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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Aus Berliner Bauakten
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0016
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Aus Berliner Bauakten

Während allenthalben in den Kreisen des deut-
schen Baugewerbes über schweren wirtschaft-
lichen Niedergang geklagt wird und die private
Bautätigkeit infolge der kritischen Lage des Geld-
marktes allgemein darniederliegt, werden gleichzeitig
von der Staatsverwaltung bedeutende Bauunter-
nehmungen vorbereitet, die durch den Umfang der
Objekte nicht weniger
als durch den Gegen¬
stand des künstleri¬
schen Problems das
allgemeine Interesse in
Anspruch nehmen.
Zunächst wird die
Verwaltung des Reichs¬
heeres und der Kaiser¬
lichen Marine im Ver¬
folg der neuen Gesetze
über die Friedensstärke
als Bauherrin großen
Stils auf den Plan tre¬
ten: im Etat der Wehr¬
vorlage ist für die
neuen, durch die ge-
steigertenRaumbedürf-
nisse der Militärverwal¬
tung bedingten Bau¬
ausführungen die statt¬
liche Summe von
216870180 Mark aus¬
geworfen. In diesem
Betrag sind freilich
auch die Ausgaben
schon enthalten, die für
die Beschaffung neuer
Truppenübungsplätze,
für die Anlage von
Schießplätzen und für
Ausrüstungszwecke er¬
forderlich sein werden;
immerhin aber bleibt
für ausschließlich bauliche Unternehmungen noch
ein ansehnlicher Restbetrag übrig, den man —
soweit es sich um die architektonische Gestaltung
der geplanten Neubauten handelt — gern in einer
der jungen deutschen Baukultur würdigen Weise
verwendet wissen möchte. Es wäre zu wünschen,
daß sich die Garnisonverwaltung in dem Augen-
blick, wo sie nicht unbeträchtliche Teile des
Nationalvermögens zur Deckung der entstehenden
Baukosten heranzieht, auf ihre ehrwürdigen Tra-
ditionen besinnt, wie sie namentlich in Berlin noch
in den Denkmälern militärischer Nutzarchitektur aus
der Zeit Friedrichs des Großen erkennbar sind.

Es sei an das Invalidenhaus in der Scharnhorst-
straße und an die Kaserne des 2. Garderegiments in
derFriedrichstraße erinnert, die beide in ihrer knappen,
jeden ornamentalen Beiwerks sich enthaltenden Aus-
drucksweise den Weg andeuten, auf dem auch für
den einfachen Nutzbau eine wirkungsvolle Erschei-
nung gefunden werden kann. Wenn es möglich ist,
etwas von der charak-
tervollen, militärisch
strengen Haltung, die
diese Bauwerke aus-
zeichnet , auch den
neuen Garnisonbauten
zu vermitteln, so wird
der preußische Kaser-
nenbau nicht mehr nur
in technischer Hinsicht
durch seine vortreff-
lichen sanitären Ein-
richtungen die Bewun-
derung des Auslandes
erregen, sondern er
wird auch in künst-
lerischer Beziehung das
Ansehen und den Ruhm
altpreußischer Heeres-
disziplin zu rechtfer-
tigenvermögen. Einige
hoffnungsvolle Ansätze
sind ja bereits zu ver-
zeichnen: die nach
Plänen des Architekten
Ed. Schimpff in Straß-
burg i. E. ausgeführte
Feldartilleriekaserne ist
eine moderne Muster-
anlage, und die zurzeit
in Ausführung begrif-
ene Infanteriekaserne
in Heide, die nach
einem Entwurf der
Berliner Architekten Jürgensen & Bachmann er-
richtet wird, darf, nach den Plänen zu urteilen,
als ein weiteres Merkmal fortschrittlicher Gesinnung
auch auf diesem der Obhut der staatlichen Bau-
verwaltung vorbehaltenen Gebiete betrachtet werden.
Ein anderes großes Projekt der staatlichen Bau-
verwaltung, der Neubau des königlichen Opern-
hauses in Berlin, beschäftigt nach wie vor noch
die Öffentlichkeit, ohne daß man sagen könnte, es
sei für dieses bedeutende Bauvorhaben zugleich
auch eine lebendige, in Rede und Gegenrede sich
äußernde Teilnahme der Allgemeinheit zu verspüren.
Das breite Publikum steht dieser Neubaufrage mit


Fritz Bräuning
Berlin-
Tempelhof

Joachimsthalsches Gymnasium
in Templin (Mark). Eingang
des Beamtenwohnhauses

Architektonische Rundschau 1914
Seite 4
 
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