferei, so
würde man sie zunächst eher unter diejenigen Gefässe rech-
nen, die wir in Deutschland als ‘gefirnisst’ oder ‘farbge-
tränkt’ bezeichnen '. Ist man aber einmal auf die Zugehörig-
keit dieser Stücke zur Sigillataindustrie aufmerksam gewor-
den, so erhält man durch diese Töpfereifuude aus Tschan-
darli nachdrückliche Belegstücke in die Hand für die en-
gen Zusammenhänge, die zwischen der Sigillata
und der Firnisware bestehen. Wie sie in der Frühzeit
der Sigillataindustrie besonders scharf hervortraten, z. B·
bei den schwarz-roten Fehlbrandscherben mit glänzendem
Überzug aus Pergamon, so auch in der Spätzeit. Denn das
soeben besprochene Geschirr aus Tschandarli lehrt uns

1 In der römisch - germanischen Literatur ist diese Gruppe in letzter
Zeit völlig zu Unrecht und Verwirrung anrichtend bisweilen auch als
‘glasierte Ware’ bezeichnet worden.
 
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