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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Goettel, Jakobus: Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher Siedlungen, sogenannter Gartenvorstädte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0069
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Hans Fässy und Hans Land- Realgymnasium Duisburg-Ruhrort. Wettbewerbs-
grebe, Düsseldorf und Barmen entwurf. Erster Preis. (Vergl. Tafel 115—116)


Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher
Siedelungen, sogenannter Gartenvorstädte
Von Jakob Goettel, Stuttgart
(Fortsetzung und Schluß)

Das Treppenhaus endlich ist ein schwieriges
Kapitel. Ist es zu eng, so schimpft man.
Gestaltet man es geräumiger, mit breiterer Treppe
und Flur, wundert man sich günstigenfalls über
die hohen Hausbaukosten. Also den goldenen Mittel-
weg! Er wird erleichtert, wenn der Abort geschickt
eingebaut, daneben der Keller noch menschlich zu-
gängig gemacht und eine halb gewendelte Treppe
angeordnet wird. Die Mehrkosten dieser Treppe
werden durch Raumersparnis und glücklicheren
Grundriß überhaupt mehr als wettgemacht. Nur
breite Typen mit der Treppe in der Mitte und
Räumen zu beiden Seiten erheischen eine gerad-
läufige Treppe. Der etwa 3,5 Geviertmeter große, nicht
unter 1,10 m breite Eingangsflur ist auch bei den
kleinsten Typen nicht zu groß, wenn er zugleich
den Abort zugängig macht. Man kann mindestens
1,50—2 Geviertmeter vom Flur für ihn abziehen, die er
an anderer Stelle immer notwendig hätte; d. h. nur
dann nicht, wenn er überhaupt von außen zugängig
ist, wie es die weniger verwöhnten Leute in Gronauer
Wald lieben. Allerdings kann dann auch das
Treppenhaus um ein Geringes kleiner sein. Wirt-
schaftlich bestimmend für die Lage des Aborts ist
natürlich auch die Art der Fäkalienabführung bzw.
ihrer Benutzung im Garten. Gute Dienste tut neben
der erforderlichen Lüftung auch eine Öffnung nach
außen von 15/15 cm am Boden des Abortes. Den

Ort selbst sollte man in keiner Weise stiefmütterlich
behandeln — hell und nicht nüchtern, mit einem
hübschen Fries. Wir gehen noch längst nicht weit
genug in der künstlerisch gemütvollen Ausgestaltung
des Hausinnern. So muß auch der Flur bedacht
werden: wohnlich warm in den Farben oder Tapeten
der Wände, Fußböden und Decken; im ganzen natür-
lich so, daß eine Steigerung im Wohnraum zu fühlen
ist. Auf 1,20 m Breite und 2 m Höhe ordne ich an
geeigneter Stelle der Flurwand eine Garderobe so an,
daß sie mit den Kleidern nicht zu sehr vorsteht. Ich
spare diese Fläche in der Riegelwand aus, setze
Gipsdielen ein und erreiche eine Vertiefung von
8 cm. Ein bunter Vorhang deckt die Kleider und gibt
dem Flur eine behagliche Note mehr. Beleuchtet
wird er durch ein Türfenster mit einem kleinen
Flügelchen. Man veranlasse auch die Leute, einige
kleine Bilder in den Flur zu hängen. Sie sollen und
können aus dem Mietskasernencharakter heraus.
Die Decken der Wohnzimmer sollten nie ganz
weiß sein, leichte Betupfung wirkt um viele Grade
wohnlicher. Die nutzlosen Fladen können dann ge-
spart werden. Die Wohnecken und Erker schließe
man zum Hauptraum hin durch eine schöne Sturz-
form ab. Als Fußbodenbelag haben Linoleum wie
Riemen Vor- und Nachteile. Mit ersterem ist viel-
leicht bessere farbliche Raumwirkung zu erreichen,
man schluckt aber mehr Staub als bei öfter naß auf-

Arehitektönische Rundschau 1914
Seite 57
 
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