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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Winter, Franz: Der Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0015
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DER OSTGIEBEL DES ZEUSTEMPELS ZU OLYMPIA 9

um eine solche, die nicht Mann gegen Mann ausgetragen wird.
Darin aber, wie die Helden in dieser Abkehr voneinander
dastehen, ist ihr entgegengesetztes Wesen zum Ausdruck ge-
bracht 1. Oinomaos, grade aufgerichtet, mit gehobenem Haupt,
die rechte Hand fest in die Hüfte gesetzt, erscheint wie das
Bild des seiner Kraft und Macht sich bewußten und seine
Selbstsicherheit zur Schau tragenden Mannes. Trotzend auf
die Überlegenheit, mit der er alle früheren Gegner geworfen
hat, fiihlt er sich des Sieges auch über den neuen Gegner
gewiß. Pelops vertraut nicht weniger auf seinen Sieg, aber er
zeigt das nicht. In fast bescheidenem Auftreten steht er da,
auch er grade aufgerichtet, aber in beweglicherer Haltung und
nicht mit gehobenem, sondern nach vorn und zur Seite ge-
neigtem Haupt. Er neigt das Haupt, denn er fühlt die Nähe
des Gottes. Durch dessen Anwesenheit gewinnt das in der
Stellung der beiden Helden Ausgedrückte seinen tieferen Sinn.
Ihr inneres Wesen wird in ihrem Verhalten zur Gottheit gezeigt.
Oinomaos, abgekehrt vom Gotte, steht für sich als einer, der
nur auf sich selbst und seine eigene Kraft baut. In Pelops ist
das Bild des gottvertrauenden, in dem Schutz und der Hilfe
der göttlichen Macht die Gewähr des Sieges findenden Mannes
gezeichnet. Aus der durch die Stellung zur Gottheit gegebenen
Charakterisierung der Helden entwickelt sich nun als der eigent-
lichen Grundidee das ganze übrige des Bildes, erklärt sich der
gewählte Moment der dargestellten Situation. Die Helden sind
nicht der Mitte zu, sondern von der Mitte aus nach den Flügeln
hin gewendet, wo ihre Gespanne stehen. Alles Vorbereitende
ist zum Abschluß gelangt, dazu gehört auch das Opfer. Der
Moment zum Aufbruch zur Fahrt ist gekommen. Mit leichter
Biegung des beweglichen Körpers wendet sich Pelops zur Seite,
um das auf ihn wartende, zur Abfahrt fertig gehaltene Gespann
zu besteigen. Oinomaos aber kehrt sich seinem Gefolge zu,
um der noch in voller Untätigkeit verharrenden Mannschaft
den Befehl zu der nun auch für ihn erforderlich werdenden
Bereitmachung seines Gespannes zu erteilen. Nur das kann
der geöffnete Mund des Königs, wenn denn schon daraus auf
ein Sprechen geschlossen werden muß, bedeuten.

1 Vgl. Pfuhl, Arch. Jahrb. XXI 1906, 162.
 
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