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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Ausbildung und Prüfungen des Architekten, [1]: Eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0041
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Paul Bonatz & F. E. Schöler Ministerial- und Landtagsgebäude für Oldenburg i. Gr.
(B.D.A.), Stuttgart Photographie nach dem Modell. (Vergl.Tafel 67—68)


Ausbildung und Prüfungen des Architekten
Eine Umfrage*)

Als der Herausgeber dieser Zeitschrift die augen-
L blicklich besonders bedeutsame Frage, wie es
vielleicht möglich wäre, die Ausbildung des Archi-
tekten den Anforderungen des Berufes besser an-
zupassen, hier aufwarf, konnte das bei allem Willen
zur leidenschaftslosen Erkenntnis nur in Form einer
klar ausgesprochenen Stellungnahme geschehen. Es
erschien von vornherein ausgeschlossen, daß diese
notwendigerweise einseitige und vielleicht manchem
Fachgenossen zu weitgehende Auffassung mit dem
Anspruch auf autoritativen Einfluß auftreten könnte;
nur als eine Anregung konnte sie von Nutzen sein.
Um einen wirklich wertvollen Beitrag für eine
Reform der heutigen Hochschulverhältnisse aus
einer solchen Anregung zu gewinnen, erschien es
wünschenswert, die Stellung kennen zu lernen, die
ein beachtenswerter Teil unserer besten Architekten
und Architektenerzieher zu ihr einnehmen würde.
Es konnte deshalb nur der guten Sache förderlich
sein, wenn der Herausgeber um eine solche Stellung-
nahme bat, um den Lesern ein möglichst objektives
Bild der verschiedenen Meinungen über die an-
geregte Frage bieten zu können. Daß dabei auch
abweichende Ansichten zur Geltung kamen, erscheint
nur als selbstverständlich. Im Folgenden seien die
in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellten
brieflichen Äußerungen wiedergegeben:
Professor Dr. German Bestelmeyer (B.D.A.),
Dresden:
„Ich begrüße Ihre Ausführungen sehr als wert-
volle Anregung. Für besonders bedauerlich halte ich
*) Vergl. Heft 1 und 2 dieses Jahrgangs.

es, daß an unseren Hochschulen vielfach das eigent-
liche Fachstudium auf Kosten von minder wichtigen
Hilfsfächern zu kurz kommt. Auf die Ausbildung
im Zeichnen sollte mehr Wert gelegt werden, damit
der Studierende in der charakteristischen Formen-
beherrschung größere Sicherheit erlangt. Dies scheint
mir besonders wichtig für die Detaillierung der
Architektur. Es müßte gerade in unserer Zeit wieder
mehr die Kunst des Gliederns einer Architektur
gepflegt werden. Deshalb erachte ich es auch für
höchst wünschenswert, wenn sich die werdenden
Architekten viel mit dem Studium und mit zeichneri-
schen Maßaufnahmen an alten Bauten beschäftigen/*
Professor Dr. Hermann Billing (B.D.A.),
Karlsruhe i. B.:
„Der Lehrplan für die Architektur-Studierenden
an den deutschen Hochschulen enthält drei ver-
schiedenartige Lehrgebiete: die konstruktiv-tech-
nische, die künstlerische und die wissenschaftliche
Ausbildung. Es erscheint mir ausgeschlossen —
eine mittlere Begabung des Studierenden voraus-
gesetzt —, in der kurzen Zeit von vier Jahren die
genannten Fachgebiete nebeneinander so zu unter-
richten, daß sie ein gleich günstiges Resultat zeitigen.
Im allgemeinen ist die Zeit für die künstle-
rische Entwicklung zu kurz. Es dürfte sich emp-
fehlen, in die Hochschulsemester ein Jahr praktische
Betätigung auf einem Bureau für Bauausführungen
einzuschalten.
Die letzten zwei Semester auf der Hochschule
sollten ausschließlich der künstlerischen Aus-
bildung gewidmet sein.“

A. Stürzenacker, Karls- Konversationshaus in Baden-Baden,
ruhe in Baden Wirtschaftsgebäude. (Vergl.Tafel73-75)


Architektonische Rundschau 1914
Seite 29
 
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