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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Former, Alexander: Erweiterung von Baudenkmälern
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0082
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Erweiterung von Baudenkmälern

Von Dr.-Ing. Alexander Former, Augsburg

In der Frage der Wiederherstellung und Er-
weiterung historischer Bauten schwanken die
Ansichten noch immer hin und her, noch immer ist
man sich trotz der Denkmalpflegetage nicht einig
darüber, soll das Baudenkmal in seinem ursprüng-
lichen Stile erweitert werden oder soll man bei
Erweiterungen auch das Neue als ein Zeichen
unserer Zeit kennzeichnen und in ihnen den Ge-

schmack unserer Zeit ausdrücken. — In letzter
Zeit haben sich gerade wieder die Fälle ge-
mehrt, die den Ausbau alter Bauwerke in neu-
zeitlichem Sinne ganz entschieden ablehnen. So sei
vor allem an den Erlaß des Ministers der öffent-
lichen Arbeiten erinnert, der dieses in klar aus-
gesprochener Weise auch für Neubauten tut, ganz
zu schweigen von Erweiterungsbauten historischer
Gebäude, ferner an den vorjährigen Er-
laß eines westdeutschen Kirchenfürsten,
der auch für Neubauten den gotischen
oder romanischen Stil vorschreibt, und
endlich an die Rede des Abgeordneten
Universitätsprofessors Dr. Hauptmann,
der unwidersprochen am 12. April v. J.
im preußischen Abgeordnetenhause es
„als ganz selbstverständlichen Grund-
satz“ hinstellte, „daß bei Restaurierungen
die Sachen so wiederhergestellt werden,
wie sie ursprünglich gewesen sind, und
daß man keine Verbesserungen und
Zutaten macht, die vorher nicht da
waren.“
Diesen mehr theoretischen Ausfüh-
rungen hat sich nun auch ein Beispiel
aus der Praxis zugesellt, es handelt sich
dabei um den Ausbau des Freiberger
Domes. Bekanntlich waren zur Er-
langung von Entwürfen zum Ausbau
des Domes zwei Wettbewerbe ausge-
schrieben, der eine 1906, in dem nur
geschichtlich empfundene Entwürfe preis-
gekrönt wurden, der andere 1911, in
dem Professor Dr. Bruno Schmitz den
Preis und auch die Bearbeitung der
Ausführungsentwürfe erhielt. Dieser
hervorragende Entwurf ist ein Aus-
druck unseres Zeitgeschmackes und zeigt
sich als organische Fortsetzung der ver-
schiedenen Zeiten entspringenden, am
Dom bisher angewandten Stilformen.
Aber auch hier sind der Ausführung
Schwierigkeiten erwachsen. Es hat

Fritz Bräuning, Gemeindedoppelschule in Berlin-Tempel-
Berlin-Tempelhof hof. Treppenhaus. (Vergl. Tafel 131)


Architektonische Rundschau 1914
Seite 70
 
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